Die Finanzaufsicht prüft Insiderhandel. Viele Mieter gehen auf die Barrikaden. Aber es gibt Hoffnung für Hamburger in Schimmel-Wohnungen.
Hamburg. Der Druck auf den Chef des Immobilienkonzerns Gagfah steigt: Während in Hamburg Mieter und Mieterverbände wegen verwahrloster und schimmeliger Wohnungen auf die Barrikaden gehen, verschärft sich der Verdacht des Insiderhandels gegen Unternehmenschef William J. Brennan.
Bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) läuft zurzeit eine "routinemäßige Analyse" eines Aktien-Deals des Chefs. Brennan hatte Anfang Februar Gagfah-Wertpapiere für 4,7 Millionen Euro verkauft. Knapp einen Monat später hatte die Stadt Dresden eine Milliarden-Klage gegen die Gagfah angekündigt.
Wusste Brennan von der bevorstehenden Klage und wollte noch schnell Kasse machen? Wie der "Spiegel" in der Montagsausgabe berichtet, liegt dem Magazin ein belastender Vermerk aus der Stadtkämmerei Dresden vor. In dem siebenseitigen Papier gehe es um außergerichtliche Vergleichsverhandlungen zwischen Dresden und der Gagfah. Die Stadt wirft dem Immobilienkonzern vor, gegen die Sozialcharta eines Kaufvertrags verstoßen zu haben. Ein Vergleich wäre ein Ausweg gewesen. Die Gespräche seien aber Ende 2010 erfolglos abgebrochen worden, berichtet das Magazin und folgert: "Das Management der Gagfah musste also wissen, dass Dresden nur noch klagen konnte." Auch die Klagefrist bis zum 31. März 2011 stehe in dem Vermerk.
+++ Verbandschef: "Gagfah gefährdet Ruf der Branche" +++
Die Gagfah hat alle Vorwürfe bislang abgestritten. Zu den neuen Details wollte sich die Firmensprecherin gestern "aufgrund des schwebenden Verfahrens" nicht äußern. Dem Abendblatt teilte sie aber mit: Von der Klage habe man erst am 4. März 2011 erfahren. "Das gilt auch für Herrn Brennan." Die BaFin will laut "Spiegel" nächste Woche über ein Verfahren beraten.
Unabhängig davon können Hamburger Mieter in Schimmel-Wohnungen neue Hoffnung schöpfen. Die Gagfah kündigte an, ihren Aktionären im ersten Quartal 2011 keine Dividende auszuzahlen. Das Unternehmen begründete den Schritt gegenüber dem Abendblatt auch damit, "die Ziele für Investitionen in den Bestand und bei der Finanzierung zu unterstützen". Es ist das erste Mal seit Börsengang 2006, dass die Gagfah keine Dividende zahlt. Die Anleger reagierten verärgert, der Aktienkurs der Gagfah fiel am Freitag um rund zehn Prozent.
Derweil bereiten sich Hamburger Mietervereine auf eine Demonstration vor. Der Verein Verikom verteilt Flugblätter mit dem Schlachtruf "Gagfah schimmelt". Er fordert Betroffene auf, sich kommenden Sonnabend um 13.30 Uhr am Korallusring in Wilhelmsburg zu versammeln. Wenig Vertrauen scheinen die Gagfah-Mieter hingegen in die Bezirksämter zu setzen. Zu fünf Sprechstunden im Bezirk Mitte, bei denen Schäden angezeigt werden konnten, kamen nur neun Mieter.