Buxtehude. BSV-Bundesliga-Handballerinnen sehen sich zum Trainingsauftakt der neuen Saison mehreren Herausforderungen gegenüber. Ein Überblick.
Leben heißt Veränderung. Wenn dieses Sprichwort zutrifft, ist die Handball Bundesliga Frauen (HBF) quicklebendig. Wer in diesem Biotop nicht untergehen will, muss sich ständig wechselnden Bedingungen anpassen. Für Dirk Leun, Trainer der Bundesligafrauen des Buxtehuder SV, ist das eine Binsenweisheit, mit der er zu Beginn einer jeden Handballsaison in besonderer Weise konfrontiert wird. Allein schon wegen der personellen Veränderungen in seinem Team und den sich ständig weiter entwickelnden Rahmenbedingungen im Frauen-Handball.
Trainer Dirk Leun geht in Buxtehude bereits in seine 16. Saison
Dirk Leun geht beim Buxtehuder SV in seine 16. Saison als Trainer, und wieder sind die Herausforderungen andere. Fünf neue Spielerinnen muss er diesmal integrieren. Rechtsaußen Lotta Heider, Torhüterin Laura Kuske, die Rückraumrechte Mie Elen Rakstad und Spielmacherin Kalia Klomp. Dazu Linksaußen Cara Reiche, die zuletzt schon mit einem Zweitspielrecht in der Bundesliga eingesetzt wurde.
Im Gegenzug müssen die Abgänge von Johanna Heldmann, Mailee Winterberg und Lucia Kollmer kompensiert werden. Maja Schönefeld und Mia Lakenmacher werden aufgrund von Kreuzbandrissen noch lange fehlen. Sinah Hagen kann wegen einer Knieverletzung frühestens zum Ende der Vorbereitung ins Training einsteigen. Und die an Krebs erkrankte Liv Süchting wird dem Team bis auf weiteres nicht zur Verfügung stehen.
Einige Abgänge, langwierige Verletzungen und eine schwere Erkrankung
Dirk Leun, der vor wenigen Tagen erstmals mit dem kompletten einsatzfähigen Kader trainieren konnte, beschreibt die Ausgangslage so: „Es gibt auf zentralen Positionen einen Wechsel. Wir müssen erst einmal testen, inwieweit wir unser Spiel anpassen müssen.“ Als Beispiel nennt er die Abwehr, bei der im 5:1-System zuletzt hauptsächlich Liv Süchting in der Mitte spielte. Wer sie ersetzen kann, müsse sich noch erweisen.
Die Rollenverteilung im Team müsse sich neu ordnen. Das Physische und das Zusammenspiel sei eine Sache, die Einheit als Team eine andere. „Wir wollen schnell eine funktionierende Einheit werden. Teambuilding ist dabei eine wichtige Maßnahme.“ Dafür wird mit Janna Schäfer eine Mentaltrainerin gleich von Anfang an mit ins Boot geholt.
Frauen-Bundesliga wird von 14 auf zwölf Mannschaften reduziert
„Die Liga ist schwer einzuschätzen“, sagt Dirk Leun. Fest stehe allerdings, dass wegen der beabsichtigten Reduzierung der Frauen-Bundesliga von 14 auf zwölf Mannschaften – in der Folge steigen am Saisonende drei Vereine ab – der Kampf um den Klassenerhalt noch intensiver wird. „Wir wollen deshalb gut aus den Startlöchern kommen und möglichst gar nicht auf die hinteren Ränge zurückfallen. Das ist uns in den vergangenen Jahren immer gut gelungen.“
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Zu den neuen äußeren Rahmenbedingungen gehört, dass die Bundesligaspiele ab sofort auf einem reinen Handballboden ausgetragen werden müssen, also ohne potenziell störende Linien anderer Sportarten. „Den haben wir auch schon gekauft, er lagert in der Halle Nord,“ sagte Timm Hubert, der beim Buxtehuder SV vom Marketingleiter zum gleichberechtigten Geschäftsführer neben Peter Prior aufgestiegen ist.
Neuer Hallenboden ohne störende Linien musste gekauft werden
„Den Hallenboden müssen wir vor jedem Bundesligaspiel ausrollen. Ich rechne damit, dass das jeweils drei bis vier Stunden Arbeitszeit in Anspruch nehmen wird. Das ist einerseits ein großer Aufwand, andererseits wertet es das Erscheinungsbild des Handballs erheblich auf.“
Was notwendig sei für ein stimmiges TV-Bild, zunächst in einem verbesserten Internet-Livestream mit festen Abläufen für alle Partien: dazu gehören Interviews mit Handballerinnen beider Mannschaften nach dem Match und mindestens vier, in Buxtehude sogar fünf Kameras pro Spiel. Für den verbesserten Livestream müssen die Nutzer allerdings bezahlen.
Luft nach oben: Bisher sind nur 350 Dauerkarten verkauft worden
Weitere Veränderungen zur Professionalisierung des Frauen-Handballs sind in absehbarer Zeit vorgesehen. Von der Spielzeit 2025/26 an sind beispielsweise nur noch Hallen mit zwei Seitentribünen zugelassen. Der Frauen-Handball muss noch professioneller werden und sich noch besser vermarkten, wenn er ins Free-TV will, ist sich Timm Hubert sicher.
„Auch wir müssen noch nachlegen“, so Hubert mit Blick auf die derzeit 350 verkauften Dauerkarten für die neue Saison. „Das sind wieder weniger als in der zurückliegenden Saison. An Zuschauerzahlen von 1100 Handballfans, die vor Corona durchschnittlich in die Halle Nord strömten, sei aktuell nicht zu denken. In der vergangenen Saison, in der der BSV auch zwei Heimspiele in Hamburg absolvierte, seien es im Schnitt 780 Zuschauer bei den Bundesligaspielen in der Halle Nord gewesen.
Der Vorbereitungsplan: Am kommenden Wochenende absolvieren die BSV-Frauen ein dreitägiges Trainingslager in Hollenstedt mit einem Testspiel gegen Werder Bremen. Ein weiterer Test steht am 29. Juli bei Sønderjyske Handbold in Dänemark auf dem Plan. Von Montag bis Freitag, 7. bis 11. August, ist ein Trainingslager in Bensheim vorgesehen mit einem Testspiel gegen den Ligarivalen HSG Bensheim/Auerbach im Rahmen des Sparkassen-Cups.Weiter geht die Saisonvorbereitung am 12. und 13. August mit einem Turnier in Fritzlar und vom 18. bis 20. August mit dem Sirona-Cup in Bensheim. Am Dienstag, 22. August, folgt ein Testspiel bei den Handball-Luchsen in Buchholz. Am Freitag, 25. August, testet der BSV um 19 Uhr in eigener Halle ein letztes Mal gegen den Nordrivalen VfL Oldenburg. Danach beginnt der Pflichtspielalltag. Am Sonnabend, 2. September, geht es zum DHB-Pokalspiel gegen die Füchse Berlin in die Bundeshauptstadt. Eine Woche später am Sonntag, 10. September, erwartet der BSV um 15 Uhr die HSG Bensheim/Auerbach zum ersten Bundesligaspiel 2023/24.