Hamburg. In Eidelstedt entstehen bis Ende März besondere Unterkünfte für 160 Menschen. Politiker haben ganz spezielle Forderungen.

Die Suche nach Wohnraum für Flüchtlinge und andere schutzbedürftige Menschen stellt die Stadt Hamburg weiterhin vor große Herausforderungen. Nun plant die Sozialbehörde, entsprechende Unterkünfte für mehr als 160 Menschen in Eidelstedt in Betrieb zu nehmen.

Parallel zu den Diskussionen um die Unterkunft für kranke Obdachlose am Garstedter Weg in Niendorf laufen die Planungen für eine öffentliche Unterbringung in Eidelstedt. Denn: „Wir befinden uns weiterhin in einer sehr schwierigen Zugangssituation“, sagt Wolfgang Arnhold, Sprecher der Sozialbehörde. „Die Unterkünfte in Hamburg sind bereits zu 97 Prozent ausgelastet. Der Senat setzt weiterhin alles daran, die Menschen unterzubringen.“ Doch das werde angesichts knapper Flächen immer schwieriger.

Eidelstedt: Wohnungen in der Hinschstraße – für Schutzbedürftige

Nun hat die Behörde passende Räumlichkeiten in der Hinschstraße 1 bis 5 in Eidelstedt gefunden, die schnellstmöglich bezogen werden sollen. Am Standort Hausnummer 3a/b sollen bereits Mitte bis Ende dieses Monats die ersten Menschen einziehen: Die drei- bis viergeschossigen Gebäude sind sofort bezugsfertig.

In diesen Gebäudekomplexen können bis zu 100 Menschen jeweils ein Ein-Zimmer-Appartement beziehen. Jedes Appartement hat eine Pantryküche und einen eigenen Sanitärbereich. Zusätzlich befindet sich in jeder Etage eine Gemeinschaftsteeküche und ein Gemeinschaftsraum.

In die Gebäude werden sowohl Frauen als auch Männer einziehen, die als besonders schutzbedürftig gelten – und zwar sowohl Zugewanderte als auch Nicht-Zugewanderte, mit und ohne Migrationshintergrund.

Wohnunterkunft in Eidelstedt – auch für kranke Wohnungslose

Als schutzbedürftig können laut Sozialbehörde sowohl Geflüchtete gelten als auch etwa wohnungslose Deutsche oder wohnungslose Kranke.

„Diese Personen waren vorher bereits in anderen Wohnunterkünften und haben einen Einzelzimmerbedarf, der sich durch besondere Bedarfe im Zusammenhang mit Erkrankungen bzw. dem Genesungsprozess, etwa nach einer OP, begründet“, so Wolfgang Arnhold. Eine gegebenenfalls notwendige ärztliche Versorgung erfolgt ambulant.

In dem Gebäude in Hausnummer 5 gibt es 60 Wohnungen, von denen 30 Wohnungen aktuell vermietet sind – diese Mietverhältnisse werden genau wie die gesamte Einrichtung vom städtischen Betreiber Fördern&Wohnen (F&W) übernommen. Es wird also niemandem gekündigt. Die weiteren 30 öffentlich geförderten Wohnungen sollen nach einer Renovierung vermietet werden.

Eidelstedt: Bürger und Politik fühlen sich zu wenig informiert

Die Wohnungen sind für Einzelpersonen mit Kind vorgesehen. F&W vergibt sie über ein Bewerbungsverfahren unter Berücksichtigung der Sozialverträglichkeit. Potenzielle Mieter und Mieterinnen können Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte sein. Geeignet sind die Wohneinheiten auch für Alleinerziehende, Auszubildende und Studierende.

Das Gebäude mit der Hausnummer 1 muss noch entsprechend umgebaut werden. Wann dort Flüchtlinge einziehen, ist noch nicht klar.

Ähnlich wie schon bei der Unterkunft für kranke Obdachlose in Niendorf fühlen sich einige Menschen in Eidelstedt zu wenig informiert. „Weder die Eidelstedter Bevölkerung, insbesondere die direkten Anwohner, noch der Regionalausschuss Stellingen-Eidelstedt wurden rechtzeitig und umfassend darüber informiert“, heißt es in einem gemeinsamen Antrag der CDU- und SPD-Fraktionen in Eidelstedt. „Bedauerlicherweise hat es die Verwaltung in diesem Fall an rechtzeitiger Information fehlen lassen.“

„Die Verwaltung hat es an rechtzeitiger Information fehlen lassen“

Die Anwohnenden im direkten Umfeld der Hinschstraße wurden laut Sozialbehörde durch das Bezirksamt Eimsbüttel und die Behörde im Rahmen einer Informationsveranstaltung am 28. Februar über die Planungen informiert.

Zu kurzfristig, finden die Stadtteilpolitiker: „Die Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils Eidelstedt wurden sehr kurzfristig und nur unzureichend auf eine entsprechende Infoveranstaltung am 28.02.2024 aufmerksam gemacht“, schreiben die Vertreter von CDU und SPD in ihrem gemeinsamen Antrag für den Regionalausschuss.

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Eidelstedt: Politiker fordern funktionierendes Internet in den Unterkünften

Auch die Fraktionen der Bezirksversammlung Eimsbüttel haben entsprechende Anträge gestellt und erwarten unter anderem eine größtmögliche Transparenz und dass die Nachbarn an der Hinschstraße regelmäßig informiert werden. Sie fordern genügend Personal vor Ort, Beratungsangebote und ein funktionierendes Internet in den Gebäuden. Wichtig ist ihnen zudem eine ärztliche Versorgung, Kräfte zur Trauma-Bewältigung und Dolmetscher-Angebote.

Anders als bei der geplanten Obdachlosenunterkunft in Niendorf will die Sozialbehörde dieses Mal vermeiden, dass sich Anwohner zu spät informiert fühlen. „Es wird kurzfristig noch ein Nachbarschaftstreffen organisiert werden“, sagt Wolfgang Arnhold.