Hamburgs Ex-Bürgermeister Ole von Beust ist jetzt wirklich Privatmann. Er bestätigt seine Beziehung zu dem jungen Lukas Förster.
Hamburg. Es ist kühl und windig, ein Spätsommerabend an Hamburgs neuer Flaniermeile Hohe Bleichen. Armani eröffnet seine neuen Boutiquen. Von den Bismarcks ist Carl-Eduards Frau Natalie gekommen, Blitzlichtgewitter beim Auftritt von heimischen Moderatorinnen und Musicaldarstellerinnen. Auch Hamburgs First Lady Simone Ahlhaus kam zur Einweihung des neuen Modetempels - und neben anderen Prominenten der Stargast des Abends: Ole von Beust, 55, Altbürgermeister. Der CDU-Politiker, der Hamburg neun Jahre lang regierte. Schräg hinter ihm ein junger Mann. Sein Name: Lukas Förster. Schlaksig und 19 Jahre alt. Beruf: Medizinstudent in Hamburg, nach eigenen Angaben.
Medienbericht: Von Beust nimmt Teilzeitjob an
Am gleichen Tag, etwa fünf Stunden vorher, hatte Ole von Beusts Nachfolger Christoph Ahlhaus seine Regierungserklärung abgegeben, in der Bürgerschaft, dem Hamburger Parlament, hatte ausgeführt, wie es mit dem Regieren in der Hansestadt nach der Ära Ole von Beusts weitergehen soll. Beust ist damit nun endgültig Bürgermeister a. D. Außer Dienst und Privatmann, soweit man das als Altbürgermeister für den Rest seines Lebens in der Hansestadt Hamburg sein kann.
Auf dem schwarzen Teppich vor den Armini-Shops wirkt Ole von Beust gelöst, scherzt mit den Fotografen, und zu dem Zeitpunkt hat noch keiner so richtig mitbekommen, dass der Auftritt mit dem jungen Mann an seiner Seite eine verschlüsselte Botschaft enthält. Ole von Beust zeigt sich erstmals bei einem öffentlichen Auftritt mit einem Lebensgefährten. Im Grunde eine Sensation, denn der Politiker von Beust hatte sein Privatleben extrem abgeschirmt.
Dass er homosexuell ist, wussten die wenigsten, bis der Skandalpolitiker Ronald Schill den Bürgermeister mit einer vermeintlichen Beziehung zu Justizsenator Roger Kusch zu erpressen versuchte. Das war im Spätsommer 2003, und von Beust warf seinen Innensenator umgehend aus der Regierung. Doch auch da bekannte sich der Politiker von Beust nicht zu seiner sexuellen Orientierung.
Das erledigte wenig später für ihn sein Vater Achim Helge, der in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" die Homosexualität seines Sohnes öffentlich machte. Mit "Herzklopfen" sei er damals zum Briefkasten gegangen, um die Sonntagszeitung mit seinem Outing zu holen, bekannte er später. Typisch Ole von Beust: Er selber musste sich nicht äußern über sein Privatestes, um das er sein Leben lang einen dichten Sperrgürtel gezogen hatte. Weitere Interviews dazu lehnte er ab: Es sei doch alles gesagt.
Bis zu diesem Freitag. Dem Abendblatt bestätigte er auf die Frage nach dem jungen Mann an seiner Seite in der Armani-Boutique: "Wir leben zusammen. Alles Weitere ist privat und soll privat bleiben." Zudem sei der gemeinsame Auftritt nicht als Outing gedacht gewesen: "Die Veranstalterin hat mich eingeladen. Da ich sie sehr schätze, habe ich zugesagt."
Nach seinem Rücktritt am 18. Juli hatte nicht nur Hamburg gerätselt, warum der erfolgreiche Bürgermeister Ole von Beust so unvermittelt sein Amt weggibt. Amtsmüde, hieß es, sei er schon lange gewesen. Er selber sprach davon, mehr Zeit fürs Private haben zu wollen. Er klagte öffentlich über den Druck, nie unbeobachtet einfach der Mensch Ole von Beust sein zu können. In den Wochen nach seinem Rücktritt verbrachte der 55-Jährige die meiste Zeit auf seiner Lieblingsinsel Sylt, wo er eine kleine Wohnung besitzt. Hamburgs Tuschel-Society hatte ihn dort mehrfach an der Seite eines jungen Mannes gesehen - und sie waren öffentlich vertrauter miteinander, als man es von Ole von Beust kannte. "Ist er der Grund für den Rücktritt?", fragten sich manche. Dem trat Beust am Freitag energisch entgegen. Seine Amtsniederlegung habe nichts mit seinem Lebenspartner zu tun. Er sagte dem Abendblatt: "Das ist Unsinn. Ich war 17 Jahre Berufspolitiker und hatte natürlich auch über diese Zeit ein Privatleben. Das hat meine beruflichen Entscheidungen aber niemals beeinflusst." Auch bei künftigen offiziellen Anlässen werde er nicht mit Partner auftreten. "Das ist nicht geplant. Aber ich verstecke mich auch nicht, das habe ich nie getan und werde es jetzt auch nicht tun."
In der "Bild"-Zeitung schob er dann noch nach, privat habe er schon immer offen schwul gelebt. Sein Schwulsein habe ihn nie politisch behindert. Früher habe es den einen oder anderen Drohanruf gegeben, man habe ihn hier oder dort gesehen. Das habe sich aber gelegt.
Und Ole von Beust äußert sich dazu, wie er das sieht mit Homosexualität und Liberalität in Deutschland. "Vordergründig sehr tolerant, aber manchmal bröckelt die Fassade. Natürlich wird getuschelt, aber das gilt für jegliche Beziehung", sagte er der "Bild". Künftig will Beust wieder als Anwalt arbeiten, was er schon vor seiner Zeit als Bürgermeister tat, und in einer großen Unternehmensberatung als Berater, in politischen und juristischen Belangen. In Hamburg will er ausdrücklich nicht tätig werden. Nur auf nationaler und internationaler Ebene. Von Beust: "Dafür muss ich mein Englisch aber noch verbessern."
Am Mittwochabend bei der Armani-Eröffnung hatte er sich noch weit zurückhaltender gegeben. Er war mit seinem Freund Lukas Förster gekommen, wehrte aber alle Fragen nach dem Beziehungsstatus ab. Der junge Mann selber bedeutete, er sei ein weitläufiger Verwandter, ein "Großcousin".