Neu Wulmstorf. Emotionaler Abschied: Beliebtes Gastro-Highlight im Hamburger Süden macht zum Jahresende dicht – und plötzlich ist die Bude wieder voll.
Nur noch wenige Tage – und das Restaurant „Zum Dorfkrug“ in Neu Wulmstorf schließt hinter dem letzten Gast für immer seine Türen. Wie berichtet, stellt Dorfkrug-Inhaber Thomas Hauschild, Erfinder der „Sylter Salatfrische“, den Betrieb zum Jahresende ein. Bis dahin ist das Gasthaus, das es seit mehr als 160 Jahren gibt, komplett ausgebucht.
Schwerer Abschied in Neu Wulmstorf: „Es ist so traurig, dass ihr schließt“
Die Gästereaktionen sind sehr emotional, sagt Restaurantleiterin Svenja Großmann und wiederholt ein paar der häufigsten Äußerungen: „Es ist so traurig, dass ihr schließt. Wo sollen wir denn jetzt hingehen? Etwas Vergleichbares in Sachen Qualität und Ambiente haben wir hier nicht. Wo sollen wir jetzt unsere Familienfeiern oder Geschäftsessen ausrichten?“ Auch den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen falle der Abschied schwer: „Wir haben hier sehr gern gearbeitet“, sagt die stellvertretende Restaurantleiterin Jennifer Wilhelm. „Unsere Gäste waren toll.“
Schließung des Gasthauses ist emotionale Angelegenheit
Auch für Thomas Hauschild und seine Schwester Sabiene Kron, von Anfang an im Restaurant dabei, ist die Schließung des exquisiten Gasthauses auf dem elterlichen Hof eine sehr emotionale Angelegenheit. Schließlich beginnt seine Geschichte bereits vor 167 Jahren. Und Hauschild arbeitete dort seit den 1980er Jahren.1993 übernahm der gelernter Koch den elterlichen Betrieb und verwandelte den „Dorfkrug“ im Laufe der Zeit von einer Kneipe in eine beliebte Anlaufstelle für gehobene Gastronomie. Das ausgezeichnete Restaurant wurde in den vergangenen Jahren immer wieder ausgebaut, vergrößert und modernisiert. Und in seiner Küche wurde vor 20 Jahren der Verkaufsschlager „Sylter Salatfrische“ erfunden, auf dessen Erfolg sich das Dorfkrug-„Imperium“ begründet.
Reservierungswelle nach erstem Bericht im Hamburger Abendblatt
Kurz, nachdem das Abendblatt als erstes über die Schließung berichtet hatte, ging eine Reservierung nach der anderen im Restaurant „Zum Dorfkrug“ ein, wie Hauschild bestätigt. „Das war schon erstaunlich“, sagt er. „Der Andrang ist nach wie vor riesig, was uns natürlich freut.“ Gleichzeitig könnten einige Gäste angesichts der vielen besetzten Tische nicht verstehen, warum das beliebte Restaurant die Türen für immer schließen muss. „Gerade jetzt, wo die Bude voll ist“, meint Hauschild. „Das ist aber ein trügerischer Eindruck. Viele wollen uns ein letztes Mal besuchen und es ist außerdem Weihnachtszeit, dann ist sowieso immer Hochkonjunktur. Wir müssen ja aber die Bilanz eines gesamten Geschäftsjahres sehen.“
Steigender Kostendruck bei rückläufigen Gästezahlen
Als Grund für die Schließung des Dorfkrug-Restaurants nennt Hauschildt vor allem den steigenden Kostendruck bei gleichzeitig rückläufigen Gästezahlen. Man habe feststellen müssen, dass sich die Bedürfnisse und das Ausgehverhalten der Gäste in einem nachhaltigen Wandel befinden. „Auch, wenn es eine Plattitüde ist: Seit Corona hat sich das Ausgehverhalten geändert und die Leute haben einfach weniger Geld, um Essen zu gehen“, so Hauschild. Deshalb passe man sich diesem Wandel an und konzentriere sich gastronomisch auf den Dorfkrug-Landhof. Der Landhof mit seinen vielfältigen Erlebnismöglichkeiten, wie dem anstehende Kunsthandwerkermarkt am Sonntag, 8. Dezember, stehe für den neuen Zeitgeist der Gastronomie.
