Die Gesundheitsbehörden in Norddeutschland gehen davon aus, dass sich inzwischen mehr als 60 Menschen mit dem EHEC-Erreger infiziert haben.

Hamburg. In Hamburg haben sich am Wochenende weitere Menschen mit dem lebensgefährlichen EHEC-Erreger infiziert. „Wir gehen inzwischen von rund 20 Betroffenen aus“, sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde Rico Schmidt. Diese Häufung sei äußerst ungewöhnlich. So hatte es im gesamten Jahr 2009 in der Hansestadt 10 Fälle gegeben. Insgesamt werden in den Hamburger Krankenhäusern derzeit 29 Patienten behandelt, darunter auch Bewohner aus den benachbarten Bundesländern. Einige von ihnen seien in einem kritischen Zustand. Die Gesundheitsbehörden im Norden warnen bereits seit Freitag vor dem Auftreten schwerer bakterieller Durchfallerkrankungen.

Die Zahl der Verdachtsfälle in Niedersachsen und Bremen hat sich mittlerweile auf rund 25 erhöht und damit mehr als verdoppelt. Allein aus dem Krankenhaus in Bremerhaven wurden zehn infizierte Menschen gemeldet, so das niedersächsische Sozialministerium. Die Betroffenen stammen großteils aus dem Kreis Cuxhaven. Im Kreis Lüneburg gibt es acht Fälle, im Kreis Rotenburg fünf. Auch in Schleswig-Holstein stieg die Zahl der Betroffenen weiter. Der Quelle der Erkrankungen sind die Behörden bislang noch nicht auf die Spur gekommen. Eine EHEC-Erkrankung äußert sich durch wässrigen oder blutigen Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Sie kann Nierenversagen auslösen.

Das EHEC-Bakterium kann das Hämolytisch-Urämische-Syndrom (HUS) auslösen. Der Erreger befindet sich im Kot von Nutztieren. Die Infektion kann durch direkten Kontakt mit Tieren aber auch durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln – zum Beispiel Rindfleisch oder Rohmilch – übertragen werden. Eine Infektion ist auch durch rohes ungewaschenes Gemüse oder von Mensch zu Mensch – bei mangelnder Hygiene – möglich. Zu den Krankheitssymptomen gehören wässriger oder blutiger Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Weil als mögliche Komplikation ein Nierenversagen aufgrund des Zerfalls von roten Blutkörperchen auftreten könne, sollten Betroffene umgehend einen Arzt aufsuchen.

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Welle lebensgefährlicher Darminfektionen im Norden

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums erkrankten in Hamburg dreizehn Menschen an lebensgefährlichen Durchfällen.

Hannover/Hamburg. Die Zahl der innerhalb kürzester Zeit an einer schweren Darminfektion erkrankten Menschen ist in Hamburg mittlerweile auf 13 gestiegen. Alle Patienten würden in unterschiedlichen Kliniken stationär behandelt, ihr Gesundheitszustand sei teilweise kritisch, teilte die Gesundheitsbehörde der Hansestadt am Samstag mit. Die Quelle der Ansteckung sei bisher unbekannt. Die betroffenen Patienten sind den Angaben zufolge im Alter zwischen 11 und 73 Jahren. Sie verteilen sich über die Bezirke Altona, Eimsbüttel, Mitte, Nord und Wandsbek. Die Gesundheitsämter haben umgehend gemeinsam mit der Fachbehörde und dem Robert-Koch-Institut Ermittlungen eingeleitet. Niedergelassene Ärzte wie auch Krankenhäuser wurden durch die Fachbehörden über die Situation informiert.

Neben Hamburg waren in den vergangenen Tagen auch in anderen norddeutschen Bundesländern vermehrt Infektionen des Hämolytisch-Urämischen-Syndroms (HUS) registriert worden, die durch den gefährlichen EHEC-Erreger (Enterohämorrhagische Escherichia coli) verursacht wurden. Die Gesundheitsbehörden appellieren aufgrund der vielfach ernsten Krankheitsverläufe deshalb an alle, die Krankheitssymptome wie wässrigen oder blutigen Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und zunehmende Bauchschmerzen aufweisen, sofort einen Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen.

