Harburg. Anbieter testen Shuttles und Car-Sharing in Hamburgs Süden. Die Testphasen sind begrenzt. Was ist, wenn sie enden? Betreiber beruhigen.
HVV hop hat bei den Nutzerzahlen in Harburg eine neue Zielmarke geknackt: 250.000-mal fuhren Harburgerinnen und Harburger mit den elektrischen Rufwagen. Im Schnitt hat damit jeder Einwohner der Region Harburg in den eineinhalb Jahren seit Einführung diesen Dienst zweieinviertelmal benutzt. Ungefähr zeitgleich wurde mit den „Switch“-Punkten auch das Car-Sharing in Harburg ausgeweitet. Es ist ebenfalls ein Erfolg. Aber: Hop und switch sind in Harburg im Rahmen von Langzeitversuchen eingeführt worden. Was passiert, wenn die Versuchszeiträume enden?
Das ist bei hop in eineinhalb Jahren der Fall, bei switch eigentlich jetzt schon. Sorgen müssen sich die Harburgerinnen und Harburger aber nicht machen, heißt es von verschiedenen verantwortlichen Stellen. Die Projekte sind so erfolgreich; sowohl bei den Nutzern, als auch, was die erhofften Effekte für die Mobilitätswende angeht; dass sie fortgeführt und ausgebaut werden sollen.
Beteiligte einig: Der Nutzen für die Verkehrswende ist den finanziellen Aufwand wert:
Das war der Tenor bei der Abschlusskonferenz für die zweite Phase des Projektes „KoGoMo“. „KoGoMo“ ist die verwirrende Abkürzung für den nicht minder unverständlichen Langtitel: „Stärkung der kommunalen Governance für die Umsetzung von neuen Mobilitätsangeboten in Kooperation mit privaten Anbietern“
Um das zu verstehen, muss man den Wortmoloch etwas entknoten und erklären: „Private Anbieter“ von „neuen Mobilitätsformen“ bieten diese gerne dort an, wo sie viel und damit profitabel genutzt werden. Stadtteile mit einer großen und wohlhabenden Einwohnerdichte werden daher bevorzugt. Um sie auch in andere Quartiere zu locken, müssen Politik und Verwaltung mit ihrer „kommunalen Governance“ – zu Deutsch: ihrem Verwaltungsverhalten – Anreize setzen oder Vorschriften erlassen. „KoGoMo“ ist ein Langzeit-Feldversuch, ein sogenanntes Reallabor.
So wurde den Car-Sharing-Anbietern mit der Einrichtung der 13 switch-Punkte entgegengekommen, was die stationslosen Dienstleister zum Anlass nahmen, ihre Bediengebiete in Harburg deutlich zu erweitern und den stationsgebundenen Dienst Cambio dazu brachte, zumindest zwei Switch-Punkte ins Netz der Stationen aufzunehmen. So wird auch das Leih-Lastenrad „Cargo-Bike“ subventioniert und auch bei hop schießt die Stadt nicht wenig zu.
Der Nutzen für die Verkehrswende, da sind sich die Beteiligten einig, ist den finanziellen Aufwand wert: Wo die Alternativen zum eigenen Auto attraktiv sind, gibt es weniger eigene Kraftfahrzeuge. Umfragen unter den Switch-Punkt-Nutzern bestätigen das: Eine wachsende Zahl der Befragten überlegt, ihr Auto oder zumindest eines der Autos im Haushalt abzuschaffen. Und ein Teilnehmer aus Bremen berichtete, dass dort, wo die Nutzung von Privat-Kfz sinkt, wieder mehr vor Ort eingekauft wird, sodass kleine Geschäfte profitieren.
„Diese Projekte werden bleiben“, sagte Anke Koller, Abteilungsleiterin Verkehrsentwicklung in der Hamburger Verkehrsbehörde zum Auftakt der KoGoMo-Konferenz. „Zum endgültigen Abschluss der zweiten Phase werden sie noch einmal detailliert ausgewertet und feinjustiert, aber dass sie ein Erfolg sind, steht fest. In einer dritten Phase wird es darum gehen, sie auch auf andere Bezirke und Regionen auszuweiten.“
Die naheliegendste und am nächsten gelegene weitere Region wäre Süderelbe. Dort klopft KoGoMo auch schon an: Der HVV denkt an zwei Switch-Punkte in den Neubauregionen. Gespräche mit der IBA laufen bereits.
Was Bezirkspolitiker schon lange fordern: die Ausweitung von Hop nach Süderelbe
Auch bei hvv-hop, das nur zum Teil an das KoGoMo-Reallabor angedockt ist und ansonsten seine eigene Projektlaufzeit und -ziele hat, denkt man nicht ans Aufhören. Immerhin läuft das Projekt noch bis Ende 2025 und bis dahin möchte man auch autonome Fahrzeuge getestet haben. Außerdem spornt der Erfolg bei den Harburgern die zuständigen Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) an, weiterzumachen und zu -denken.
So kann man sich bei den VHH grundsätzlich etwas vorstellen, was Bezirkspolitiker schon länger fordern: die Ausweitung von Hop nach Süderelbe. Konkrete Pläne gibt es allerdings noch nicht. Außerdem müsste die Deckung der Defizite von derzeit noch 12 Euro pro Fahrt dann auch für die Region Süderelbe neu geklärt werden.
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Harburgs Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen freuen die guten Nachrichten: „Harburg war im Vergleich zu den Gebieten nördlich der Elbe mit Angeboten zur Mobilitätswende unterversorgt“, sagt sie. „Dies galt vor allem für die Bereiche außerhalb des Harburger Stadtkerns. Die neuesten hvv switch-Punkte sind eine gute Erweiterung des Angebots für die Zukunft. Durch das Reallabor konnten bereits verschiedene Ansätze, wie ein leihbares Lastenrad oder mehrere private Carsharing-Angebote getestet werden.“