Hamburg. KIT steht Menschen nach traumatischen Ereignissen bei. Warum es ein neues Fahrzeug braucht und weshalb dort auch Teddys an Bord sind.
Einen schweren Verkehrsunfall zu beobachten oder selbst von einer Gewalttat betroffen zu sein – so etwas kann einen schlagartig aus der Bahn werfen. In solchen Fällen ist das Kriseninterventionsteam, kurz KIT, zur Stelle: Die Helfer in größter Not rücken zu jeder Tag- und Nachtzeit aus, um in ganz Hamburg Menschen nach seelisch stark belastenden Ereignissen beizustehen, sie psychosozial zu betreuen: Angehörige, Opfer, Augenzeugen. Solche Einsätze haben sich in den vergangenen Jahren gehäuft, die Zahlen seien deutlich gestiegen, so das Deutsche Rote Kreuz Harburg, wo das für ganz Hamburg zuständige KIT angedockt ist.
Und mehr Einsätze führen zu einem höheren Mobilitätsbedarf: Damit die ehrenamtlichen Helfer schnell zum Einsatzort gelangen, hat das DRK mit Spendengeldern einen Ford-Kleinbus im Wert von rund 60.000 Euro beschafft. Das soeben in Dienst gestellte Fahrzeug ist das vierte im Fuhrpark des KIT. Mit an Bord des Siebensitzers: Blaulicht, Digitalfunk, Notfallrucksack, Defibrillator und – in hoch belastenden Situationen eine probate Soforthilfe für die Kleinsten – auch Teddys für Kinder.
Kriseninterventionsteam im Dauereinsatz – neunmal Alarm am Tag
Kaum ein Tag vergeht, ohne dass die Polizei nach ihren Einsätzen auch von der Hilfe des Kriseninterventionsteams berichtet. War das KIT 2022 noch 506-mal im Einsatz, um 1748 Menschen zu betreuen, so waren es 2023 bereits 662 Alarmierungen und 1985 Betreute – so viele wie noch nie innerhalb eines Jahres.
Ganz ähnlich sehe es dieses Jahr aus, einen weiteren Anstieg der Einsatzzahlen auch mit Blick auf die zahlreichen Badeunfälle in diesem Sommer schließt das DRK gegenüber dem Abendblatt nicht aus. „Zuletzt wurden wir bis zu neunmal täglich alarmiert“, sagt der Leiter des KIT, Malte Stüben.
Wer beim KIT mitmachen will, muss mindestens 25 Jahre alt sein
Unter anderem übernahmen die Ehrenamtlichen die psychosoziale Akutbetreuung nach einem Verkehrsunfall am Baumwall, bei dem am 13. September eine 71-jährige Radfahrerin ums Leben gekommen war. Wie bei der Freiwilligen Feuerwehr gehen die KIT-Mitarbeiter einer regulären Arbeit nach, werden vom Arbeitgeber für die Einsätze freigestellt. 65 Aktive sind es aktuell, die jüngste ist 25 Jahre alt (das Mindestalter beim KIT ist 25 Jahre), der älteste 68. Fordert die Polizei sie an, sind sie insbesondere auch nach dem Überbringen von Todesnachrichten eine wertvolle Stütze für die Hinterbliebenen.
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Dafür braucht es eine solide Ausbildung. Sie umfasst 100 Theoriestunden und eine einjährige Hospitanz. Die kräftezehrenden Einsätze gehen auch an den Ehrenamtlichen nicht spurlos vorüber. Um sie zu verarbeiten, können sie unter anderem von einer Supervision Gebrauch machen.