Hamburg. Feldküche in Eidelstedt versorgt Einsatzkräfte bei den EM-Spielen. Was heute serviert wird und was die UEFA dem THW vorschreibt.

Wenn am Freitagabend um 21 Uhr das Viertelfinalspiel der Fußball-Europameisterschaft in Hamburg zwischen Portugal und Frankreich im Volksparkstadion angepfiffen wird, haben Harburgs Helfer in Blau bereits das meiste hinter sich. Zum letzten Mal während des Großereignisses schwingen die THW-Helfer des Fachzuges Logistik/Versorgung die Kochlöffel in ihrer Feldküche.

Dabei sind es nicht Superstars wie Portugals Cristiano Ronaldo oder Frankreichs Kylian Mbappé die in den Genuss der Speisen kommen, sondern wichtige Helferinnen und Helfer im Hintergrund.

Euro 2024 in Hamburg: Eine Feldküche für 140 Retterinnen und Retter

Rund sechs Stunden vor dem Spiel werden sich die 20 ehrenamtlichen Männer und Frauen des Technischen Hilfswerkes von Harburg aus auf den Weg in den Bereitstellungsraum der Rettungsdienste nach Eidelstedt machen. Der genaue Standort darf aus einsatztaktischen Gründen nicht genannt werden.

Das THW Hamburg Harburg versorgt bei dem EM-Spielen in Hamburg rund 140 Einsatzkräfte aus Feuerwehr und Rettungsdiensten
Zum Viertelfinale Portugal gegen Frankreich haben sich die THW-Helfer etwas Besonderes einfallen lassen. © LENTHE-MEDIEN | LENTHE-MEDIEN

In Eidelstedt sind in einer großen Fahrzeughalle die Feldküche des THW und dutzende Biertischgarnituren aufgebaut, an denen bis zu 140 Rettungskräfte versorgt werden können. Auf dem riesigen Parkplatz vor der Halle stehen weit mehr als 30 Fahrzeuge der Feuerwehr mit einem ganzen Löschzug, diverse Sonderfahrzeuge – aber auch Hilfsorganisationen wie der Arbeiter Samariter Bund, das Deutsche Rote Kreuz und die Johanniter Unfallhilfe sind dort stationiert.

UEFA macht Essensvorgaben

In drei riesigen Kochkesseln werden die Gerichte zubereitet, an mehreren Arbeitsplatten Gemüse geschnippelt und geschält sowie garniert. „Bei uns gibt es kein aufgewärmtes Essen, alles wird frisch zubereitet und frisch gekocht“, berichtet Matthias Tybussek, der als Zugführer sozusagen die Rolle des Chefkochs übernimmt.

Gemeinsam mit seinem Team hat er die Gerichte nach strengen Vorgaben der UEFA geplant und zusammengestellt, denn auch hier gilt das Nachhaltigkeitsprinzip. Alles muss biologisch und saisonal sein, lange Lieferketten sollen durch regionale Produkte vermieden werden.

Das THW Hamburg Harburg versorgt bei dem EM-Spielen in Hamburg rund 140 Einsatzkräfte aus Feuerwehr und Rettungsdiensten
Mehr als 30 Einsatzfahrzeuge und 140 Retter stehen für den Notfall in der Nähe des Stadions bereit. - Das THW Hamburg Harburg versorgt bei dem EM-Spielen in Hamburg rund 140 Einsatzkräfte aus Feuerwehr und Rettungsdiensten © LENTHE-MEDIEN | LENTHE-MEDIEN

„Zum Spiel Türkei gegen Kroatien haben wir Mediterranes Hähnchen vorbereitet, für die Vegetarier gibt es Gemüse-Kartoffel-Burger mit Tomaten-Paprika-Soße, und alles wird an Grillgemüse und Rosmarinkartoffeln serviert“, erklärt Tybussek. Auch beim Dessert wird nicht gegeizt: Dort steht Mousse au Chocolat und veganes Himbeer-Schoko-Eis auf dem Speiseplan.

Um 19 Uhr steht Julian Sylvester noch immer hinter der Gulaschkanone

Ein Service, den auch die Einsatzkräfte zu schätzen wissen. „Die Rückmeldung ist fast durchweg positiv, wir freuen uns, mit dem THW bei der EM im Einsatz zu sein und unseren Teil zum Gelingen des Fußballfestes beitragen zu können“, sagt Zugführer Nils Ketelsen. Eine Dankbarkeit, die man auch beim Ortstermin allerorten spürt. An diesem Tag bei sommerlichen 34 Grad besonders wichtig: die Versorgung mit kalten Getränken.

Das THW Hamburg Harburg versorgt bei dem EM-Spielen in Hamburg rund 140 Einsatzkräfte aus Feuerwehr und Rettungsdiensten
Julian Sylvester rührt den großen Kochlöffel in einer der modernen Gulaschkanonen. © LENTHE-MEDIEN | LENTHE-MEDIEN

„Viele unserer ehrenamtlichen Helfer wissen aus Einsätzen in Erdbebengebieten und nicht zuletzt von der Flut im Ahrtal, wie wichtig gute und nahrhafte Verpflegung ist, um kräftezehrende und oft stundenlange Einsätze zu überstehen. Daher geben wir uns große Mühe“, so Ketelsen. Das gelingt, und selbst wenn bereits um 18.30 Uhr, direkt nach der Dienstbesprechung der Einsatzkräfte, die ersten Gerichte über den Ausgabetresen gewandert sind, steht um 19 Uhr noch immer Julian Sylvester (33) hinter den modernen Gulaschkanonen.

„Es ist die Dankbarkeit, die mich motiviert“

„Daran, dass alles aufgegessen ist, merken wir, dass es den Kolleginnen und Kollegen schmeckt. Und wenn nötig, gibt es eben gleich noch einen Nachschlag“, so Sylvester, der den Blaumann als KFZ-Mechaniker für heute gegen die Kochjacke getauscht hat. „Es ist die Dankbarkeit, die mich motiviert.“

So wie Julian Sylvester, der schon seit 16 Jahren beim THW Harburg organisiert ist, sind viele Mitglieder jahrelang beim Katastrophenschutz engagiert. Hamburgweit hat das THW in allen sieben Bezirken Ortsverbände. Insgesamt sind dort mehr als 600 aktive Helfer in ihrer Freizeit im Einsatz, in Harburg sind es insgesamt 120 Helferinnen und Helfer ab 17 Jahren.

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Im Harburger Ortsverband wird nicht nur gekocht und kommuniziert, hier verfügt man zusätzlich über technische Einheiten, die bei besonderen Lagen zum Einsatz kommen. Es gibt eine Bergungsgruppe, eine Fachgruppe schwere Bergungen, den Fachzug Wassergefahren sowie den Fachzug Notversorgung und Notinstandsetzung.

Am heutigen Freitag erhält der Rettungsdienst zum Abschluss des Hamburger Einsatzes noch einmal ein besonderes Gericht, das eher zum Gegner der deutschen Nationalmannschaft um 18 Uhr passt: Es wird Paella geben, in der Veggie-Variante mit Kichererbsen, und zum Nachtisch dann doch wieder ganz norddeutsch Rote Grütze.