Winsen. Die 15-jährige Jennifer Soetebier von der LG Nordheide meistert beim Hallensportfest in Winsen 1,70 Meter im Hochsprung.
Kaum war der Wettkampf beendet, hatte Jennifer Soetebier eine Menge zu tun. Nur angenehme Sachen. Ihre Vereinskameradinnen aus der Mehrkampfgruppe der LG Nordheide in Winsen stürmten auf sie zu, fielen ihr um den Hals und freuten sich mit der 15-Jährigen, dass sie wieder zurück ist. Jennifer Soetebier hat kein einfaches Jahr hinter sich. Exakt vor einem Jahr hatte sie beim regionalen Schüler-Hallensportfest in der Winarena in Winsen ihre persönliche Bestleistung im Hochsprung aufgestellt. Anfang Dezember 2016 war die damals 14-Jährige über 1,66 Meter geflogen.
Die Motivation für das Wintertraining und die folgende Sommersaison war groß. Doch dann musste sie von einem auf den anderen Augenblick alle Ziele zu den Akten legen. Im Sportunterricht stürzte sie bei einem Sprung über eine kleine Betonmauer so unglücklich, dass sie sich eine Verletzung an der Hüfte zuzog. Die Schmerzen waren so groß, dass Jennifer Soetebier sich tagelang kaum bewegen und sogar einige Tage im Krankenhaus verbringen musste. Glück im Unglück: die Knochenabsplitterung am Hüftknochen konnte konservativ behandelt werden, sie kam um eine Operation herum.
Geduld musste die talentierte Leichtathletin, deren Leidenschaft auch dem Mehrkampf gilt, aber jede Menge aufbringen. Erst gegen Ende der Freiluftsaison kam sie langsam wieder in Schwung. Beim bekannten „Fest der 1000 Zwerge“, dem internationalen Schülersportfest des Hamburger SV in der Jahnkampfbahn, stellte sie mit 1,62 Meter ihre Saisonbestleistung im Hochsprung auf. Das reichte immerhin für Position vier in der niedersächsischen Landesbestenliste der 15-jährigen Schülerinnen. Diesen Aufwärtstrend wollte Jennifer Soetebier beim ersten Sportfest der Hallensaison 2017/2018 gern fortsetzen. „Eine bestimmte Höhe habe ich mir aber nicht vorgenommen“, erzählt sie. Entsprechend vorsichtig stieg sie bei 1,43 Meter in den Wettkampf ein, ließ eine Höhe aus, um anschließend 1,51 m und 1,55 m ebenfalls im ersten Versuch zu meistern und anschließend wieder eine Höhe auszulassen.
Jetzt, da sie die einzige in der Konkurrenz verbliebene Athletin war, wurde es interessant. Soetebier konnte sich die nächsten Höhen aussuchen, blieb zunächst bei der gewohnten Vier-Zentimeter-Steigerung. Als sie im zweiten Durchgang über 1,63 m flopte, brandete Applaus in der 75 Meter langen Winarena auf. Als der Schützling von Trainer Wilfried Oppermann die 1,67 m im ersten Versuch überwand, griff Birgit Dietschmann aus dem Vorstand der LG Nordheide zum Mikrofon und verkündete die neue persönliche Bestleistung. Doch damit nicht genug. Einen solchen Flow muss man einfach ausnutzen. Jennifer Soetebier ließ 1,70 Meter auflegen und – wenn’s einmal läuft, dann läuft’s – nahm auch diese Höhe im ersten Anlauf. Sie selbst konnte es kaum fassen, sprang nach der Landung sofort von der Matte hoch, schlug die Hände vors Gesicht und strahlte. 1,72 Meter waren an diesem Tag noch zu hoch. Für Hochspringer ist es in der Entwicklung aber wichtig, diese Höhe schon einmal probiert zu haben.
Nach der Glückwunsch-Zeremonie ihrer Freundinnen nahm Jennifer Soetebier noch einmal Maß, diese Anlauflänge muss sie sich unbedingt merken. „Ich hätte gar nicht erwartet, dass es heute so gut läuft“, sagte die Siegerin. Erst vor zwei Jahren war die in Winsen wohnende Zehntklässlerin des Luhe-Gymnasiums zur Leichtathletik gekommen. Vorher hatte sie geturnt und Fußball gespielt. Das Turnen hat sie mittlerweile aufgegeben, der Fußball spielt nach wie vor eine wichtige Rolle. Die Abwehrspielerin kickt mit den B-Juniorinnen des JFV Ashausen/Scharmbeck-Pattensen in der Bezirksliga.
Für die deutschen Meisterschaften muss sie 1,70 Meter springen – unter freiem Himmel
In der Leichtathletik gehen die Ambitionen weit über die Bezirksebene hinaus. Zu gern möchte sich Jennifer Soetebier, die zum 1. Januar in die Altersklasse der weiblichen U18-Jugend aufsteigt, für die deutschen Meisterschaften qualifizieren. Die vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) festgelegte Norm liegt bei exakt 1,70 Meter. Die in der Halle in Winsen erzielte Höhe wird allerdings nicht anerkannt. Soetebier muss die 1,70 Meter in der im April beginnenden Freiluftsaison bestätigen. In der Halle gibt es keine U18-Meisterschaften auf Bundesebene.
Beim Hallensportfest der LG Nordheide, an dem insgesamt 150 Schülerinnen und Schüler aus 23 Vereinen teilnahmen, war Jennifer Soetebier nicht zu bremsen. Auch in den drei weiteren Disziplinen holte sie sich die Urkunde für den ersten Platz ab. Die 15-Jährige siegte im 60 Meter Sprint (8,76 Sekunden), über 60 Meter Hürden (10,31 Sekunden) und mit der drei Kilogramm schweren Kugel (11,05 Meter).