Luhmühlen. Auch das Pferd Butts Leon von Andreas Dibowski ist ab sofort Mitglied in der nationalen Ruhmeshalle des Vielseitigkeitssports.

Bis zum Anfang der 1980er-Jahre zählte der Vielseitigkeitsreiter Karl Schultz aus Böbs in Schleswig-Holstein zu den maßgeblichen Vertretern seiner Zunft in Deutschland. Nun wurden seine Verdienste noch einmal gewürdigt. Einer guten Tradition folgend, ist der 77-Jährige im Rahmen des internationalen Vielseitigkeitsturniers in Luhmühlen als neunter Reiter in die „Hall of Fame“ aufgenommen worden. Diese Ehre wird alljährlich auch einem herausragenden Vielseitigkeitspferd zuteil. 2015 ist es das Olympiapferd Butts Leon von Andreas Dibowski aus Döhle.

Tränen der Rührung standen Karl „Kalle“ Schultz in den Augen, als ihm die Turnierleiterin Julia Otto, Andrew Hoy als Vertreter der internationalen Vielseitigkeitsreitervereinigung und Laudator Martin Plewa den Wander-Ehrenpreis, eine silberne Pferdestatue, überreichten. Luhmühlen war für Schultz stets ein gutes Pflaster. Zwischen 1958 und 1979 erreichte er hier mit acht verschiedenen Pferden insgesamt zwölf Platzierungen.

Mehr hat nur der spätere Bundestrainer Horst Karsten auf dem Konto, auch er ist Mitglied in der Hall of Fame. „Seine Ausbildungsmethoden waren manchmal etwas individuell, aber sie waren stets pferdegerecht“, sagte Martin Plewa in seiner Rede über und zu Karl Schultz. „Er verstand es, auf die Besonderheiten und Eigenarten der Pferde einzugehen und dem jeweiligen Pferdetyp gerecht zu werden.“

Seinen größten Erfolg in der Westergellerser Heide feierte Kalle Schultz mit Pisco, mit dem er 1972 in München zum deutschen Bronzeteam bei den Olympischen Spielen zählte. Untrennbar verbunden ist der Name Karl Schultz allerdings mit Madrigal, einem Holsteiner Sohn des Vollblüters Marlon. Mit Madrigal gewann er 1976 die Silbermedaille mit der Mannschaft und die Bronzemedaille in der Einzelwertung bei den Olympischen Spielen in Montreal. Ein Jahr später kehrte das Erfolgsduo mit Doppel-Silber von den Europameisterschaften aus Burghley zurück. Eine mögliche vierte olympische Medaille wurden dem 1980 frisch gebackenen Berufsreitlehrer Karl Schultz und Madrigal wegen des Olympia-Boykotts verwehrt.

Stattdessen starteten die Deutschen bei den Ersatzspielen in Fontainebleau und wurden erneut Zweite. 1983 zog sich Schultz aus dem aktiven Sport zurück und konzentrierte sich auf den familieneigenen Reit- und Ausbildungsbetrieb “Stall Madrigal“ in Böbs bei Lübeck. „Kalle Schultz war ein im positiven Sinne ‚starker’ Reiter. Er war ein Draufgänger, aber kein Hasardeur auf Biegen und Brechen. Er hatte vielmehr stets ein Gefühl dafür, die aktuelle Verfassung seines Pferdes zu erfühlen und mit dem vorletzten Tropfen Benzin im Tank das Ziel zu erreichen“, blickte Martin Plewa in seiner Laudatio auf die gemeinsamen Zeiten zurück.

Die Erfolgsgeschichte von Butts Leon und Andreas Dibowski haben wir in der Wochenend-Ausgabe des Hamburger Abendblatts ausgiebig gewürdigt. Herausragend der Olympiasieg 2008 mit der deutschen Equipe.