Maschen. Der „Dorfsheriff von Jesteburg“ tritt beim Kreisfußballverband Harburg die Nachfolge von Manfred Marquardt an – mit 14 Monaten Verzögerung.
Die Fußballer im Landkreis Harburg haben einen neuen Vorsitzenden – nun auch offiziell. Zweimal war der Verbandstag des Niedersächsischen Fußball-Verbandes (NFV) Kreis Harburg, so die offizielle Bezeichnung, verschoben worden. Die ersten Termine im Juni und November vergangenen Jahres waren coronabedingt nicht haltbar gewesen. Nun endlich kamen die Delegierten von 31 Vereinen im Schützenhaus Maschen zusammen, nun endlich konnten sie Frank Dohnke zu ihrem neuen Vorsitzenden wählen, einstimmig übrigens.
Manfred Marquardt hatte sein Amt Ende Juni 2020 niedergelegt
Der 57-Jährige aus dem Jesteburger Ortsteil Lüllau hat diese Position bereits seit 14 Monaten inne. Vorgänger Manfred Marquardt war Ende Juni 2020, kurz nachdem der Landesverband den endgültigen Abbruch der Fußballsaison 2019/2020 beschlossen hatte, zurückgetreten. Zwölf Jahre hatte er an der Spitze der Landkreis-Fußballer gestanden. Das langjährige Vorstandsmitglied Dohnke rückte vom stellvertretenden Vorsitzenden und Vorsitzenden des Spielausschusses für Jugend- und Mädchenfußball – dieses Amt bekleidete er seit 2009 – zum Vorsitzenden auf. Wegen der fehlenden Bestätigung durch den Verbandstag allerdings bis Montagabend mit dem Zusatz „kommissarisch“.
„Ich versuche, die großartige Arbeit von Manfred Marquardt fortzusetzen. Es ist auch mein Stil, auf Teamarbeit und Harmonie zu setzen. Wer will sich in seiner Freizeit schon ärgern?“, sagte Dohnke nach seiner Wahl. Er wolle die Ausschüsse wie bisher selbstständig arbeiten lassen. Zugleich richtete der neue Vorsitzende einen Appell an die Vereine: „Ich möchte auch Kritik von Euch hören. Seid mutig und sagt, wenn Euch an unserer Arbeit etwas nicht gefällt. Auch wenn es dem Vorstand zunächst weh tut.“
Seit 1996 steht Dohnke auch an der Spitze des SV Bendestorf
Aufgewachsen ist Frank Dohnke in Goslar im Harz. 1989 kam er berufsbedingt in den Landkreis Harburg, schloss sich dem SV Bendestorf an, spielte Fußball und engagierte sich alsbald im Vorstand. Seit 1996, also seit 25 Jahren, ist er Erster Vorsitzender des SV Bendestorf. Auch die drei erwachsenen Söhne des verheirateten Familienvaters spielen in diesem Verein Fußball. Frank Dohnke ist Polizeibeamter in Jesteburg und hat nichts dagegen, sich als „Dorfsheriff“ bezeichnen zu lassen. „Die Zusammenarbeit mit jungen Leuten macht mir am Ehrenamt am meisten Spaß“, sagt er.
Zuvor verabschiedeten die Vereinsvertreter den ehemaligen Kreisvorsitzenden Manfred Marquardt mit stehenden Ovationen. 2008 hatte der selbstständige Versicherungskaufmann aus Bendestorf als Nachfolger von Dieter Tomforde die Spitzenposition übernommen. In seiner zwölfjährigen Amtszeit erwarb sich der Kreisverband Harburg niedersachsenweit hohe Anerkennung, unter anderem, weil er früh auf Futsal im Nachwuchsbereich setzte, später die erste Futsal-Kreisliga für Herrenteams ins Leben rief und eine Kooperation mit dem FC St. Pauli im Nachwuchsbereich einging. Diese ruht auf Wunsch der Kiezkicker allerdings mittlerweile. Begründung: Geldmangel.