EHEC und andere blutige Durchfallerkrankungen sind nach Angaben der Behörde meldepflichtige Infekte. Deshalb wurden die Ärzte aufgerufen, Verdachtsfälle sofort dem öffentlichen Gesundheitsdienst zu melden. Das EHEC-Bakterium befindet sich im Kot von Nutztieren. Zu Infektionen mit EHEC-Bakterien könne es durch den Genuss von roher Milch oder rohen Fleisches mit Verunreinigungen kommen. Lebensgefahr besteht vor allem bei Kleinkindern.

Auch in Schleswig-Holstein verzeichneten die Gesundheitsämter ein vermehrtes Auftreten von bakteriell bedingten blutigen Durchfallerkrankungen. „Verursacher ist das so genannte enterohämorrhagische Escherichia coli, ein Bakterium“, hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums in Kiel. Vor dem Hintergrund, dass als mögliche Komplikation ein Nierenversagen aufgrund des Zerfalls von roten Blutkörperchen auftreten könne, sollte bei blutigen Durchfällen umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

In Niedersachsen halten gleich zwei aggressive Durchfall-Erkrankungen die Gesundheitsbehörden auf Trab: Mehrere Menschen sind mit dem lebensgefährlichen EHEC-Erreger infiziert. Auch das niedersächsische Gesundheitsministerium rief alle Bürger am Freitagabend dazu auf, bei blutigen Durchfällen sofort einen Arzt aufzusuchen.

Darüber hinaus legte das hochansteckende Norovirus den Betrieb des Krankenhauses in Gehrden bei Hannover weitgehend lahm. Fast 60 Patienten und 30 Mitarbeiter erkrankten, die Klinik isolierte die Betroffenen und verhängte zunächst einen Aufnahmestopp für Patienten. „Das Schlimmste ist vorbei. Die Lage normalisiert sich wieder“, zitierte die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ den Ärztlichen Klinikdirektor Martin Memming. Auch das Klinikum Springe bei Hannover ist vom Norovirus betroffen, hier mindestens elf Patienten und ein Mitarbeiter. Noroviren treten gehäuft in Krankenhäusern und Altenheimen auf, die Symptome sind ähnlich wie bei einer Ansteckung mit dem EHEC-Bakterium. Für gesunde Menschen ist das Virus keine nachhaltige Gefahr, anders sieht es aber bei älteren Menschen oder Patienten mit Vorerkrankungen aus.

Vier Kranke aus dem Kreis Lüneburg, die mit EHEC infiziert sind, liegen nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung in der Medizinischen Hochschule in Hannover. Auch im Klinikum Lüneburg soll es eine Häufung von blutigen Durchfällen geben. Eine 19 Jahre alte Frau aus dem Kreis Harburg liegt ebenfalls auf einer Intensivstation. In Hamburg gibt es zwölf Menschen mit ähnlichen Symptomen. Im Kreis Cuxhaven sind zwei Kinder betroffen, in einem Fall wurde EHEC bereits definitiv nachgewiesen. Ob es Verbindungen zwischen diesen Fällen gibt, weil beispielsweise identische Lebensmittel verzehrt wurden, ist noch unklar.

In Hannover sagte der behandelnder Arzt Jan Kielstein der „Bild“, alle vier betroffenen Patientin seien wach und ansprechbar. Statistisch würden fünf Prozent der Betroffenen an den Folgen einer EHEC-Infektion sterben.

Der Präsident des niedersächsischen Landesgesundheitsamtes, Matthias Pulz, sagte der Zeitung: „Das besorgniserregende ist die schwere Verlaufsform. Das ist keine banale Durchfallerkrankung. Das muss man sehr ernst nehmen." (dpa/dapd)