Buchholz/Harburg. Der 56 Jahre alte Radcrosser aus Buchholz hatte sich mehr versprochen als Rang zwei bei der Europa- und Weltmeisterschaft.

„Einigkeit und Recht und Freiheit“ haben sie diesmal nicht für ihn gespielt. Für Armin Raible, den hoch dekorierten Altmeister der internationalen Radszene, war das eine Enttäuschung. Eine doppelte sogar. Als er in Silvelle in Italien seinen Europameistertitel sozusagen im Matsch liegen lassen musste, konnte er sich noch trösten. „Dann muss ich halt Cross-Weltmeister im belgischen Mol werden“, hatte er sich im November gesagt. Der 56-Jährige aus Jesteburg, Europameister sowohl 2017 als auch 2018, war bei der EM 2019 „nur“ als Vizemeister ins Ziel gekommen.

Bei der WM musste das Rad durch Sand getragen werden

Bei einer Weltmeisterschaft der Altersklassen werden die Startplätze verlost. Man muss also schon vor dem Start Glück haben. Denn wer in der Weltelite der 55- bis 59-Jährigen auf Titeljagd geht, nimmt beim Start aus der ersten Reihe mindestens 20 bis 30 Sekunden Vorsprung mit in den Kampf um die vorderen Plätze. Der ist bei einem Rennen über fünf Runden und etwa 40 Minuten ohnehin brutal hart. In Mol in Belgien kam erschwerend hinzu, dass viel Passagen gelaufen werden müssen, und das auch noch im Sand.

„Ich musste aus der dritten Reihe, also von hinten, angreifen“, erzählt Armin Raible, der erst im Alter von 19 Jahren sein erstes Radrennen für Blau-Weiss Buchholz bestritten hatte. In der großen Zeit des Mountainbike-Sports Mitte der 1990er-Jahre verdiente er zwei Jahre als Profi das Geld. Mit 46 Jahren war er Straßen-Weltmeister bei den Masters-Rennen geworden.

Vom Zehnagel bis in die Haarspitzen tat alles weh

Jetzt, mit 56 Jahren, wollte Raible bei der Cross-Weltmeisterschaft nochmal ganz oben auf dem Treppchen stehen. „Ich habe so hart dafür gearbeitet“, verbirgt der Kämpfer nicht seine Enttäuschung. „Schon auf den ersten 200 Metern musste ich alles geben. Nach der ersten Runde war ich schon auf Platz zehn, nach der zweiten auf Platz vier. Dann hatte ich nur noch den Belgier Dirk Mertens vor mir.“

Und Armin Raible griff an, auf dem 250 Meter langen Sandabschnitt und dann den verfluchten Hügel hinauf. „Wie soll man die Schmerzen beschreiben, die man dabei hinnehmen muss? Der Körper ist so stark im Sauerstoff-Defizit, dass alles weh tut, vom Zehnagel bis zu den Haarspitzen. Du hörst nicht mehr, was um dich herum vorgeht. Entscheidend ist am Ende, wie schnell der Körper sich von der Überlastung erholt, nach wie vielen Metern du wieder Kraft in den Beinen spürst“, beschreibt der Ehrgeizige seine Eindrücke.

Schon in der Startaufstellung hatte der Buchholzer Rückstand

Bis auf zehn Sekunden konnte sich Armin Raible an den vom Start weg führenden neuen Weltmeister herangekämpft. „Während des ganzen Rennens habe ich seinen Rücken gesehen“, sagt Raible, „aber seinen Schweiß habe ich nie gerochen.“ So musste sich der Buchholzer mit der Vizeweltmeisterschaft zufrieden geben – für ihn eine Enttäuschung.

Eine der wenigen Gelegenheiten, die Radquerfeldein-Elite aus dem Norden Deutschlands in der Region zu erleben, bietet sich wie gewohnt am zweiten Weihnachtsfeiertag in Harburg. Am Donnerstag, 26. Dezember, geht es zum 41. Mal um den „Großen Preis von Radsport von Hacht“.

Harburger RG veranstaltet am 26. Dezember den Weihnachtscross

Fast schon traditionell findet das Rennen im Appelbütteler Forst statt. Der Weihnachtscross der Harburger Radsport-Gemeinschaft (HRG) gehört auch in dieser Wintersaison zum Stevens-Cyclocross-Cup, einem Zusammenschluss von elf Rennen in Norddeutschland. Erwartet werden etwa 200 Fahrerinnen und Fahrer.

Moritz Plambeck fährt beim Weihnachtscross zu letzten Mal für das Team Beacon U23.
Moritz Plambeck fährt beim Weihnachtscross zu letzten Mal für das Team Beacon U23. © Privat

Außer den Lizenz-Rennen finden auch Jedermann-Rennen statt, zu denen man sich bis eine Stunde vor jedem Start anmelden kann. „Jedermann heißt in diesem Fall: Rennfahrer ohne Lizenz oder auch Hobbyfahrer“, sagt HRG-Sportwart Frank Plambeck.

Neun Rennen im Appelbütteler Forst, Männer Elite um 14 Uhr

Das Rennen der Eliteklasse um 14 Uhr steht unter einem besonderen Stern. Topfavorit ist wie eigentlich immer der 27 Jahre alte Lokalmatador Jannick Geisler. Der Langenbeker war Profi beim Team Heizomat und gewann zwei deutsche Meistertitel. Seine stärkster Gegner kommen ebenfalls aus der Trainingsgruppe bei der Harburger RG.

Die Herausforderer sind der Marmstorfer Lucas Carstensen (25), der Profi im Team Bike Aid ist, und der Langenbeker Moritz Plambeck (18), dessen erster Profivertrag am 1. Januar 2020 in Kraft tritt. Der 18-jährige Schüler des Sportgymnasiums Kaiserslautern wird im neuen Jahr das Trikot des Teams Dauner Akkon tragen.

Der Renntag am 26. Dezember beginnt um 9.30 Uhr. Neun Rennen der unterschiedlichen Alters- und Leistungsklassen stehen auf dem Programm. Start und Ziel befinden sich im Waldgelände Appelbütteler Forst, an der Ecke Ehestorfer Weg/Appelbütteler Straße. Die anspruchsvolle Strecke besteht aus einer etwa zwei Kilometer langen Runde auf Wald- und Forstwegen.