Hanstedt-Nindorf. Beim Kreisverbandstag in Nindorf übergibt Jürgen Miltzlaff sein Amt in jüngere Hände. Weiteres neues Vorstandsmitglied und viele Ehrungen.
Einen kleinen Scherz konnte sich Jürgen Miltzlaff nicht verkneifen: „Soll ich Euch nochmal den Unterschied zwischen ordentlichem und außerordentlichem Haushalt erklären?“, fragte der scheidende Schatzmeister des Kreisfußballverbandes Harburg seine Vorstandskollegen. Die winkten dankend und schmunzelnd ab. Offenbar hatte der 74-Jährige das in den vergangenen Jahren des Öfteren versucht – mit mäßigem Erfolg, wie es den Anschein hat.
Aber Zahlen und deren Aufbereitung sind ja auch das Metier des Mannes, der am Dienstagabend nach 32 Jahren in dieser Position nicht für eine Wiederwahl zur Verfügung stand. „Das Alter ist der Grund. Ich hätte noch Lust gehabt. Aber im NFV herrscht die Meinung vor, dass man mit über 70 kein Amt mehr übernehmen sollte. Daran halte ich mich“, sagte der in Fischbek lebende Miltzlaff mit Verweis auf die Gepflogenheiten auf Landesebene, also im Niedersächsischen Fußball-Verband (NFV).
Aus MTV Moisburg hervorgegangen, heute beim TVV Neu Wulmstorf zu Hause
Mit Miltzlaff, der gleichzeitig der zweite stellvertretende Vorsitzende war, geht ein Urgestein des Kreisfußballs. Aus dem MTV Moisburg hervorgegangen, hat der Vater zweier Kinder und Großvater von fünf Enkelkindern, seine sportliche Heimat seit vielen Jahren beim TVV Neu Wulmstorf. Seit Mitte der 1980er-Jahre engagierte er sich als Kreistrainer, 1991 kam der Posten des Schatzmeisters dazu.
Beide Positionen füllte er bis 2002 parallel mit Leben und erlebte in mehr als drei Jahrzehnten nur vier Vorsitzende: Norbert Bunge, Dieter Tomforde, Manfred Marquardt und seit drei Jahren Frank Dohnke, der beim Kreisverbandstag 2023 im Restaurant des Wildparks Lüneburger Heide wiedergewählt wurde.
Kreisfußballverband hatte in 32 Jahren lediglich vier Vorsitzende
„Du hast immer Verständnis für Vereine und Ausschüsse gehabt. Auf Dich war immer Verlass. Aber nicht nur das Fachliche, auch Dein menschlicher Umgang ist ein Punkt, der ein riesen Loch reißen wird“, sagte Dohnke in seiner Laudatio. Miltzlaff wurde mit einem Präsentkorb, einem Gutschein für seine Ehefrau und ihn sowie einer Urkunde verabschiedet.
Darauf ist die Ehrenmitgliedschaft im NFV Kreis Harburg verbrieft, an der Ernennung des 74-Jährigen gab es nicht den geringsten Zweifel. Mit Otto Schmidt, Harald Meyer und Manfred Marquardt waren an diesem Abend drei weitere Ehrenmitglieder anwesend.
Steffen Raida neuer Schatzmeister, Kai Lehmann neuer Stellvertreter
Kurz vor dem Verbandstag war es Dohnke und Miltzlaff nach langer Suche gelungen, Steffen Raida als neuen Schatzmeister zu gewinnen. Der 40-Jährige vom MTV Borstel-Sangenstedt ist als Diplom-Wirtschaftsjurist bei der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade tätig und vor allem als Schiedsrichter bekannt.
Seit 25 Jahren pfeift der Winsener selbst, war sechs Jahre Mitglied im Bezirks-Schiedsrichter-Ausschuss (BSA) und engagiert sich heutzutage in der Talentförderung und Schiedsrichterbeobachtung. Die Position des zweiten Stellvertreters neben Mario Leder übernimmt Kai Lehmann (Eintracht Elbmarsch), gleichzeitig Ausschussvorsitzender für Junioren und Juniorinnen.
