Harburg. Restaurant-Betreiber wollte nach Feuer schnell wieder öffnen. Nun ziehen die Wochen ins Land. Wie ist die Stimmung bei Wirten und Gästen?

Schon einen Tag nach dem Brand in einem historischen Fachwerkhaus in der Lämmertwiete in Harburg kündigte der Eigentümer an, bald wieder öffnen zu wollen. Nun läuft die Brandsanierung bereits auf Hochtouren – und Harburgs Nachtschwärmer hoffen auf ein schnelles Ende der Zwangspause.

Es waren dramatische Szenen in der Nacht zum 11. Juli in Harburgs beliebter Ausgehmeile: Flammen schlugen aus einem Fenster im ersten Stockwerk des Caspari-Restaurants in der Lämmertwiete. Aus dem Dach des historischen Fachwerkhauses drang schwarzer Brandrauch in den Nachthimmel.

Nach Brand in historischer Lämmertwiete: Geschlossenes Caspari reißt große Lücke

Ohne zu zögern hatten Besucher und Wirte der benachbarten Betriebe geholfen, der Feuerwehr den Zugang durch die enge Lämmertwiete freizumachen. Sie räumten Stühle und Tische aus dem Weg, getränkt von den Regenmassen, die auf sie niederprasselten.

Kurz vor Mitternacht brach in der Nacht zum 11. Juli ein Feuer in einem historischen Gebäude der Lämmertwiete aus. 
Kurz vor Mitternacht brach in der Nacht zum 11. Juli ein Feuer in einem historischen Gebäude der Lämmertwiete aus.  © HA | André Lenthe Fotografie

Kiomars Ashtarany, Betreiber und Eigentümer des Caspari, verfolgte die Löscharbeiten fassungslos im Schutz eines aufgespannten Sonnenschirms stehend – sichtlich bemüht, die Fassung zu bewahren. Äußern wollte er sich in diesem Moment nicht, der Schock saß offenbar zu tief.

Und auch wenn die Feuerwehr bis in die Morgenstunden des nächsten Tages noch mit den Löscharbeiten beschäftigt war – Ashtarany war trotzdem da, stand den Brandermittlern der Polizei Rede und Antwort.

Das Innere des Restaurants wurde durch den Brand schwer beschädigt

Die Ursache des Feuers? Offenbar ein Brand in einem Stromverteilerkasten unterhalb einer hölzernen Treppe. Die Treppe und die historische Zwischendecke aus Holz, Stroh und Lehm wurden schwer beschädigt. Auch ein Großteil der Einrichtung wurden durch Ruß und Rauch unbrauchbar.

Seit vier Wochen ist das Restaurant Caspari in der Lämmertwiete nach dem großen Brand geschlossen.
Seit vier Wochen ist das Restaurant Caspari in der Lämmertwiete nach dem großen Brand geschlossen. © LENTHE-MEDIEN | LENTHE-MEDIEN

Einer der letzten Gäste des Caspari meldete sich am Tag nach dem Brand beim Abendblatt: Er habe mit Freunden bis kurz nach 23 Uhr beim Absacker in dem beliebten Restaurant gesessen. Dann sei er vom Personal wegen eines unklaren Brandgeruchs vor die Tür gebeten worden.

„Gerade jetzt im Sommer reißt der Brand im Caspari eine riesige Lücke

Einer der ebenfalls in der Nacht zum 11. Juli dabei war, schaute am Sonnabend, vier Wochen nach dem verheerenden Brand, gegenüber im „Bierbrunnen“ die Partie HSV gegen Hertha BSC. „Ich bin immer noch schockiert“, sagt der junge Mann. „Wir waren die letzten Gäste und regelmäßig im Caspari. Oft, um noch etwas vor dem Kneipenbummel zu essen – oder wie am Abend vor dem Brand nach der Arbeit.“ Er hoffe sehr, dass „unser Caspari“ bald wieder öffnen kann.

Ein Schild vor dem Caspari informiert über den aktuellen Stand.
Ein Schild vor dem Caspari informiert über den aktuellen Stand. © LENTHE-MEDIEN | LENTHE-MEDIEN

So geht es auch Julia aus Heimfeld, die sich am Sonnabendabend mit ein paar Freundinnen auf einen Cocktail vor der Panthera Bar getroffen hat. „Es ist schlimm, gerade jetzt im Sommer reißt der Brand im Caspari eine riesige Lücke ins Angebot dieser wunderbaren Gasse“, sagt die Heimfelderin. „Ich bin aber froh, dass die Betreiber offenbar wieder aufmachen wollen.“

So sehe es vor dem Caspari auch ziemlich trostlos aus, ergänzt Freundin Marie: „Ich hoffe, dass bald wieder Leben in das alte Fachwerk einzieht.“

„Wir Wirte hier in der Lämmertwiete halten zusammen!“

Auch für die Wirte der Lämmertwiete ist der temporäre Ausfall des Caspari ein großer Verlust. „Wir haben alle mitgefühlt, als dieses charaktergebene Haus in Flammen stand. Wir Wirte hier in der Lämmertwiete halten zusammen und ergänzen uns gut“, erzählt Oliver Klühn der Geschäftsführer der Panthera Bar.

Oliver Klühn von der Panthera Bar: „Wir Wirte in der Lämmertwiete ergänzen uns gut!“
Oliver Klühn von der Panthera Bar: „Wir Wirte in der Lämmertwiete ergänzen uns gut!“ © LENTHE-MEDIEN | LENTHE-MEDIEN

„Alle Bars, Kneipen und Restaurants hier in der Lämmertwiete geben sich große Mühe, die Twiete attraktiv zu halten und den Gästen etwas zu bieten. Da reißt das Caspari mit seinen vielen Plätzen drinnen und draußen schon eine Lücke“, ergänzt Klühn. „Wir sind zuversichtlich, dass das Caspari bald wieder öffnen wird.“

Restaurant Caspari in der Lämmertweite: Wiedereröffnung in wenigen Wochen geplant

„Wir sind bis auf weiteres aufgrund eines Brandunfalls geschlossen!!! Wir geben alles, um so schnell es geht wieder öffnen zu können“, heißt es auf einem Schild vor dem Caspari. Eine Abendblatt-Anfrage weist man mit Hinweis auf die Renovierungsarbeiten zunächst zurück.

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„Der Brand stellt eine große Belastung für uns dar, und wir arbeiten mit Hochdruck daran, so bald wie möglich wieder zu öffnen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir das Interview zu einem späteren Zeitpunkt führen könnten, wenn alles überschaubarer ist und wir den Schreck etwas verarbeitet haben“, antwortet Kiomars Ashtarany dann schließlich doch.

Nachbarn berichten ebenfalls, dass es im Caspari eine rege Bautätigkeit gibt und man schon von einer Wiedereröffnung in wenigen Wochen ausgeht. Dieses Ziel gibt auch der Juniorchef des Caspari bei einem Telefonat mit dem Abendblatt aus.