Hamburg. Bewegende Szenen an einer berüchtigten Unfallstelle: Unter den Trauernden sind auch die Eltern, die Freundin und die 17 Jahre alte Sozia.
Es waren beeindruckende und zutiefst bewegende Szenen, die sich am Sonnabendnachmittag am Nincoper Deich zwischen Hamburg-Neuenfelde und Rübke im Landkreis Harburg abspielten. Ein Konvoi von mehr als 100 Motorrädern schob sich durch die berüchtigten Rübker Kurven. An der Unfallstelle, an der vor gut einem Monat ein junger Motorradfahrer verunglückte, gaben sie Marcel (18) nun die letzte Ehre.
18-Jähriger stirbt bei Unfall in Hamburg: Eltern, Freunde und viele Biker nehmen Abschied
Es war am frühen Montagabend des 24. Juni, als der 18-jährige Marcel aus Jesteburg auf der Straße Nincoper Deich, in den unfallträchtigen Rübker Kurven, sein Leben verlor. Offenbar bekam der junge Biker seine Maschine nicht mehr unter Kontrolle und knallte frontal in ein ihm entgegenkommendes Auto. Die Polizei schließt nicht aus, dass er zu schnell unterwegs war.
Auch seine Sozia (17) wurde bei dem Unfall schwer verletzt, ihr geht es nach Aussage von Marcels Mutter aber bereits besser. Auch sie war bei dem Gedenkkonvoi dabei, wollte sich aber nicht zu erkennen geben.
100 Motorradfahrer kamen – eigentlich war nur eine Gedenkfahrt mit Freunden geplant
Am Sonnabendnachmittag um 15 Uhr wurde der Nincoper Deich für rund 45 Minuten durch die Polizei gesperrt. Ein langer Konvoi aus Motorrädern sowie einigen Autos wälzte sich durch die alleeartig angelegte Landstraße. In den sozialen Netzwerken hatten sich die Freunde des Unfallopfers für Sonnabendvormittag um 11 Uhr in Buchholz verabredet. „Vor rund drei Wochen haben wir begonnen, die Gedenkfahrt zu organisieren, und sind vom Zuspruch überrascht worden“, sagt Marina Wille.
Die begeisterte Motorradfahrerin war bis zu seinem Tod die Freundin des Unfallopfers und ist selbst begeisterte Bikerin. „Wir wollten für Marcel die letzte Fahrt organisieren und ihm so die letzte Ehre erweisen. Unsere Liebe war bei einer gemeinsamen Motorradfahrt entstanden“, sagte die mutige junge Frau, die den Konvoi mit einem engen Freund anführte. Zunächst sei die Ausfahrt nur mit einigen Freunden geplant gewesen, „dafür habe ich eine Gruppe bei WhatsApp und Instagram erstellt. Immer mehr Leute haben sich angemeldet und heute sind wir mit über 100 Teilnehmenden hier“, zeigte sich Marina Wille bei aller Trauer begeistert.
„Es ist eine Tragödie“, sagt die Mutter des Unfallopfers
„Marcel war ein begeisterter Motorradfahrer“, ergänzte seine Mutter, daher sei es eine großartige Geste, dass jetzt so viele Zweiradfahrer gekommen seien. „Seit Marcel im letzten August seinen Führerschein gemacht hat, war Motorradfahren sein Leben. Er hat viele enge Freundschaften geknüpft und seine Freundin kennengelernt“, so die traurige Mama. „Es ist eine Tragödie, dass ausgerechnet der Jüngste in der Familie, als Erster sein Leben lässt“, so die Mutter.
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Marcel hinterlässt seine Eltern, seinen Bruder Pascal und seine Großeltern. „Marcel hatte gerade sein Leben als junger Mann begonnen, hatte einen tollen Ausbildungsplatz und sich einen großen Freundeskreis aufgebaut. Er war ein lebensfroher Mensch und hatte viele Pläne für die Zukunft, so wie man es sich für einen jungen Menschen wünscht“, sagte die Mutter des Unfallopfers.
Foto und Holzkreuze sollen an Marcel erinnern
Bereits am 13. Juli sei Marcel im Ruheforst von Jesteburg beigesetzt worden. „Es war eine große Trauerfeier mit mehr als 200 Gästen“, sagte die Mutter, überwältigt von der Anteilnahme der Biker. Viele kamen zu ihr und kondolierten. Bevor die Teilnehmer kamen, hatten die Eltern ein Foto von Marcel an die Unfallstelle aufgestellt, wo bereits zwei Holzkreuze den Namen Marcel tragen.
Diese gleicht spätestens seit an diesem Sonnabend einem Blumenmeer. Biker in dicken Lederjacken legten Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Es war ein würdiger Abschied für einen jungen Mann, der viel zu früh sein Leben verloren hat.