Luhmühlen. Lokalmatador Andreas Dibowski geht Sonnabend als erster Reiter auf die Geländestrecke

Verfassungsprüfung – was für ein sperriges Wort. Aber was für ein schöner und würdevoller Beginn des großen, internationalen Vier-Sterne-Events in Luhmühlen. Vielseitigkeitsreiter Andreas Dibowski aus Döhle, der Lokalmatador, hat sich sogar die Krawatte in Schwarz-Rot-Gold umgebunden und das Sakko mit dem Bundesadler übergezogen. Mit It`s Me, dem hoffnungsvollsten Nachwuchspferd in seinem Stall, schreitet er die Laufbahn vor der Tribüne ab. In der Mitte hält er an und verbeugt sich vor dem Herrn mit dem Bowler.

Christoph Hess, der Oberrichter für Luhmühlen, nimmt die Kopfbedeckung ab und grüßt zurück. Auf dem Rückweg führt der Reiter den elfjährigen Wallach enger am Zügel und läuft mit dem Tier im leichten Trab an den Zuschauern und Richtern vorbei. Hess nimmt erneut den Bowler ab und neigt das Haupt. Diesmal gilt diese Geste der Ehrerbietung alleine dem Pferd.

Mit der kurzen Vorführung am Vorabend des großen Vielseitigkeitsturniers wird die Gesundheit der vierbeinigen Hochleistungssportler überprüft. Die Tierärzte hatten keinerlei Bedenken. Alle Spitzenpferde sind gesund und fit. Andreas Dibowski mit It`s Me war nicht nur bei der Verfassungsprüfung der Erste. Die beiden werden auch am Sonnabend um 9.45 Uhr bei der Vier-Sterne-Prüfung als erstes Paar auf die 6,5 Kilometer lange Geländestrecke mit den 30 Hindernissen und 45 Sprüngen gehen.

„Dabei hat die Geländestrecke in diesem Jahr einen völlig neuen Look erhalten“, wie Parcourschef Captain Mark Phillips ankündigte. Das hat mit dem Drama im vergangenen Jahr zu tun. Der tödliche Sturz von Benjamin Winter überschattete nicht nur die Turniertage in Luhmühlen, sondern den gesamten Vielseitigkeitssport. Den neuen Geländekurs haben Bundestrainer Hans Melzer und die Weltklassereiterin Ingrid Klimke als „freundlich und einladend“ eingestuft. Mit einigen Hindernissen, die nicht mehr fest sind, sondern umkippen oder zusammenklappen können, werden neue Wege zu größerer Sicherheit eingeschlagen.

Der neue Kurs in Luhmühlen zeigt, wohin sich der reiterliche Dreikampf entwickelt. „Wir müssen darauf achten, dass der Geländeritt das Herzstück unseres Sports bleibt“, erläutert Chris Bartle, der an der Seite von Hans Melzer die deutsche Vielseitigkeit an die Weltspitze geführt hat. „Mark Phillips hat einige Hindernisse so aufgebaut, dass die Reiter das Tempo herausnehmen müssen. Und doch müssen sie hoch konzentriert bleiben, sonst riskieren sie, dass ihr Pferd an den schmalen Hindernissen vorbei galoppiert.“

In der Vier-Sterne-Prüfung ist auch diesmal die Weltelite am Start. Doppel-Olympiasieger Michael Jung, der seit Jahren den Vielseitigkeitssport beherrscht, wird mit Spitzenpferd Sam die Zuschauer begeistern. Die beiden gewannen 2012 das letzte Mal in Luhmühlen. Andreas Dibowski feierte ein Jahr vorher seinen bisher einzigen Sieg bei seinem „Haus- und Hofturnier“ mit Butts Leon. Dieses Erfolgspferd werden die Zuschauer am Sonnabend gegen 14 Uhr mit großer Anteilnahme und kräftigem Applaus in den endgültigen Ruhestand schicken. Um 14.30 Uhr wird die Geländeprüfung in der Drei-Sterne-Prüfung um die Meßmer Trophy gestartet. In deren Rahmen wird der neue deutsche Meister ermittelt. Dibowski ist mit FRH Eskadia dabei.