Buxtehude. Bundesliga-Handballerinnen des Buxtehuder SV müssen mit sechs schweren Knieverletzungen umgehen. Welche Erklärung Leun dafür sieht.
Seit dem Jahr 2008 ist Dirk Leun Trainer beim Buxtehuder SV. Die Aussage, die er zur aktuellen Kadersituation bei Buxtehudes Bundesliga-Handballerinnen trifft, wirkt vor dem Hintergrund dieser 15-jährigen Amtszeit besonders drastisch. „Seitdem ich hier bin“, sagt Leun, „war die Lage noch nie so dramatisch.“ Die Stimmlage des 59-Jährigen trägt eine Mischung aus Verzweiflung und Galgenhumor. „An diesem Wochenende ist es besonders krass, weil die A-Jugend zeitgleich ihr Viertelfinalhinspiel um die deutsche Meisterschaft in Frankfurt (Oder) bestreitet“, erklärt Leun.
Mit neun Feldspielerinnen und der einzigen verbliebenen Profitorhüterin Marie Andresen tritt der BSV am Sonntag (16.30 Uhr/sportdeutschland.tv) zum Nordderby beim VfL Oldenburg an. Sechs Spielerinnen, die zu Saisonbeginn noch im Kader standen, fallen mit schweren Knieverletzungen aus.
Handball: Zwei Knorpelschäden im BSV-Team
Darunter befinden sich Torhüterin Lea Rühter (24) und Rückraumspielerin Johanna Heldmann (27), die wegen Knorpelschäden ihre Karriere beenden müssen. Während Rühter den Leistungssport bereits im Februar hinter sich ließ, hofft Leun bei Heldmann, „dass sie es hinbekommt, beim letzten Saisonspiel noch mal im Kader zu stehen und zu spielen. Das ist ihr großer Wunsch.“
Spielmacherin Mia Lakenmacher (20) möchte noch nicht an ein Karriereende denken – obwohl sie Anfang März bereits ihren dritten Kreuzbandriss nach 2019 und 2021 erlitt. Eine nominelle Ersatzfrau für Lakenmacher wäre Maja Schönefeld – doch auch die 19-Jährige riss sich wenige Tage nach Lakenmacher das Kreuzband. Spielmacherin Nummer drei, Sinah Hagen (26), wird in dieser Saison ebenfalls kein Spiel mehr für den BSV machen. Die Diagnose: Kreuzbandanriss. Natürlich. Komplettiert wird das Knie-Lazarett durch Linksaußen Lucia Kollmer (21), deren Kreuzband sich bereits im vergangenen Oktober verabschiedete.
Leun sieht unterschiedliche Ursachen für die Kreuzbandrisse
Kann das alles Zufall sein? „Wir machen uns schon Gedanken über die Häufung. Wenn man die Verletzungen einzeln betrachtet, sind es aber alles unterschiedliche Ursachen“, sagt Leun. Bei Rühter und Heldmann seien es Folgeschäden und Abnutzungserscheinungen, bei Hagen ein unglücklicher Zusammenprall gewesen, bei Kollmer ohne Gegnereinwirkung passiert und Lakenmacher ziehe das Unglück einfach an. Und Schönefeld? „Das weiß ich auch nicht“, sagt der Trainer ratlos.
Er vermute, dass die Verletzungsmisere auch an der Gesamtbelastung der Spielerinnen liegt. „Man darf nicht unterschätzen, dass die Mädels Halbprofis sind, neben dem Training noch arbeiten oder studieren. Manchmal habe ich den Eindruck, dass auch Unkonzentriertheit und mentale Ermüdung dabei sind“, sagt er.
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Umso beeindruckender ist der sechste Tabellenplatz, den sich der stark dezimierte BSV bisher erspielte und gegen den direkten Tabellennachbarn Oldenburg (7.) auch verteidigen will. „Wir müssen uns die Kräfte gut einteilen“, sagt Leun, „und einfach weiterhin positiv denken“.