Harburg. Helios-Klinik hat die Personalkrise überwunden und ist auf bestem Wege als „Perinatalzentrum Level 1“ anerkannt zu werden.

Die Helios Mariahilf Klinik ist auf dem besten Wege, als „Perinatalzentrum Level 1“ anerkannt zu werden. Die seit April laufenden Bauarbeiten zum Ausbau der geburtshilflichen und neonatologischen Abteilung sind in vielen Bereichen bereits abgeschlossen.

Damit sind räumlich alle Voraussetzungen für die Hochstufung der neonatologischen Abteilung von Level zwei auf eins so gut wie erfüllt. Diese derzeit höchste Anerkennung erhalten nur Kliniken, die zusätzlich zur Betreuung normal verlaufender Schwangerschaften und Geburten auch optimale Voraussetzungen für eine rundum sichere Versorgung von Frauen und deren Neugeborene bei Früh- und Risikogeburten erfüllen.

Auch personell ist die Klinik für die Zertifizierung gut aufgestellt. „Wir beschäftigen neben Chefarzt Dr. Mouhib Adjan zwei Oberärzte, eine Fachärztin und 14 Assistenzärzte in der Geburtshilfe“, sagt Kliniksprecherin Lisa Klauke-Kerstan. „Darüber hinaus sind aktuell noch zwei Oberarztstellen ausgeschrieben, deren Arbeit derzeit von Honorarärzten übernommen wird.“

Im Frühjahr brachen nach der Kündigung der Chefärztin die Geburtenzahlen ein

Damit ist das Team der geburtshilflichen Abteilung gut neun Monate nach dem Weggang von Chefärztin Maike Manz und fünf weiteren Oberärzten wieder so gut wie komplett. Diese hatte nach nicht einmal zweijähriger Amtszeit gekündigt und in einem Brandbrief die Zustände an der Klinik öffentlich angeprangert.

Manz kritisierte, dass Kliniken die Zahl von Kaiserschnitten durch falsche Anreize stark steigen lassen, weil diese weniger zeitaufwendig und besser bezahlt seien. Die Situation am Mariahilf spitzte sich weiter zu, als am ersten Februarwochenende der Kreißsaal zeitweilig wegen Personalmangels gesperrt werden musste. Die Vorfälle führten zu einem Einbruch der Geburtenzahlen an der Klinik.

Massiv in die Schlagzeilen geratene Klinik

Im Juni übernahm Dr. Adjan, zuletzt als Chefarzt an der Frauenklinik im Asklepios Krankenhaus Lich tätig, das Ruder am Mariahilf. Der gebürtige Syrer bringt nicht nur drei Jahrzehnte Berufserfahrung, sondern insbesondere Expertise bei der Geburt von Mehrlingen und aus der Beckenendlage mit.

Seine wichtigste Aufgabe aber lautete zunächst: das Vertrauen der Patienten in die massiv in die Schlagzeilen geratene Klinik zurückzugewinnen. Das scheint gelungen. „Die Anmeldungen zur Geburt steigen“, sagt Lisa Klauke-Kerstan. „Pro Woche haben wir zwischen 40 und 50 Anmeldungen.“

Der neue Chefarzt der Geburtshilfe am Mariahilf, Dr. Mouhib Adjan, hält den 24 Stunden alten Liam auf dem Arm.
Der neue Chefarzt der Geburtshilfe am Mariahilf, Dr. Mouhib Adjan, hält den 24 Stunden alten Liam auf dem Arm. © HA | Hanna Kastendieck

Und auch die Zahl der Geburten gehe wieder nach oben. „Im Juni kamen 110 Kinder im Mariahilf auf die Welt, im Juli waren es 114 und im August 129. Im April, kurz nach der Kündigungswelle, waren es nur 91 Babys.

Mütter können in Rooming-In-Zimmern neben dem Inkubator des Kindes schlafen

Dr. Adjan wird als erfahrener Arzt künftig das Perinatalzentrum Level 1 leiten. Dieses ist zwar räumlich fertiggestellt, muss aber noch vom Medizinischen Dienst der Kassen zertifiziert werden.

Durch die Bauarbeiten wurde die Kinderintensivstation vergrößert und um zusätzliche Intensivplätze für Früh- und Neugeborene, die der besonderen Überwachung bedürfen, erweitert. Insgesamt stehen im Haus jetzt zwölf Plätze zur Verfügung.

