Reppenstedt. LüneHünen verlieren das letzte Bundesligaspiel in der Gellersenhalle mit 1:3 gegen Düren. 710 Fans feiern ihr Team dennoch mit Standing Ovations.
Der letzte Ballwechsel in der altehrwürdigen Gellersenhalle hätte symbolträchtiger kaum enden können. Ein Schmetterschlag der SWD Powervolleys Düren prallte vom Block der SVG Lüneburg an die Hallendecke. Mit dem verwandelten Matchball gewannen die Gäste aus Nordrhein-Westfalen das letzte Volleyball-Bundesligaspiel in Reppenstedt mit 3:1 (22:25, 25:23, 25:22, 25:21).
Gerade die geringe Hallenhöhe – allzu oft waren Ballwechsel nach Berührung der hölzernen Dachkonstruktion vorzeitig beendet – ist ein Grund dafür, dass die SVG Lüneburg in der neuen LKH-Arena am nördlichen Stadtrand Lüneburgs eine neue Heimat finden wird. Seit 2014 hatte die SVG Lüneburg in Reppenstedt Volleyball auf Erstliganiveau zelebriert, davor viele Jahre bis zu 800 Fans in der 2. Bundesliga begeistert. Trotz der Niederlage im letzten Spiel verabschiedeten die Fans ihre Mannschaft mit Standing Ovations.
710 Zuschauer kamen zur Abschiedsvorstellung nach Reppenstedt
Wenn man so will, hatte die Gellersenhalle diesen Schlussakkord vor 710 begeisterten und lautstarken Zuschauern verdient. Ursprünglich hätte das Kapitel im März dieses Jahres mit dem Saisonende 2020/2021 enden sollen, seinerzeit waren aufgrund der Corona-Pandemie nur Geisterspiele erlaubt. Weil die neue Arena nicht rechtzeitig fertig wurde, kehrte die SVG Lüneburg nach sechs Auswärtsspielen in den ersten sechs Saisonspielen noch einmal in die Gellersenhalle zurück. Wehmut schwang mit, gleichzeitig Vorfreude.
„Heute haben wir fast eine Träne im Knopfloch. Wir freuen uns aber auch auf das große Wiedersehen in der LKH-Arena“, sagte der Hallensprecher. Die Kombination von Alt und Neu wurde nach dem Spiel auf den modernen LED-Banden deutlich, die – selbstverständlich fernsehtauglich – mit nach Lüneburg umziehen. „Tschüs, lieber Schuhkarton“, war dort zu lesen. So nannte die SVG-Familie gern ihre kleine, aber feine Halle.
Neue Halle ist weitläufiger, man wird sich daran gewöhnen müssen
„Die neue Halle ist bestimmt gut, alles weitläufiger. Man wird sich daran gewöhnen müssen“, sagt Michael Ziegeler, der seit sechs oder sieben Jahren als Helfer bei fast jedem Heimspiel im Einsatz ist. „Hier war es nicht schlecht und die Stimmung überragend. Das hat man besonders gemerkt, als letzte Saison keine Zuschauer kommen durften. Das war deprimierend“, sagt der Ehrenvorsitzende des TuS Reppenstedt. Auch wenn Ziegeler beim ersten Arena-Spiel im Urlaub ist, bleibt er natürlich als Helfer dabei.
Mit der Rückkehr nach Reppenstedt waren auch Probleme verbunden. Den speziellen Sportboden, der für jedes Heimspiel verlegt worden war, hatte die SVG Lüneburg nach der vergangenen Saison an Frauen-Bundesliga-Aufsteiger Neuwied verkauft. Der Klippboden der neuen Arena wird erst Anfang kommender Woche geliefert und verlegt. So musste eigens für das eine Spiel in Reppenstedt ein Sportboden angemietet werden.
Neue LKH-Arena wird wohl erst kurz vor dem ersten Spiel fertig
Überhaupt sprechen die Verantwortlichen von „einer verrückten Situation“. Die LKH-Arena stellt sich noch als Baustelle dar. Offen ist, ob die Akteure der SVG Lüneburg und von Serbiens Pokalsieger Ribnica Kraljevo vor dem Europapokalspiel am kommenden Mittwoch, 10. November, überhaupt in der neuen Arena werden trainieren können. Tickets für die 995 zugelassenen Fans sind jedenfalls ausverkauft.
Ein Sieg zum Abschied war der SVG Lüneburg nicht vergönnt. Dafür war der Tabellenzweite, die SWD Powervolleys Düren, an diesem Abend zu stark. Die Zuschauer feierten ihre LüneHünen trotzdem noch einmal überschwänglich für eine große kämpferische Leistung. Im vierten Satz steckten die Gastgeber selbst nach einem Acht-Punkte-Rückstand (11:19, 13:21) nicht die Köpfe in den Sand. Nach Aufschlagserien von Arthur Nath und Pearson Eshenko kämpften sie sich wieder auf 21:22 heran, um den Satz und das Match letztlich doch mit 21:25 abgeben zu müssen. Am Mittwochabend um 21.05 Uhr prallte der letzte Ball von der Hallendecke zurück.
SVG-Trainer Hübner sieht das mit Abstand beste Spiel der Saison
„Das war unser mit Abstand bestes Spiel in dieser Saison“, sagte SVG-Trainer Stefan Hübner. „Vor allem der Angriff hat mir sehr gut gefallen. Unsere Diagonalangreifer Jannik Pörner und Richard Peemüller kommen körperlich immer besser in Schwung.“ Kritik hatte der Coach auch parat: „Uns fehlte etwas Wucht im Aufschlag, dadurch wird es auch im Block schwieriger.“
Und was sagt Hübner zum Abschied von der Gellersenhalle? „Für die neuen Spieler, die das noch nicht kannten, ist es schön, die Atmosphäre noch mal mitzunehmen.“ Ihre Trainingseinheiten werden die Volleyballer der SVG Lüneburg voraussichtlich weiter in Reppenstedt absolvieren. „Mal sehen, wie viel Zeiten in der neuen Halle zur Verfügung stehen oder was sich noch in Lüneburg tut“, so Hübner vielsagend.
Sonnabend DVV-Pokal in Rostock, Mittwoch Europapokal in Lüneburg
Dürens Diagonalangreifer Sebastian Gevert war nicht zu stoppen, sammelte 24 Punkte und wurde als wertvollster Spieler ausgezeichnet. Die silberne MVP-Medaille ging bei der SVG Lüneburg zum wiederholten Mal an Jordan Ewert. Er verbuchte die meisten Punkte (21) vor dem gut aufgelegten Jannik Pörner (18).
An diesem Sonnabend spielen die Lüneburger im Achtelfinale des DVV-Pokals beim SV Warnemünde, Tabellensiebter der 2. Bundesliga Nord (18.30 Uhr, OSPA-Arena in Rostock). „Warnemünde ist ein guter Zweitligist. Wir haben Videomaterial und werden gucken, welche Spieler am besten zu diesem Gegner passen“, sagte Trainer Hübner. Nach dem Hinspiel im CEV-Cup am Mittwoch wird die englische Woche der SVG Lüneburg am Sonnabend, 13. November, mit dem Bundesliga-Niedersachsenderby beim TSV Giesen in Hildesheim abgeschlossen.