Winsen. Mit Waltraut Heus, Leiterin der MS-Beratungsstelle in Winsen, verliert der Run for Help die treibende Kraft. Ob es weitergeht, ist ungewiss.

In Winsen ist mit Ablauf des Monats Januar eine Ära zu Ende gegangen: Waltraut Heus ist nun im Ruhestand. Die 65 Jahre alte Lüneburgerin war nicht nur seit 1997, also 26 Jahre lang, Leiterin der Beratungsstelle der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) in Winsen. Auf sportlichem Sektor hat sie ihre Spuren – um nicht zu sagen „große Fußstapfen“ – als nimmermüde Hauptorganisatorin der Benefizveranstaltung „Run for Help“ hinterlassen. Wie es mit der Multisportveranstaltung am ersten Freitag im September, deren Erlöse je zur Hälfte der Beratungsstelle und MS-Kontaktgruppe in Winsen zugutekommen, weitergeht, ist ungewiss.

Landesverband führt noch Bewerbungsgespräche mit Nachfolgekandidaten

Entscheidender Punkt ist die Nachfolgeregelung auf der Position der Beratungsstellenleiterin. Der DMSG-Landesverband Niedersachsen führt momentan Bewerbungsgespräche für eine Teilzeitstelle von 20 Wochenstunden. Waltraut Heus hatte eine volle Stelle. Wenn man nun weiß, dass die Beratungsstelle, die ihren Sitz über kurz oder lang aus der Winsener Mühlenstraße nach Lüneburg verlagern wird, die einzige im gesamten Bezirk Lüneburg und damit für zehn Landkreise zuständig ist, kann man sich schwerlich vorstellen, dass dem oder der Neuen neben der originären Beratung von Betroffenen und Angehörigen rund um Multiple Sklerose, dieser chronisch-entzündlichen Erkrankung des Zentralen Nervensystems, noch Kapazität für die Run-for-Help-Organisation bleibt. Immerhin hat sich Heus bereit erklärt, bis Ende April noch siebeneinhalb Stunden pro Woche den Übergang zu begleiten.

Weltflüchtlinge in der BBS-Sporthalle – Nutzung der Außenanlage eingeschränkt

Neben dem fehlenden Hauptorganisator gibt es Schwierigkeiten mit der Nutzung der Sportanlage der Berufsbildenden Schulen (BBS) an der Bürgerweide. In die BBS-Sporthalle hat der Landkreis Harburg sogenannte Weltflüchtlinge einquartiert, für Veranstaltungen auf dem Außengelände stehen sanitäre Anlagen und Umkleidekabinen daher nicht zur Verfügung. Lösungsorientierte Gespräche mit der Kreisverwaltung haben Anfang Januar begonnen.

In die Terminübersicht des Sparkassen-Heidjer-Cups, der Volkslaufserie im Landkreis Harburg, ist der Run for Help vorläufig aufgenommen worden. Als Ansprechpartnerin für die dann 27. Benefizveranstaltung am Freitag, 1. September 2023, wurde zunächst Barbara Neuß, die Leiterin der MS-Kontaktgruppe, eingesetzt.

Große Pläne für den Start in den Ruhestand hat Waltraut Heus nicht

„Ich blicke auf eine ausgesprochen erfüllte Zeit zurück und gehe nach 26 Jahren mit vielen schönen Erinnerungen und Erfahrungen. Natürlich gab es auch Schicksale, die mich beschäftigt haben“, sagte Waltraut Heus bei ihrer letzten Dankeschönstunde in der Bürgerhalle des Rathauses. „Jedes Ende hat auch einen Anfang. Irgendwann ist die Zeit reif, etwas Neues anzufangen. Ich freue mich auf den neuen Lebensabschnitt.“ Große Pläne habe die verheiratete Mutter einer erwachsenen Tochter nicht.

Dankeschönstunde in der Bürgerhalle des Rathauses (von links): Barbara Neuß (MS-Kontaktgruppe), Hans-Georg Preuß (Stadtwerke Winsen), Claudia Sönksen-Biller (Dr. Loges), Waltraut Heus (MS-Beratungsstelle) und Jörn Stolle (Sparkasse Harburg-Buxtehude) mit dem symbolischen Spendenscheck.
Dankeschönstunde in der Bürgerhalle des Rathauses (von links): Barbara Neuß (MS-Kontaktgruppe), Hans-Georg Preuß (Stadtwerke Winsen), Claudia Sönksen-Biller (Dr. Loges), Waltraut Heus (MS-Beratungsstelle) und Jörn Stolle (Sparkasse Harburg-Buxtehude) mit dem symbolischen Spendenscheck. © HA | Markus Steinbrück

„Ich möchte lieber die kleinen Dinge des Alltags genießen, statt auf Weltreise zu gehen. Ich freue mich darauf, die Tage flexibler anzugehen als das im Arbeitsalltag möglich war. Und ich bin unheimlich froh, dass ich gesund bin. Wie wichtig das ist, habe ich auch bei meiner Arbeit gemerkt“, so Heus, die 1996 aufgrund einer beruflichen Veränderung ihres Gatten von Wiesbaden nach Lüneburg kam. Im gleichen Jahr fing die Frau, die Sozialpädagogik und Sozialmanagement studiert hat, bei der DMSG in Winsen an.

Aus 80 Teilnehmer bei der Premiere 1997 wurden phasenweise 1000

Der damalige Kontaktgruppenleiter Dieter R. Schewe brachte alsbald die Idee eines Run for Help vom Landesverband aus Hannover mit. 1997 fand der erste Stundenlauf mit 80 Teilnehmern und zwei Tapeziertischen an der Berufsschule statt. Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Teilnehmer und Disziplinen dazu, unter anderem Einradfahren, Skateboarden und zuletzt Schwimmen. In der Spitze tummelten sich bis zu 1000 Sportlerinnen und Sportler auf dem Sportplatz, informierten sich über Multiple Sklerose und sammelten bis zu 10.000 Euro Spenden.

„Heute gucken wir schon kritisch hin, wenn es nur 500 Teilnehmer sind“, sagte Bürgermeister André Wiese, der gleichzeitig Schirmherr ist. Und an Waltraut Heus gerichtet: „Ohne Sie wären wir nicht da, wo wir sind. Mit Ihrer umarmenden Freundlichkeit haben Sie viele Menschen für die gute Sache begeistert. Der Run for Help wird immer mit Ihrem Namen verbunden bleiben.“

7734,28 Euro Spenden und 445 Teilnehmer beim Run for Help 2022

Ein letztes Mal bedankte sich Waltraut Heus für die „großartige, großzügige, verlässliche und tatkräftige Unterstützung.“ Startgelder und Spenden von 445 Teilnehmern beim Run for Help 2022 und das Engagement vieler Sponsoren trugen zum Spendenerlös von insgesamt 7734,28 Euro bei.

In der Übergangszeit ist Waltraut Heus stundenweise in der DMSG-Beratungsstelle, Mühlenstraße 2, erreichbar: dienstags von 13 bis 16 Uhr und mittwochs von 9 bis 13.30 Uhr. Zudem unter Telefon 04171/62924 und E-Mail heus@dmsg-niedersachsen.de.