Kooperation mit dem FC St. Pauli liegt auf Eis – aus Geldmangel
„Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Es war mir eine große Ehre, dem Verband zu dienen. Ich habe meine Arbeit immer als Dienstleistung für die Vereine verstanden“, sagte Marquardt, bevor er die goldene Ehrennadel des Kreises erhielt und von der Versammlung zum Ehrenmitglied ernannt wurde.
Frank Dohnke hat ein schwieriges Jahr als kommissarischer Vorsitzender hinter sich. Die Fußballsaison 2020/2021 war Ende Oktober unterbrochen und Ende März 2021 dann endgültig abgepfiffen worden. Seit ende April/Anfang Mai durfte in Kleingruppen, seit Juni wieder in Mannschaftsstärke trainiert werden. „Den Saisonbeginn hatten wir auf Mitte August festgelegt, weil wir der Meinung waren, dass nach der langen Pause vier bis sechs Wochen Training nicht genug sind“, so Dohnke.
Frei-Testen aus der Quarantäne ist im Fußball nicht zulässig
An den ersten Kreisliga-Spieltagen gab es schon mehrere Absagen aufgrund positiver Coronafälle. Nicht genesene oder nicht geimpfte Spieler, die als Kontaktpersonen identifiziert werden, müssen sich zwei Wochen in Quarantäne begeben. „Ein Frei-Testen wie bei Reiserückkehrern ist bei Fußballern nicht möglich. Das kann ich nicht verstehen“, sagte Dohnke.
Immerhin hat der Kreisverband offenbar keine Mitglieder verloren. „Die Mannschaftsmeldungen zur neuen Saison sind erfreulich positiv“, berichtete der Kreisvorsitzende. Bei den Männern und Frauen ist die Anzahl gleich geblieben. Im Nachwuchsbereich, der am 11. und 12. September in die Saison einsteigt, sogar um 34 gestiegen. Allerdings lässt sich das durch neue Spielformen, die weniger Spieler pro Mannschaft erfordern, erklären. Insgesamt also ein optimistischer Blick in die Zukunft. Ein Wunsch ist allen Fußballern gemein: nach zwei abgebrochenen Spielzeiten möchten sie zu gern mal wieder eine komplette Saison durchspielen können.
Jede Menge Ehrennadeln für ehrenamtlich Engagierte
Ehrungen und Wahlen gehören zu einem Verbandstag einfach dazu. Für langjähriges ehrenamtliches Engagement wurden viele Sportkameraden mit Ehrennadeln ausgezeichnet. Die Kreisnadel in Gold erhielten Dietmar Schmidt (VfL Jesteburg), Thomas Reichling (TSV Elstorf), Martin Meyer (FC Rosengarten) und Jürgen Struwe (TV Asendorf/Dierkshausen). Dazu Walter Hagemann, Otto Hobst und Klaus Seifert, die aus Ausschüssen verabschiedet wurden.
Die Kreisnadel in Silber gab es für Dirk Eckelmann, Lasse Erhorn (beide FC Rosengarten), Dennis Marschall (SG Estetal), Hendrik Niemann, Hartmut Schmitz (beide MTV Egestorf), Michael Renken, (TV Asendorf/Dierkshausen) und Dominik Heuer (MTV Borstel-Sangenstedt). Eine besondere Ehrung wurde Wilfried Wiegel, dem langjährigen Marketingleiter der Sparkasse Harburg-Buxtehude, zuteil.
Bei den Vorstandswahlen gab es kaum Veränderungen. Der Spielausschuss-Vorsitzende Mario Leder wurde gleichzeitig zum ersten stellvertretenden Vorsitzenden (bisher Frank Dohnke) gewählt. Und Christian Kühne tritt die Nachfolge von Klaus Seifert als Vorsitzender des Sportgerichts an.