Winsen. Die 16-jährige Jennifer Soetebier von der LG Nordheide steigert sich innerhalb weniger Wochen auf 1,76 Meter. Lob sogar vom Bundestrainer.
Wo soll das noch hinführen? In den vergangenen Jahren hatte sich Jennifer Soetebier als gute Hochspringerin einen Namen gemacht. Für den ganz großen Wurf, sprich eine Top-Platzierung bei deutschen Meisterschaften, reichte es bisher aber nicht. Mit Bestleistungen von 1,62 Meter (2017) und 1,65 Meter (2018) gehörte sie in Niedersachsen zu den Besten und gewann mehrfach Medaillen bei Landesmeisterschaften.
In dieser Saison geht es steil bergauf – diese Aussage darf man wortwörtlich auch auf die gemeisterten Höhen beziehen. Mittlerweile ist der Schützling von Trainer Wilfried Oppermann bei 1,76 Meter angekommen. Eine Leistung, die Jennifer Soetebier den vierten Platz in der deutschen Bestenliste der weiblichen U18-Jugend beschert, und längst die Nachwuchs-Bundestrainer auf das 16 Jahre alte Talent aus Winsen aufmerksam gemacht hat.
Aktuelle Freiluftsaison begann Anfang Mai in Adendorf mäßig
Und das kam so: Die Saison 2019 begann „Jenny“, wie sie von ihren Freundinnen genannt wird, am 4. Mai in Adendorf mit mäßigen 1,62 m. Schon eine Woche später sprang sie in Hamburg 1,66 m und riss die 1,70 Meter nur knapp. Das ist genau jene Höhe, die der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) von der weiblichen U18-Jugend für die Teilnahme an deutschen Meisterschaften fordert. Und das ist (oder war) das große Saisonziel von Jennifer Soetebier, wie sie unter anderem bei ihrer Ehrung beim Fest des Sports in Winsen verriet.
Gut lief es dann bei den Bezirksmeisterschaften in Oldendorf (Kreis Stade), wo sie die magischen 1,70 m im ersten Versuch meisterte. „Und das mit viel Luft nach oben“, wie Coach Wilfried Oppermann beobachtete. Die Freude über die DM-Norm war so groß, dass sie die nötige Spannung für die nächsten Versuche verloren ging.
DM-Norm hakt sie bei den Bezirksmeisterschaften ab
Um sich bestmöglich auf die deutschen Meisterschaften vorzubereiten, bei denen die Anfangshöhe 1,60 Meter beträgt und zwölf bis 14 Athletinnen um den Titel kämpfen, ist es sinnvoll, diese Rahmenbedingungen möglichst oft zu imitieren. Also fuhren Trainer und Aktive Ende Mai zum stark besetzten Springermeeting nach Hannover. Nicht nur, dass genügend Konkurrenz zugegen war, Jennifer musste sich im gemeinsamen Wettkampf den älteren Jahrgängen der U20-Jugend sowie der Frauen stellen.
Normalerweise bringt die junge Damen mit den dunklen Haaren so ziemlich nichts aus der Fassung. So viele gute Springerinnen und die Anwesenheit des Nachwuchs-Bundestrainers im Hochsprung, Jan-Gerrit Keil, und der ehemaligen deutschen Rekordhalterin und jetzigen Frauen-Bundestrainerin, Brigitte Holzapfel-Kurschilgen, führten allerdings dazu, dass Jennifer Soetebier super aufgeregt war. So aufgeregt, dass sie ihren Anlauf zunächst auf der falschen Seite ausmaß. Da war es auch Trainer Wilfried Oppermann endgültig klar, dass sein Schützling erst einmal die Nerven unter Kontrolle bringen musste.
Frauen-Bundestrainerin Brigitte Holzapfel-Kurschilgen beobachtet sie
Das gelang ihr. Jeweils im ersten Versuch meisterte sie 1,58 und 1,63 Meter. Für die nächste Höhe von 1,68 m benötigte sie zwei Versuche, weil plötzlich die Schrittfolge nicht mehr passte. Anschließend meisterte die junge Hochspringerin, die in diesem Jahr 17 Jahre alt wird, die persönliche Bestleistung von 1,72 m. „Dafür benötigte sie ebenfalls zwei Versuche, wobei der zweite Sprung wirklich genial war. Da war noch reichlich Platz zwischen Jenny und der Latte“, berichtet Wilfried Oppermann. Mit dieser Leistung gewann Soetebier nicht nur ihre Altersklasse U18, sondern ließ auch alle U20-Springerinnen hinter sich. Nur einige Frauen sprangen höher.
Erst seit einigen Monaten trainiert sie wirklich leistungsorientiert
Die Belohnung ließ nicht lange auf sich warten. Kurz nach dem Wettkampf wurde sie vom Bundestrainer Keil angesprochen und zu einem international besetzten Springer-Meeting nach Garbsen eingeladen. „Ich glaube, Jenny ist vor Freude noch höher gesprungen als bei den zuvor erzielten 1,72 Meter“, sagte ihr Trainer schmunzelnd. Bei diesem Meeting sind die besten Springerinnen und Springer Deutschlands und einige internationale Gäste anwesend.
„Jennifer Soetebier ist schon immer ein großes Talent im Hochsprung gewesen. Aber erst seit einigen Monaten trainiert sie wirklich leistungsorientiert und springt jetzt im Wochentakt höher“, so Oppermann. Die Qualität der Sprünge in Hannover lasse noch auf deutlich größere Höhen hoffen, das habe ihr auch der Bundestrainer bescheinigt.
Nachwuchs-Bundestrainer lädt sie zum Springermeeting nach Garbsen ein
Dass er mit seiner Einschätzung richtig liegt, zeigte sich wenige Tage später tatsächlich in Garbsen. Diesmal war die Nervosität bei der Athletin der LG Nordheide, deren Stammverein der MTV Pattensen ist, nicht mehr so groß. Angereist mit 1,72 Meter, konnte Soetebier erst mit 1,73 Meter eine neue persönliche Bestleistung aufstellen, bevor sie wenige Minuten später einen hervorragenden Sprung über 1,76 Meter nachlegte.
Damit übersprang sie zum ersten Mal ihre eigene Körpergröße und belegte im gemeinsamen Jugendfeld der U20 und U18 den hervorragenden zweiten Platz. Der Sieg ging an Enatoh Blessing (TSV Spandau 1860/1,79 m). Als Viertplatzierte der aktuellen deutschen U18-Bestenliste gehört die Nordheide-Springerin sogar zum Favoritenkreis bei den deutschen Meisterschaften, die vom 26. bis 28. Juli in Ulm ausgetragen werden.
Biometrische Analyse soll Verbesserungspotenzial aufzeigen
Ein großes Lob gab es wieder vom Nachwuchs-Bundestrainer Jan-Gerrit Keil aus Berlin. Er meinte, dass die 1,79 Meter, die Soetebier in Garbsen dreimal riss, keine große Hürde sein dürften. Diese 1,79 Meter wären auch die Eintrittskarte in den Bundeskader. Neben einem guten Abitur und ihrem Engagement bei „Fridays for Future“ ist das nun das große Ziel von Jenniffer.
Da auch die Biometriker des DLV in Garbsen anwesend waren, gibt es in den nächsten Tagen Post mit der biometrischen Analyse ihres Sprungs über 1,76 Meter. Und damit mit Sicherheit auch Hinweise darauf, wie es noch höher gehen könnte. „Alles keine Träume, sondern durchaus realistisch“, ist Wilfried Oppermann überzeugt.