Rooming-In-Zimmer

Neu sind die sogenannten Rooming-In-Zimmer, bei der die Mutter neben dem Inkubator des Kindes schlafen kann. Die Kinderärzte sollen künftig im Kreißsaal einen weiteren Untersuchungsplatz für Neugeborene haben - damit hier nicht nur Zwillinge, sondern auch Drillinge nach der Geburt optimal versorgt werden können.

Das neue Intensiv-Zimmer auf der Frühchen-Station ist hell und großzügig und bietet Platz für vier Intensivbetten.
Das neue Intensiv-Zimmer auf der Frühchen-Station ist hell und großzügig und bietet Platz für vier Intensivbetten. © HA | Hanna Kastendieck

Darüber hinaus wird aktuell der Kreißsaal um einen Überwachungsbereich erweitert, in dem die Mütter in den ersten Stunden nach der Geburt betreut werden und über einen neuen Durchgang direkt mit dem OP verbunden. Die Umbaukosten von 5,3 Millionen Euro werden vom Krankenhausstrukturfond und der Stadt Hamburg je zur Hälfte getragen.

30 Hebammen sollen natürliche Geburten ohne medizinische Intervention unterstützen

„Wir bieten den werdenden Eltern damit größtmögliche Sicherheit, gleichzeitig aber auch die Möglichkeit, eine familienorientierte und natürliche Geburt zu erleben“, sagt Lisa Klauke-Kerstan.

Dazu sollen auch die Mitarbeiter beitragen, zu denen nicht nur das Team von Ärzten sondern auch die 30 Hebammen, die die Klinik beschäftigt, gehören. Sie begleiten jede risikofreie Geburt ohne medizinische Intervention. Damit bekennt sich die Klinik zu einem klaren „Ja“ zur physiologischen Geburt.

Hebammenschülerin Lea Zerbe untersucht eine Patientin.
Hebammenschülerin Lea Zerbe untersucht eine Patientin. © HA | Hanna Kastendieck

Um das zu unterstreichen, hat die Klinik im September drei neue Hebammen zur Ausbildung eingestellt. Eine davon ist Lea Zerbe, 28 Jahre alt. Die studierte Kulturwissenschaftlerin entschied sich trotz Studium und Job in der Kulturbranche bewusst für einen beruflichen Neustart.

„Ich habe während meiner eigenen Schwangerschaft mit meinem Sohn erlebt, wie wichtig die Arbeit einer Hebamme ist und wie gut es tut, wenn jemand da ist, der die werdende Familie begleitet“, sagt sie. Also bewarb sich die Lüneburgerin für einen Ausbildungsplatz am Mariahilf. Vier Jahre dauert das duale Studium, das mit einem Bachelor of Science abschließt.

Lea Zerbe könnte sich durchaus vorstellen, das Team am Mariahilf dauerhaft zu unterstützen und ihren Teil dazu beizutragen, dass die Zahl der Kaiserschnitte an der Klinik weiter sinkt. Diese liegt übrigens unter dem Hamburger Durchschnitt von 31,8 Prozent bei aktuell 27 Prozent.

Tag der Geburt

Am 20. September lädt das Perinatalzentrum der Helios Mariahilf Klinik Hamburg (Stader Straße 203c) alle (werdenden) Eltern zum Tag der Geburt ein.

Von 14 bis 18 Uhr können die Besucher unter dem Motto „Natürlich bei uns“ die modernen Kreißsäle der Klinik, die frischumgebaute Frühchen-Station und die Geburtenstation kennenlernen.

Auf den Stationen stehen die Experten aus der Geburtshilfe sowie der Kinder- und Jugendmedizin für Fragen zur Verfügung. Schwangere können sich auf kostenloses Babybauchbemalen, ein kostenloses Babybauch-Shooting und die Verlosung eines Windel-Abos freuen.

Das Elternzentrum der Klinik bietet kostenlose Schnupperkurse an und Geschwisterkinder können ein Wickeldiplom absolvieren oder sich auf dem klinikeigenen Spielplatz austoben.

Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks eröffnet um 16 Uhr feierlich die umgebaute Frühchen-Station der Helios Mariahilf Klinik.

Gemeinsam mit Niedergelassenen, freiberuflichen Hebammen und den Familien der Region wird der Wiederbezug der Station bei einem kleinen Imbiss und fachlichem Austausch gefeiert.

Mit dem Umbau seit April wird das Klinikgebäude an den neuen Versorgungsauftrag als einzige Geburtsklinik im Hamburger Süden angepasst. In der Notfallambulanz werden Schwangere, Kinder und andere Notfälle künftig in getrennten Bereichen behandelt.