Harburg. Krankenhaus im Hamburger Süden bietet nach Rückschlag zentrale Qualitätsmerkmale für werdende Mütter. Wie das Comeback gelang.

Das ist beruhigend für werdende Eltern im Hamburger Süden: Die Helios Mariahilf Klinik Hamburg hat die Zertifizierung als „Perinatalzentrum Level 2“ erhalten. Das bedeutet, dass auch im Fall einer Frühgeburt die bestmögliche Versorgung für Gebärende und Kinder gewährleistet ist. Dafür war „das Mariahilf“ lange bekannt. 2019 wurde das Zertifikat jedoch aberkannt. Der Weg zurück an die Spitze war nicht einfach.

Perinatalzentrum in Harburg: Geburtshilfe und Kinderintensivmedizin gemeinsam

Geburtskliniken werden in verschiedene Versorgunsgsstufen unterteilt. Ein Perinatalzentrum mit Level 1 oder 2 ist darauf vorbereitet, zu früh geborene Säuglinge bestmöglich zu versorgen. Auf der Neugeborenen-Intensiv-Pflegestation werden Säuglinge versorgt, die vor der 29. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen oder die leichter als 1.250 Gramm sind.

Üblicherweise liegen Intensivstation und Entbindungsstation in unmittelbarer Nähe zu einander, damit für das medizinische Fachpersonal lange Wege vermieden werden.. Das ist nicht nur für „Frühchen“ wichtig, sondern für alle Geburten, geeignet, die eine intensivmedizinische Überwachung und Behandlung des Neugeborenen erfordern.

Für die Zertifizierung muss ein Krankenhaus nachweisen, dass es sowohl über hochqualifiziertes Personal als auch modernste technische Ausstattung in der Geburtshilfe und der Frühgeborenenversorgung verfügt. Beide Fachbereiche müssen gemeinsam und kooperativ geführt werden. Ein Perinatalzentrum Level 2 muss mindestens vier Kinderintensivbetten vorweisen, ein Zentrum Level 1 mindestens sechs und beide das Fachpersonal in Schlüssel, der dieser Bettenanzahl entspricht.

Nachweispflicht: Langes Üben, bis es nicht mehr an den Häkchen hakte

Nachdem das Mariahilf den Level-2-Status 2019 verloren hatte, hatte die damalige Klinikleitung sofort versprochen, den Status schnell wieder herzustellen. Dennoch hat dies über fünf Jahre gedauert. Das habe aber keineswegs an fachlichen Mängeln gelegen, betont Klinik-Geschäftsführer Philip Wettengel, sondern daran, dass das Nachweisverfahren für die Versorgungsqualität sehr anspruchsvoll ist. „Zunächst kam uns die Pandemie dazwischen“, sagt er. „In den zwei Jahren waren Klinikverwaltungen hoch beansprucht. Danach hatten wir viel Neues zu lernen und einzuüben.“

Geschäftsführer Helios ENDO-Klinik Hamburg, Philip Wettengel
Geschäftsführer Philip Wettengel © David Maupilé | David Maupilé

Für die Zertifizierung musste das Krankenhaus nachweisen, dass Hebammen, Neonatologen, Pflegekräfte und Ärzte der Geburtshilfe eng zusammenarbeiten, um Schwangeren eine persönliche und sichere Betreuung zu bieten und Frühgeborene optimal medizinisch zu versorgen. „Sämtliche Qualitätskriterien müssen für einen Prüfungszeitraum täglich neu dokumentiert werden“, erklärt Wettengel. „Kein Haken und keine Unterschrift darf fehlen und für alle erforderlichen Spezialisten oder Spezialistinnen im Team muss zusätzlich zu der im Dienstplan vorgesehene Kraft noch eine mögliche Vertretung im Plan eingetragen sein.“

Neuzertifizierzung: Lob auch von Harburger Bürgerschaftsabgeordneter

Das habe vor allem für die Stations- und Abteilungsleitungen einen ungewohnten Aufwand mit sich gebracht, der geübt werden musste, bis er perfekt saß. Bei einem Versuch der Neu-Zertifizierung fiel die Klinik durch. Danach wurde das Training intensiviert. „Wir haben mit einer zertifizierungserfahrenen Kollegin über Monate mehrere Trockendurchläufe gemacht, bevor wir uns erneut prüfen ließen“, sagt Wettengel.

Mit Erfolg: „Die Anerkennung als Level-2-Zentrum ist ein wichtiger Schritt für uns“ betont Dr. André Motamedi, Chefarzt der Geburtshilfe, die Bedeutung der Zertifizierung: „In unserer Region leben viele junge Familien. Die Sicherheit, eine hochqualifizierte Versorgung für Mutter und Kind direkt vor Ort zu haben, schafft Vertrauen und entlastet enorm. Die Eltern können sich so voll und ganz auf die schönen Momente konzentrieren und wissen trotzdem, dass ihnen im Notfall schnell und kompetent geholfen werden kann.“

Musab der Tausndste
Der kleine Musab ist das 1000. Kind, das in diesem Jahr im Krankenhaus Mariahilf zur Welt kam. © HA | Helios Klinikum Mariahilf

Das sieht die Harburger Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver (CDU) ähnlich: „Für werdende Eltern ist es wichtig und beruhigend, zu wissen, dass sie die bestmögliche Versorgung bekommen, wenn sie sie brauchen. Das ist im Hamburger Süden jetzt wieder gegeben“, sagt sie. „Und es wird auch ins Umland ausstrahlen.“

Thema Geburtshilfe im Mariahilf

In den fünf Kreißsälen der Helios-Mariahilf-Klinik wurden 2023 rund 1800 Kinder geboren. 2024, schätzt Philip Wettengel, werden es etwa genauso viele sein. Nach einem überdurchschnittlichen ersten Halbjahr flachte die Kurve in den Folgemonaten ab.

Mit der Zertifizierung als Level-2-Zentrum wollen es die Geburtshelfer und Kinderintensivmediziner der Klinik aber nicht bewenden lassen. Als Nächstes streben sie einen „Qualitätsvertrag über die Geburtshilfe“ mit den Krankenkassen an. „So ein Vertrag beinhaltet unter anderem, dass die Klinik mit Patienten oder in diesem Fall jungen Müttern über ein Jahr in Kontakt bleibt, Fragen beantwortet und eventuelle Probleme frühzeitig erkennen kann“, sagt Wettengel.