Harburg. Digitale Buchung per App schreckt ältere Kunden nicht von Nutzung des Shuttle-Service ab. Ein entscheidender Stolperstein aber bleibt.

Manchmal liegt die Wahrheit tatsächlich auf der Straße – zumindest, was den Shuttle-Service HVV Hop in Harburg betrifft. Denn der ist im Hamburger Süden ein echtes Erfolgsmodell: Fast 500 Fahrten pro Tag auf den Straßen des Bezirks sind dafür das beste Beispiel, bald 300.000 Fahrgäste seit Start vor eineinhalb Jahren ein weiteres.

Eines überrascht dabei besonders: Unter den Nutzern der digital buchbaren Diensleistung sind erstaunlich viele Senioren.

HVV Hop in Harburg: Politiker hatten befürchtet, dass das Angebot Senioren überfordert

Dabei war bei Beginn des Angebots im Januar 2023 von einigen Bezirkspolitikern befürchtet worden, dass ältere Menschen mit dem Angebot, das nur über eine Smartphone-App gebucht werden kann, überfordert sein könnten.

Hop für Opa und Oma
Hans-Jürgen Rindfleisch und Anja Erler setzen sich dafür ein, dass Senioren die Scheu vor der digitalen Fahrdienst-Bestellung abbauen. © HA | Lars Hansen

Die Zahlen sprechen jedoch eine andere Sprache: Fahrgastbefragungen der TUHH Ende 2023 ergaben, dass 25 Prozent der Hop-Nutzer zwischen 51 und 88 Jahren alt sind. Das entspricht nicht nur dem Anteil dieser Alterssphäre an der Gesamtbevölkerung, sondern übertrifft ihn sogar leicht.

Älteste bekannte Stammkundin des Dienstes in Harburg ist 101 Jahre alt

Zu den Senioren, die regelmäßig HVV Hop nutzen, gehört Hans-Jürgen Rindfleisch. Der CDU-Bezirkspolitiker könnte demnächst als zubenannter Bürger die Verkehrspolitik für die CDU in Harburg vertreten. Vor sieben Jahren hat der mittlerweile 82-jährige sein Auto abgeschafft. „Mit dem öffentlichen Nahverkehr kann ich alles erledigen, was getan werden muss“, sagt er. HVV-Hop hilft dabei natürlich sehr, zum Beispiel, wenn man mal Einkäufe hat und sie nicht von der Bushaltestelle bis nach Hause tragen will.“

„ Das Interesse ist immer groß, und wir können den Menschen die Angst vor der Technik nehmen. “

Anja Erler
VHH-Marketingbeauftragte

Er sei bestimmt nicht der älteste Hop-Nutzer, so Rindfleisch: „Ich habe eine Dame in der Nachbarschaft, die 101 Jahre alt ist und das Hop jede Woche nutzt, um zum Seniorentreff in der Kirche zu gelangen“, sagt er.

Dort, im kirchlichen Seniorenkreis, wurde auch Werbung für den Fahrdienst gemacht. Die Hemmschwelle für manche Senioren: Hop kann nur per Smartphone-App bestellt werden. Manche sind mit dieser Technologie überfordert oder haben zumindest Angst, überfordert zu sein.

Regelmäßige Info-Veranstaltungen und Hop-Sprechstunden für Senioren

„Deshalb bieten wir regelmäßig Informationsveranstaltungen in Altentreffs von der Kirche oder Sozialverbänden an. Wir waren schon in der Lutherkirche, in der Thomasgemeinde, bei der Arbeiterwohlfahrt und bei vielen anderen“, sagt Anja Erler, die bei den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein die Marketingarbeit für das Hop-Projekt verantwortet.

„Außerdem sind wir regelmäßig mit einer Hop-Sprechstunde in der Behinderten-Arbeitsgemeinschaft im Marktkauf-Center zu Gast. Das Interesse ist immer groß, und wir können den Menschen die Angst vor der Technik nehmen. Der nächste Termin istam 16.September.“

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Es soll sogar Senioren geben, die sich, nur um den Hop-Dienst nutzen zu können, das erste Mal überhaupt mit den vielfältigen Möglichkeiten ihres Smartphones auseinandergesetzt haben, sagt Hans-Jürgen Rindfleisch: „Viele holen sich dafür Hilfe von ihren Kindern und Enkelkindern.“

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Einen wichtigen Grund gibt es allerdings, warum manche ältere Harburger die Smartphone-App weiterhin scheuen: Man muss online bezahlen. Und weil ältere Menschen gerne auch mal von Betrügern bequatscht werden, warnt die Polizei sie dort, wo auch Hop wirbt, regelmäßig, nicht leichtsinnig mit Kontodaten umzugehen. Bei der Abwägung, was harmlos ist, und was gefährlich, neigen viele zur Vorsicht. „Ich helfe mir da mit der Guthabenkarte von Hop“, sagt Hans-Jürgen Rindfleisch. „Und die empfehle ich in Seniorenkreisen auch weiter.“