Kin-Jana Trenkner übergibt Schiedsrichter-Leitung an Marvin Schories
Bereits am Vorabend hatten die Schiedsrichter in einer gesonderten Versammlung ebenfalls einen personellen Führungswechsel vollzogen. Neuer Obmann als Nachfolger von Kim-Jana Trenkner, die diese Rolle als erste Frau in Niedersachsen vor sechs Jahren übernommen hatte, ist Marvin Schories (Buchholzer FC). „Alles hat seine Zeit. Und jetzt ist die Zeit, andere Schwerpunkte zu setzen“, sagte Trenkner, die am Mittwoch 39 Jahre alt wurde. Mehr als die Hälfte davon, exakt 21 Jahre, war sie Mitglied im Kreisschiedsrichterausschuss, seit 2017 dessen Obfrau.
Die neuen Schwerpunkte: die zweifache Mutter engagiert sich als Kassenwartin im Verein Angelman e.V., einem Selbsthilfeverein von Eltern für Eltern, deren Kinder mit dem Angelman-Syndrom (einem Gendefekt) geboren wurden, im Inklusionsbeirat des Landkreises Harburg, und sie arbeitet wieder halbtags in ihrem Beruf als Finanzbeamtin. Verabschiedet wurde Trenkner mit der goldenen Ehrennadel des Kreisverbandes.
Einige Mannschaften verloren, aber gut durch Coronazeit gekommen
Ein insgesamt positives Fazit seiner ersten drei Jahre als Kreisvorsitzender zog Frank Dohnke. „Wir sind relativ gut durch die schwierige Coronazeit gekommen. Auch wenn wir einige Teams verloren haben, können wir alle Altersklassen von der U6 bis zur Ü48 besetzen“, sagte der Jesteburger. Immer schwieriger werde es, in den älteren Jugendjahrgängen ab der U15 spielfähige Staffeln zusammenzustellen. Derart erfolgreich etabliert habe sich dagegen die Spielform Funino für Sechs- und Siebenjährige, dass sie auf die U8/U9 ausgeweitet werde.
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Weil vom Landesverband weniger Zuschüsse als zugesagt fließen, wachsen dem Kreisverband die Kosten für die Durchführung der Jugend-Hallenrunde über den Kopf. Ein Lösungsansatz könnte die Umlage von Schiedsrichterkosten auf die Vereine sein. Für eine Futsal-Kreisliga – der Kreis Harburg hatte ein Alleinstellungsmerkmal in Niedersachsen – gab es nicht mehr genügend Interesse. Alternativ regte Dohnke an, die Futsal-Kreismeisterschaft von bisher einem Tag auf eine mehrwöchige Hallenrunde in der Winterpause der Freiluftspiele auszudehnen.
Höhere Strafen für Nichtantreten, wieder Relegation für Kreisliga-Zweiten
Der Spielausschussvorsitzende Mario Leder zeichnete die zweite Mannschaft des MTV Hanstedt (4. Kreisklasse) mit dem Fairnesspokal 22/23 aus und monierte den Rückzug von neun Mannschaften während der laufenden Saison. Auf- und Abstiegsentscheidungen sollten möglichst nicht beeinflusst werden, daher wird das Strafgeld für ein Nichtantreten in den letzten drei Saisonspiele von 100 auf 185 Euro erhöht.
Nach einigen Jahren Unterbrechung erhält der Kreisliga-Vizemeister am Saisonende 2023/24 wieder die Chance, über eine Relegationsrunde mit zwei weiteren Kreisliga-Vizemeistern und dem Viertletzten der Bezirksliga zwei aufzusteigen. Unterdessen geht die 4. Kreisklasse in der neuen Saison eingleisig mit 15 Mannschaften an den Start (bisher Ost- und West-Staffel).
Begonnen hatte der Kreisverbandstag mit Ehrungen von ehrenamtlich Engagierten. Die Silberne Ehrennadel des Kreisverbandes Harburg erhielten Hans-Jürgen Lorenschat, Christian Rohrer (beide Buchholzer FC), Armin Neumann (Eintracht Elbmarsch), Andrea Lege und Dirk Eichelberg (beide TV Meckelfeld); Kreis-Gold bekamen Daniel Ellerbrock (SV Dohren), Hartmut Oelkers (TSV Holvede-Halvesbostel), Dieter Allerding (TV Asendorf-Dierkshausen) und Kim-Jana Trenkner.