Lüneburg. Wie viele Konkurrenten starten auch die Volleyballer der SVG Lüneburg mit einem kräftig umgestalteten Kader in die Bundesligasaison.

„Die Wochenenden bekommen wieder einen Sinn.“ Mit dieser frohen Botschaft begrüßte Andreas Bahlburg, Geschäftsführer der Volleyballer der SVG Lüneburg, kurz vor dem Start der neuen Bundesligasaison an diesem Sonnabend um 19 Uhr in der Gellersenhalle in Reppenstedt gegen die Volleyball Bisons Bühl die Sponsoren und vielen Unterstützer der Mannschaft, um in der Ritterakademie das neue Bundesligateam vorzustellen. Sechs Spieler haben die SVG Lüneburg im Sommer verlassen, sechs Neue sind hinzugekommen. Die Lüneburger gehen mit fünf aktuellen Nationalspielern in ihre sechste Saison in der 1. Volleyball-Bundesliga.

Auch Friedrichshafen, Berlin und Frankfurt haben Umbruch hinter sich

Ein Umbruch hat statt gefunden, der allerdings nicht so stark ausgeprägt ist wie bei anderen Spitzenteams. Pokalsieger und Vizemeister VfB Friedrichshafen hat sogar acht neue Spieler verpflichtet und dazu den österreichischen Nationaltrainer Michael Warm als Nachfolger für Vital Heynen geholt. Spieler aus neun Nationen tragen das Trikot der „Häfler“. Die Volleyballer der SVG Lüneburg repräsentieren sechs Nationen – und zwar die Niederlande, die Vereinigten Staaten von Amerika, Finnland, Schweden, Kanada und Deutschland. Sieben neue Namen finden sich in der Spielerliste der Hypo Tirol Alpenvolleys Haching.

Dort, wie bei vielen anderen Ligakonkurrenten und auch der SVG Lüneburg, konnte die Saisonvorbereitung wochenlang nicht mit dem gesamten Kader absolviert werden. Einige Nationalspieler sind erst kurz vor dem Saisonauftakt zum Team gestoßen. In Lüneburg waren das Mittelblocker Anton Brehme, Zuspieler Gijs von Solkema und Außenangreifer Antti Ronkainen, die mit ihren Nationalmannschaften bei der Europameisterschaft im Einsatz waren. Der US-Amerikaner Blake Scheerhoorn wird den Saisonauftakt am Sonnabend sogar verpassen, weil er aktuell für sein Land in Japan spielt.

Zum ersten Spiel kommt Bühl am Sonnabend nach Reppenstedt

Sechs Neue vermeldet auch Meister Berlin Recycling Volleys, sieben Spieler haben den Verein verlassen, darunter Kapitän Sebastian Kühner. Die Berliner haben sich wegen EM und Weltcup ebenfalls nicht optimal auf die neue Saison vorbereiten können, zeitweise sogar ohne Cheftrainer Cédric Énard. Sehr viel internationaler präsentieren sich die United Volleys Frankfurt mit Neuzugängen aus Japan, Australien, den Niederlanden, Belgien, Kanada und Slowenien. Neuer Superstar ist der japanisch Weltklassespieler Masahiro Yanagida.

Wie für Stefan Hübner in Lüneburg war auch für Frankfurts Coach Stelio DeRocco der Verzicht auf die ausländischen Spieler ein großes Problem. Lüneburgs Auftaktgegner Bühl geht mit einem neuen Trainer in die Saison. Der langjährige Coach Ruben Wolochin wurde verabschiedet, Nachfolger ist Johan Verstappen. Der U20-Bundestrainer und Trainer des Bundesstützpunkts beim VC Olympia Berlin soll die Vereinsstrategie weiterführen, junge Spieler auszubilden und in der höchsten Liga zu etablieren.

Aus der französischen Liga wurden Lukás Démar, Sébastian Roatta (beide Frankreich) und der US-Amerikaner Gregory Petty geholt. Der Kapitän der ungarischen Nationalmannschaft, Alpár Szabó, soll mit seiner Erfahrung die Führungsrolle im Team übernehmen. Der Litauer Edvinas Vaskelis komplettiert das Team im Angriff. Trainer Verstappen ist mit der Vorbereitung zufrieden. Der Schwerpunkt lag im technischen und physischen Bereich. Nun gilt es, Routine in die Spielsituationen zu bekommen.

Die Trainer Stefan Hübner, Bernd Schlesinger und Eugenio Dolfo (v.l.).
Die Trainer Stefan Hübner, Bernd Schlesinger und Eugenio Dolfo (v.l.). © Günther Bröde

Mit dem Trainerteam hat Bühl eine Volleyball-Philosophie erarbeitet. Eine konkrete Platzierung für die erste Saison hat Verstappen nicht formuliert: „In der Mannschaft haben wir uns kein Saisonziel gesetzt. Das sollte sich aus dem Kreis der Mannschaft heraus entwickeln.“

Bühls Coach befindet sich damit im Einklang mit SVG-Cheftrainer Stefan Hübner. Nach „Silber im Pokal“ und „Bronze in der Meisterschaft“, wie es Andreas Bahlburg formulierte, könne man nicht einfach so die Vorsaison toppen, glaubt der Coach. Zumal er in der vergangenen Saison in der komfortablen Situation war, auf ein eingespieltes Team zurückzugreifen mit nur einem Neuzugang. Jetzt sind es halbes Dutzend Neue.

„Für mich ist die neue Saison ein völlig neues Projekt“, sagte Stefan Hübner. Völlig neu sei für ihn auch gewesen, dass in der Vorbereitung derart viele Spieler aufgrund internationaler Verpflichtungen wochenlang nicht dabei gewesen seien. Als Spieler allerdings habe er auch nur zweimal in seiner Karriere die komplette Vorbereitung seines Vereins mitgemacht, erzählte der frühere Nationalspieler.

Jürgen Klinsmann lässt auch bei der SVG Lüneburg grüßen

„In der vorigen Saison haben wir das Maximale erreicht, zwei Vereine waren einfach besser als wir. Jetzt ist die Liga noch stärker und noch ausgeglichener geworden,“ sagte Stefan Hübner vor dem Saisonauftakt. Umso reizvoller sei seine Aufgabe geworden und er sei froh, dass es kein „weiter so“ gäbe. „Im Leistungssport ist es üblich geworden, dass ein Trainer jedes Jahr vor völlig neuen Herausforderungen steht. Wir werden unser Bestes geben.“ Getreu dem WIN-Motto, das der Coach ausgegeben hat.

WIN stehe dabei nicht für gewinnen oder gewinnen müssen, sondern für die Frage „What’s Important Now?“. Er und seine Co-Trainer Bernd Schlesinger und Eugenio Dolfo sowie die Mannschaft sollen sich jeden Tag an der Frage orientieren, was aktuell wichtig ist, um das Leistungsvermögen tagtäglich zu steigern.

Jürgen Klinsmann, der bei seinem Amtsantritt 2009 als Trainer des FC Bayern München „jeden Spieler jeden Tag ein bisschen besser“ machen wollte und die deutschen Fußballer beim Sommermärchen 2006 auf WM-Platz drei führte, lässt also auch in der 1. Volleyball-Bundesliga und in Lüneburg grüßen.