Auf dem Landhof gibt es bald leckere Kaspress-Knödel
Wer also die Gesichter aus dem Dorfkrug-Restaurant gern wiedersehen möchte, kann sie zum großen Teil auf dem Landhof am Ortsausgang von Neu Wulmstorf wiederfinden. Food Manager Sylvio Pelligrini – auch zuständig für die Produktion des Dorfkrug-Sortiments mit Dressings, Rote Grütze, Puddings und mehr - sowie Küchenchef Malte Cuhlmann und Souz Chef Erik Klein werden ihre Expertise beim Landhof einbringen, ebenso wie die meisten Mitglieder aus dem Service. Ein „Signature Dish“ von der Karte des Restaurants „Zum Dorfkrug“ soll bald im Angebot des Landhofs auftauchen. Koch Erik Klein will dort sein im Restaurant überaus beliebtes „vegetarisches Highlight“ anbieten: ein Trio vom Knödel mit Kaspress-Variante.
Tom Kaulitz hat den Landhof besucht und dort geshoppt
Ansonsten soll sich die Gastronomie auf dem Erlebnis-Landhof aber vor allem eigenständig weiterentwickeln und zur Zielgruppe passen. Der Hof hat sich seit seiner Eröffnung in kurzer Zeit zu einem beliebten Ausflugsziel in der Region entwickelt. Selbst Superstar Tom Kaulitz, Ehemann von Heidi Klums und Zwillingsbruder von Bill Kaulitz, stattete dem Landhof im vergangenen September einen Besuch ab und deckte sich im Hofladen mit Dorfkrug-Produkten ein.
Erweiterung des Landhofes und seiner Gastronomie
Der Landhof ist ein Ausflugsziel, aber vor allem auch ein landwirtschaftlicher Betrieb mit dem Schwerpunkt Milchproduktion. Dort entsteht die Milch für die „Zum Dorfkrug“-Puddings, den Milchreis und die von Tom Kaulitz so geschätzte Vanillesauce.Thomas Hauschild strebt für das Areal am Höftenberg einen Ausbau an: Längerfristig möchte er die Aufenthaltsqualität für die Landhof-Besucher mit einem kleinen Handwerker-Dorf erhöhen. In mehreren kleinen Gebäuden könnten nach seinen Vorstellungen ein Gewächshaus, ein Ausstellungshaus, Fleischerei, Bäckerei, Käserei und Kaffeerösterei entstehen. Angedacht sind auch eine kleine Brauerei sowie eine Räucherhütte und eine Werkstatt.
Events mit bekannten TV-Köchen sind in Planung
Um unabhängiger vom Wetter zu werden, plant der Unternehmer im ersten Schritt jedoch ein zusätzliches Gebäude auf der Wiese vor dem bestehenden Hofladen, in der es weitere gastronomische Angebote und Raum für Feste und Aktionen geben soll. „Wir können uns zum Beispiel Events mit bekannten Spitzenköchen vorstellen“, sagt Hauschild, der über gute Kontakte in die Szene verfügt. So stand im Restaurant „Zum Dorfkrug“ unter anderem bereits Star-Koch Eckart Witzigmann am Herd.
Immobilie soll nicht verkauft oder vermietet werden
Die Immobilie, in der sich das Restaurant befindet, soll in Familienhand bleiben, wie Hauschild bestätigt: „Wir benötigen ohnehin Räume für Schulungen der Dorfkrug-Mitarbeiter und für Veranstaltungen mit unseren Abnehmern, wie Edeka oder Rewe. Dafür haben wir in den Produktionsstätten im Gewerbegebiet keine adäquaten Möglichkeiten.“
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Die Familie habe das Restaurant bis zu einem gewissen Grad weitergetragen, um die Historie zu bewahren. „Aber irgendwann ist das betriebswirtschaftlich gegenüber den anderen Unternehmensbereichen nicht mehr zu verantworten“, sagt Hauschild.
„Zum Dorfkrug“ ist die Heimat der „Sylter Salatfrische“
Unter dem Dach seiner Unternehmensgruppe TH Holding GmbH & Co. KG vereinen sich der Produktionsbetrieb für die „Zum Dorfkrug“-Produkte, darunter die beliebte „Sylter Salatfrische“, das Restaurant, der Landhof sowie eine Immobiliensparte. Das Unternehmen produziert an seinem Standort in Neu Wulmstorf in einem Millionenvolumen, beschäftigt nach eigenen Angaben aktuell rund 220 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und ist damit einer der großen Arbeitergeber im Ort. Nach Angaben des Unternehmens wurde in 2023 ein Umsatz von mehr als 34 Millionen Euro erzielt.