Buchholz. Bundesliga-Handballerinnen beim 28:31 gegen TuS Metzingen mit vielen guten Ansätzen. Warum der Trainer trotzdem sauer ist.
Dubravko Prelcec war hin- und hergerissen. Auf der einen Seite war er nicht wirklich unzufrieden mit dem Auftritt seiner Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten im ersten Bundesligaspiel der neuen Saison gegen TuS Metzingen. Auf der anderen Seite war er der Meinung, dass mehr möglich gewesen wäre als die 28:31 (14:16)-Niederlage gegen den Tabellendritten der vergangenen Saison. Letztlich entschied sich der Übungsleiter dazu, nicht zufrieden zu sein. „Ich bin sauer“, sagte Prelcec sogar, „das habe ich der Mannschaft eben auch gesagt. Jetzt dürfen sie heute und morgen auch sauer auf mich sein. Danach arbeiten wir gemeinsam auf das nächste Spiel hin.“
Trainer erwartet, dass Spielerinnen jedes Spiel gewinnen wollen
Die schwankende Gemütslage hängt eindeutig mit einer veränderten Erwartungshaltung zusammen. Vor einem Jahr, direkt nach dem Aufstieg in die 1. Bundesliga, waren die Luchse in jedem Spiel Außenseiter, benötigten praktisch die gesamte Hinrunde, um sich an Härte und Geschwindigkeit zu gewöhnen. Erst in der Rückrunde waren sie konkurrenzfähig. Diese Anlaufzeit gesteht Prelcec seinen Spielerinnen diesmal nicht zu. „Wir haben Selbstvertrauen vom letzten Jahr. Jetzt gehe ich mit einem anderen Anspruch an die Spiele heran. Sich nur gut zu präsentieren, ist nicht mehr genug. Ich erwarte, dass die Mädels jedes Spiel gewinnen wollen“, sagte der Trainer.
Von diesem Ansatz konnte ihn auch die lange Verletztenliste des Erstligisten aus der Nordheide nicht abbringen. Am Mittwoch im Training erwischte es noch Marthe Nicolai. Die Linksaußen hatte sich nach einem Kreuzbandriss anderthalb Jahre wieder herangekämpft und wollte gegen Metzingen ihr Comeback geben, nun stoppt sie ein Bänderriss im Ellenbogen. Dafür waren die angeschlagenen Kim Berndt, Louise Cronstedt und Kreisläuferin Evelyn Schulz an ihrem 33. Geburtstag einsatzbereit. Die 150 Fans in der Nordheidehalle – erstmals nach fast einem Jahr durften wieder Zuschauer dabei sein – mussten sich an eine ungewöhnliche Aufstellung gewöhnen.
Rechtsaußen Maj Nielsen gibt im Rückraum eine gute Figur ab
Maj Nielsen kam nicht wie gewohnt auf Rechtsaußen, sondern im rechten Rückraum zum Einsatz. Eine Position, die sie bei Einsätzen in der U19-Nationalmannschaft des Öfteren bekleidet. Die 18-Jährige machte ihre Sache gut, traf unter anderem sehenswert mit Unterarmwürfen. Natalie Axmann begann als Spielmacherin. Sarah Lamp, halblinks als Shooterin im Einsatz, erzielte das erste Saisontor für die Handball-Luchse, und wurde bei einer ihrer dynamischen Aktionen in die Gästedeckung von Anna Albek am Hals getroffen. Nach kurzer Beratung zogen die Schiedsrichter glatt Rot (21. Minute).
Bis dahin hatten die Gastgeberinnen auf Augenhöhe agiert, lagen phasenweise in Führung, gerieten in den letzten Minuten der ersten Hälfte aber vorentscheidend ins Hintertreffen. Als Evelyn Schulz und Kim Berndt Zeitstrafen abbrummten, warf Metzingen die Zwei-Tore-Halbzeitführung heraus. Ein Rückstand, den die Luchse nach dem Seitenwechsel nicht mehr verringern konnten. Zwar warfen sie in schöner Regelmäßigkeit ihre Tore. In der Defensive bekamen sie aber viel zu selten Zugriff. Metzingen tankte sich mit einfacher Körpertäuschungen durch oder traf vielfach von den Außenpositionen. Torhüterin Zoe Ludwig konnte an diesem Abend kaum Akzente setzen, sie kam nur auf 18 Prozent gehaltener Bälle.
Sarah Lamp verletzt sich am ohnehin lädierten Knie
Bis zwölf Minuten vor Schluss blieb es beim Zwei-Tore-Rückstand (23:25). Die Fans gaben alles und versuchten ihr Team zum finalen Kraftakt zu motivieren. Aber angesichts geringer Wechselmöglichkeiten ließen Kraft und Konzentration nach. Maj Nielsen konnte einen Tempogegenstoß nicht versenken, auch Natalie Axmann scheiterte mit einem Siebenmeter. Das war es, die Gäste aus Baden-Württemberg zogen auf 30:25 (55.) davon. Das letzte Tor zum 28:31-Endstand erzielte Geburtstagskind Evelyn Schulz. Zu allem Überfluss verletzte sich Sarah Lamp am ohnehin lädierten Knie und konnte nicht mehr eingesetzt werden.
„Auch wir hatten in der Vorbereitung mit vielen Verletzungen zu kämpfen“, so Gästetrainerin Edina Rott. „Über den Kampf haben wir ins Spiel gefunden. Ich bin sehr zufrieden, dass wir zwei Punkte mitnehmen können.“
Drei Luchse-Handballerinnen werfen jeweils sechs Tore
Dubravko Prelcec meinte: „Der Kampf war heute gut. Unsere Abwehr war nicht so gut und das Rückzugsverhalten nicht gut genug. In wichtigen Spielsituationen haben wir einige 100-prozentige Gelegenheiten verworfen.“ Am kommenden Sonnabend wartet mit dem Auswärtsspiel bei der HSG Blomberg/Lippe der nächste schwere Gegner auf die Handball-Luchse. Die Ostwestfalen verloren ihr erstes Spiel deutlich mit 19:33 bei Vizemeister Bietigheim.
Die Tore für Buchholz-Rosengarten: Maj Nielsen, Evelyn Schulz (beide 6), Kim Berndt (6/4), Alexia Hauf (3), Julia Herbst, Sarah Lamp (beide 2), Louise Cronstedt, Finja Harms, Antonia Pieszkalla (alle 1)