Eißendorf. Täter verschaffen sich mit Transponder ungehindert Zutritt. Eltern in Sorge. Schulleitung meldet Vorfälle erst Tage später der Polizei.

„Das hat ja schon ein Geschmäckle – ich höre das gerade zum ersten Mal“, sagt ein Mitglied des Elternrates der Schule In der Alten Forst aus Harburg beim Telefonat mit dem Abendblatt – und klingt empört.

Worum es geht? Um mehrere Vorfälle, die mittlerweile schon einige Monate zurückliegen und bei denen sich die oder der Täter mit einem Transponder – einem digitalen Schlüssel – Zugang zur Schule verschafft haben sollen, um Bargeld aus den Klassenkassen zu stehlen. Bei der Polizei gemeldet wurde der Diebstahl aber offenbar erst Tage später.

Diebstähle in Eißendorfer Grundschule: Täter plündern Klassenkassen

Aber der Reihe nach – was war geschehen? Bereits am 28. November oder 29. November vergangenen Jahres waren bislang unbekannte Täter in der Zeit zwischen 16 und 9 Uhr des Folgetages mit einem Leih-Transponder in die Schule gelangt. Dort öffneten sie in mehreren Klassenräumen Schränke und Pultschubladen, in einem Fall sogar mit Gewalt. Gestohlen wurden, so bestätigen Schulbehörde und Polizei überstimmend, rund 400 Euro Bargeld. Es soll aus den Klassenkassen der betroffenen Schülerinnen und Schüler stammen, so ein Insider zum Abendblatt.

Am 4. Dezember verschafften sich der oder die Täter erneut mit einem Transponder Zugang zum Schulgebäude und betraten mehrere Räume der Wabe, so der Spitzname des Gebäudes. Diesmal stahlen der oder die Täter nichts.

Polizei ermittelt wegen Diebstahls in besonders schwerem Fall, auch LKA ist eingeschaltet

Ungewöhnlich ist, dass die Schulleitung im ersten Fall zunächst davon absah, die Polizei über die Geschehnisse zu informieren. Die Ermittlungsbehörde erhielt erst am 1. Dezember Kenntnis und ermittelt seither wegen des Diebstahls in einem besonders schweren Fall. Das örtliche LKA ist mit den Ermittlungen betraut, wie die Pressestelle der Polizei gegenüber dem Abendblatt bestätigt.

Am 4. Dezember sei die Polizei dann allerdings unmittelbar informiert worden und kam in die Schule.

Bis heute wurden weder Eltern der betroffenen Klassen noch Elternrat oder Schüler durch die Schulleitung informiert. Erst die Abendblatt-Recherche führte offenbar dazu, dass der Schulleiter eine Elternratssitzung Ende Februar einberufen hat.

Die Schulbehörde antwortet, verstrickt sich aber in Widersprüche

Auf Nachfragen des Abendblattes reagierte die Schulleitung bisher ebenfalls nicht. Aber die Schulbehörde antwortet per E-Mail, verstrickt sich dabei allerdings in Widersprüche bei der Frage, warum die Polizei nicht bereits Ende November informiert wurde.

So schreibt Pressesprecher Michael Reichmann, die Täter hätten sich „Zutritt lediglich zur Schule mit einem Transponder verschafft – Schränke bzw. Tische und Schulbladen wurden durch andere Schlüssel oder mit Gewalt geöffnet“. Weiter heißt es: „Die Polizei wurde unmittelbar durch die Schulleitung informiert. Der für die Schule zuständige bürgernahe Beamte entschied, da keinerlei sichtbare Spuren erkennbar waren, nicht unmittelbar zur Schule zu kommen, sondern erst mit zeitlichem Abstand zur Meldung des Vorfalls. Dies trifft auch für den Vorfall am 04.12.24 zu, bei dem dann unmittelbar das PK 46 erschien“, so die Schulbehörde.

Der bürgernahe Beamte widerspricht der Darstellung der Schulbehörde

Eine Nachfrage bei dem erwähnten bürgernahen Beamten ergab allerdings, dass es sich hierbei offenbar um eine Schutzbehauptung handelt. Der inzwischen pensionierte Mann versicherte gegenüber einem Beamten seiner alten Dienststelle, er habe unmittelbar nach Kenntnis der Geschehnisse eine Anzeige geschrieben und weitergegeben. Die Tatsache, er habe zunächst nichts unternehmen wollen, betitelt er gegenüber dem Abendblatt als Unsinn.

Darüber hinaus so rechtfertig sich die Schulbehörde, ist „in diesem Zusammenhang auch die Entscheidung der Schulleitung zu sehen, die Erziehungsberechtigten zunächst nicht zu informieren, da die Ermittlungen der Kriminalpolizei weiterhin andauern. Eine Warnung der Täter durch weiterverbreitete Informationen über den Stand der Ermittlungen, sollte ausgeschlossen werden. Eine Rückmeldung seitens der Polizei, dass die Ermittlungen beendet oder eingestellt sind, steht noch aus. Außerdem handelte es sich um einen Diebstahl mit einer zwar schmerzlichen aber nicht exorbitant hohen Schadenssumme, so dass eine unmittelbare Information an die Eltern nicht notwendig schien.“

Die Schultransponder können auf die Minute genau ausgelesen werden

Doch die Eltern machen sich Sorgen, wie mehrere Gespräche im Zuge unserer Recherchen zeigen. „Wer hat eigentlich Zugang zur Schule, wie können fremde Personen an einen Transponder und andere Schlüssel gelangen, um die Räume der Schule zu öffnen?“, lautet die Frage. Hier steht eine Antwort weiter aus. Fakt ist aber: Diese Transponder können auf die Minute ausgelesen werden, sie stehen normalerweise in jeder Schule unter Verschluss. Die Schulleitung wird sich vermutlich auf weitere unbequeme Fragen durch Eltern, Schulbehörde und Polizei einstellen müssen.

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Immerhin, der Verlust der Klassenkassen sei durch die Schulbehörde mittlerweile ausgeglichen. Eine Versicherung gebe es an staatlichen Schulen für Diebstähle nämlich nicht. Ein weiteres ungeschicktes Vorgehen der Schulleitung ist damit immerhin auch vom Tisch. Zunächst forderte man offenbar die Lehrkräfte auf, den finanziellen Schaden aus eigener Tasche zu begleichen. Der entstandene Sachschaden ist bisher nicht beziffert.

Warum sich die Schule mit der Aufklärung so schwer tut, ist bislang unklar. Normalerweise wird die Schule an der Alten Forst für ihre gute schulische Arbeit über die Grenzen von Eißendorf im ganzen Bezirk geschätzt.