Landkreis Harburg. Ehrenamtliches Team der Johanniter betreute mehr als 670 Personen. Welches Ereignis für den Anstieg an Einsätzen verantwortlich war.
129 Mal waren die Helfenden aus dem ehrenamtlichen Kriseninterventionsdienst der Johanniter im Landkreis Harburg 2021 im Einsatz, um Menschen zu helfen, die gerade den Boden unter den Füßen verloren haben. Denn die speziell geschulten Helfer begleiten Angehörige nach unerwarteten natürlichen Todesfällen, Suiziden oder Unfällen.
Im Vergleich zum Vorjahr haben die Ehrenamtlichen aus dem Regionalverband Harburg rund ein Fünftel mehr Einsätze gehabt. Im Jahr 2020 waren es 101 Einsätze gewesen.
Zwei mehrtägige Einsätze im Flutgebiet von Ahrweiler
Insgesamt betreute das Team 671 Personen. Die verhältnismäßig hohe Anzahl von mehr als 670 zu betreuenden Menschen – im Vorjahr waren es rund 370 gewesen – erklärt sich durch zwei mehrtägige Einsätze im Flutgebiet von Ahrweiler.
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„Die individuellen und zum Teil extremen Erlebnisse der Hochwassernacht, der Verlust aller materiellen Güter oder die Widrigkeiten des Lebens ohne Strom, Trinkwasser und Gas, der Matsch, der Staub und der Lärm bewegten die Menschen sehr stark. Durch entlastende Gespräche konnten wir helfen, die Sprachlosigkeit zu überwinden“, berichtet Ingo zum Felde, Leiter der Krisenintervention der Harburger Johanniter.
An der Art der Einsätze hat sich auch im zweiten Coronajahr nach Beobachtung der Ehrenamtlichen insgesamt relativ wenig verändert: Am häufigsten war die Gruppe aufgrund von Tod im häuslichen Umfeld (61 Fälle), zur Betreuung von Angehörigen oder Augenzeugen nach Unfällen (25) oder Suizid eines Verwandten (20 Fälle) im Einsatz. In sechs Fällen fand eine Einsatznachsorge statt.
Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst werden begleitet
Dabei werden Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst nach besonderen Einsätzen begleitet, um das Erlebte zu verarbeiten. In den ersten schwierigen Stunden sind die Ehrenamtlichen für die Hinterbliebenen da, hören zu, geben Halt und helfen den Menschen, sich zu sortieren. Aufgrund der Corona-Lage tragen die Helfer bei all ihren Einsätzen derzeit eine FFP2-Maske. „Die Schutzmaßnahmen erschweren es, Trost zu spenden. Denn durch die Maske fällt die Mimik weg, das ist kaum zu kompensieren“,erläutert zum Felde. Aber trotzdem können die „Ersthelfer für die Seele“ allein schon durch ihre Anwesenheit und die Bereitschaft zuzuhören viel Entlastung geben.
Das Team der Krisenintervention wurde 2011 im Landkreis Harburg gegründet. Inzwischen zählt die Gruppe 28 Mitglieder. Alle arbeiten ehrenamtlich, haben einen Beruf, dem sie nachgehen und können trotzdem eine 24-Stunden-Bereitschaft an 365 Tagen im Jahr sicherstellen. Damit sie helfen können, haben die Ehrenamtlichen eine umfassende Ausbildung bei den Johannitern absolviert und sind auf verschiedenste Situationen vorbereitet.