Lüneburg. Konrad Thole, Bruder von Beachvolleyball-Star Julius, wartet bei der SVG Lüneburg auf seinen ersten Bundesligaeinsatz.

Mit seiner Körperlänge von 2,12 Metern überragt er sie alle und ist mit 20 Jahren doch der Jüngste im Kader der Lüne-Hünen – so nennen sich die Bundesliga-Volleyballer der SVG Lüneburg. In den ersten drei Bundesligaspielen der neuen Saison kam der Hamburger Jung und Student der Leuphana-Universität in Lüneburg noch nicht zum Einsatz. Auch nicht am Mittwochabend beim 1:3 (25:20, 21:25, 24:26, 21:25) vor 800 Zuschauern in der Gellersenhalle gegen den Rekordmeister und Rekordpokalsieger VfB Friedrichshafen.

1:3-Heimniederlage gegen Rekordmeister VfB Friedrichshafen

Konrad Thole, dessen älterer Bruder Julius Thole an der Seite von Clemens Wickler im Sommer in Hamburg überraschend Vizeweltmeister im Beachvolleyball wurde, muss sich bei der SVG Lüneburg in Geduld üben bis er zu seinem ersten Einsatz in dieser Bundesligasaison kommt. Vielleicht schon an diesem Sonnabend um 19 Uhr bei den WWK Volleys Herrsching am Ammersee.

Selbst für einen Volleyballer ist eine Körpergröße von 2,12 Meter außergewöhnlich, für einen Spieler auf seiner Position erst recht. „Außenangreifer sind normalerweise kleiner“, sagt Konrad Thole. Diese Aussage bestätigen seine drei Mitbewerber bei der SVG Lüneburg um die zwei Positionen auf den Außenbahnen: Der Finne Antti Ronkainen (1,91 m), der US-Amerikaner Michael Michelau (1,94 m) und der Schwede Viktor Lindberg (1,91 m) bleiben alle unter der Zwei-Meter-Marke.

Trainer Stefan Hübner entdeckte Thole beim VC Olympia Hamburg

Konrad Thole ist eine „Entdeckung“ von SVG-Trainer Stefan Hübner. Über die Zweite Herren der SVG Lüneburg gelang Thole vergangene Saison der Sprung in den Bundesligakader. Aufmerksam geworden war Coach Hübner auf den „kleinen“ Bruder von Julius Thole, der 2013/2014 ebenfalls bei den Lüne-Hünen spielte, als Konrad vor drei Jahren noch für den VC Olympia Hamburg, quasi einer Hamburg-Auswahl für Nachwuchstalente, in der diese leistungsorientiert ausgebildet und an das obere Leistungsniveau herangeführt werden, baggerte, pritschte und schmetterte. 2017 nahm Konrad Thole mit der Junioren-Nationalmannschaft an der U19-Europameisterschaft teil.

Andere Außenangreifer im Kader sind kleiner als zwei Meter

„Ich habe großes Glück gehabt, dass Stefan mich damals gesehen und nach Lüneburg geholt hat“, sagte Konrad Thole in der ihm eigenen bescheidenen Art. Auch seine Ansprüche formuliert das immer noch junge Volleyballtalent eher zurückhaltend als fordernd. Natürlich wolle er in der Bundesliga spielen, aber das entscheide der Trainer. Noch sieht sich Thole nicht in der Position, Ansprüche auf einen Stammplatz zu erheben. Seine, wie er selbst sagte, „untypische“ Körperlänge sieht er nicht als Nachteil an.

Florian Karge (Nr. 12) und Blake Scheerhorn (Nr. 11) von der SVG Lüneburg strecken sich vergeblich. Rares Balean vom VfB Friedrichshafen setzt seinen Schmetterschlag über den Block hinweg.
Florian Karge (Nr. 12) und Blake Scheerhorn (Nr. 11) von der SVG Lüneburg strecken sich vergeblich. Rares Balean vom VfB Friedrichshafen setzt seinen Schmetterschlag über den Block hinweg. © nordphoto | nordphoto/ Witke

„Ich kann einige Dinge anders machen als die üblicherweise etwas kleineren Außenangreifer“, sagte er. Trainer Stefan Hübner hat ebenfalls kein Problem damit, dass sein Außenangreifer körperlich nicht der Norm entspricht. Die Verantwortung, das Talent endgültig an das Erstliga-Niveau heranzuführen, trage er als Trainer, so Hübner. „Es ist meine Aufgabe, ihn soweit zu bringen, dass er in der Bundesliga bestehen kann.“

Die Häfler vom Bodensee waren wieder zu stark für die Lüne-Hünen

Das Bundesliga-Heimspiel gegen den VfB Friedrichshafen war das erwartet enge Spiel. In der vergangenen Saison gelang den Lüne-Hünen zum ersten Mal seit dem Aufstieg in die Volleyball-Bundesliga 2014 ein Auswärtssieg beim Rekordmeister. Das Endspiel um den Deutschen Volleyball-Pokal war dann aber wieder eine klare Sache zugunsten der „Häfler“. Wie bereits 2015 ging auch das zweite Aufeinandertreffen im Pokal-Endspiel gegen das Spitzenteam vom Bodensee deutlich verloren.

Doch weil bekanntlich viele Gastvereine mit der geringen Hallenhöhe der Gellersenhalle in Reppenstedt nicht gut zurecht kommen, hatte sich die SVG Lüneburg gegen den deutschen Rekordmeister (13 Titel), Rekordpokalsieger (16 Titel), dreifachen Super-Cup-Gewinner und Champions-League-Sieger von 2007 etwas ausgerechnet.

Am Sonnabend geht es in der Bundesliga nach Herrsching am Ammersee

Zu seinem ersten Bundesliga-Einsatz für Lüneburg kam der Kanadier Blake Scheerhoorn, der zuletzt für sein Nationalteam abgestellt war. Er feierte mit 25 Punkten einen überzeugenden Einstand. Konrad Tholes Konkurrenten auf den Außenpositionen erzielten 15 (Ronkainen) und zwölf (Lindberg) Punkte. Lindberg legte mit einem Ass und vier Punkten in Folge auch den Grundstein zum Gewinn des ersten Satzes (25:20). Die folgenden Durchgänge gingen knapp an die Gäste (21:25, 24:26, 21:25).

Am Sonnabend erwartet Konrad Thole und die weiteren Lüne-Hünen das Kontrastprogramm gegen einen ebenfalls „Kleinen“ der Bundesliga. Auch die Oberbayern aus Herrsching müssen wie die Lüneburger mit einem vergleichsweise geringen Etat auskommen und Trainer Max Hause muss fünf Neuzugänge, darunter vier Spieler aus dem Ausland, integrieren. In der Tabelle sind Herrsching (5. Platz/6 Punkte) und Lüneburg (6. Platz/5 Punkte) Nachbarn.

Ein Heimspiel hat die SVG im Achtelfinale des Deutschen Pokals 2019/2020 zugelost bekommen. Am Sonnabend, 2. November, gastiert Bundesligakonkurrent SWD Powervolleys Düren in der Gellersenhalle. Spielbeginn ist um 19 Uhr. Auch die zweite Herrenmannschaft der SVG Lüneburg könnte den Sprung unter die letzten 16 schaffen. In der Qualifikation spielt sie an diesem Sonntag, 16 Uhr, in der St.-Ursula-Schule in Lüneburg gegen den FCJ Köln.