Buxtehude. Das abstiegsgefährdete Team aus Buchholz-Rosengarten gewinnt beim Buxtehuder SV und zieht in der Tabelle an Frisch Auf Göppingen vorbei.

Was der 1. FC Köln in der 1. Fußball-Bundesliga der Männer, sind die „Luchse“ Buchholz 08-Rosengarten in der 1. Handball-Bundesliga der Frauen. Mit einem Sieg am letzten Spieltag verbesserten sie sich auf den Relegationsplatz und haben nun in zwei Relegationsspielen gegen einen Zweitligisten die Chance auf den Klassenerhalt im Oberhaus.

Das Werder Bremen der Handball-Bundesliga ist Frisch Auf Göppingen. Das Team aus Baden-Württemberg, das in der Tabelle die meisten Spieltage vor den Luchsen gestanden hatte, verlor am 30. Spieltag mit 22:30 bei Pokalsieger SG BBM Bietigheim, rutschte auf den 14. Tabellenplatz und muss direkt absteigen.

Die Luchse indes haben zwei weitere Endspiele vor sich. Das Relegationshinspiel gegen die Füchse Berlin, den Vizemeister der 2. Bundesliga, findet am kommenden Sonntag, 30. Mai, in Buchholz statt, das Rückspiel am Mittwoch, 2. Juni, in der Bundeshauptstadt.

Mit einer unglaublichen Energieleistung, dem vierten Alles-oder-nichts-Spiel innerhalb von acht Tagen, erkämpften sich die Handball-Luchse diese Möglichkeit. Das Auswärtsspiel beim Buxtehuder SV gewann Buchholz-Rosengarten mit 30:25 (10:7). Nach dem Schlusspfiff hüpften die Spielerinnen ausgelassen im Kreis und sangen rhythmisch „Nicht das letzte Spiel, nicht das letzte Spiel!“

Jessica Oldenburg spielt erstmals nach vier Monaten wieder

„Ein verdienter Sieg“, räumte Buxtehudes Trainer Dirk Leun ein. „Wir haben es in der ersten Halbzeit nicht geschafft, ihre Deckung in Bewegung zu bringen und sind viel zu selten ins Tempospiel gekommen. Dazu kamen gefühlt zehn Treffer an Pfosten oder Latte. Mit 25 Gegentoren kann ich leben, nur 20 Tore zu werfen, ist aber zu wenig.“

Erstmals nach vier Monaten und nach nur zwei Trainingseinheiten spielte Jessica Oldenburg wieder in der Bundesliga.
Erstmals nach vier Monaten und nach nur zwei Trainingseinheiten spielte Jessica Oldenburg wieder in der Bundesliga. © HA | Markus Steinbrück

Vor dem Anpfiff überraschten die Luchse mit einer Personalie. Jessica Oldenburg, die mehr als vier Monate mit einer komplizierten Verletzung am Mittelfuß ausgefallen war, machte sich warm. Nach den Ausfällen von Louise Cronstedt (Wadenbeinfraktur im Pokalfinale) und Fatos Kücükyildiz (Familienfeier) benötigte das Trainerteam dringend eine Alternative im Rückraum. Nach nur zwei Trainingseinheiten fehlte Oldenburg naturgemäß ein gutes Stück zur Topform. Doch allein mit ihrer Erfahrung, ihrer Präsenz und ihrer Deckungsarbeit gab die 29-Jährige dem Luchse-Team Sicherheit. „Auch für unsere Mädels ist sie ein Star“, sagte Co-Trainer Matthias Steinkamp später.

17 Paraden – Luchse-Keeperin Zoe Ludwig ein starker Rückhalt

Ein schönes Spiel war es nicht, dafür ging es um zu viel. Beide Mannschaften leisteten sich viele Fehler, die Deckungsreihen dominierten und packten nicht selten knallhart zu. BSV-Rückraumspielerin Liv Süchting kassierte früh die zweite Zeitstrafe und wurde nur noch sporadisch eingesetzt. In den ersten Minuten setzte der BSV die Akzente, doch auch die Luchse waren sofort in der Partie.

Die erneut sehr starke Torhüterin Zoe Ludwig (17 Paraden) hielt früh einen Siebenmeter von Lone Fischer. Als Buxtehudes Spielerinnen sich zum wiederholten Mal in der Luchse-Abwehr festrannten, hatte Trainer Dirk Leun genug gesehen und knallte wutentbrannt die Grüne Karte auf den Zeitnehmertisch. Da stand es 7:7 (25.). Nützen sollte es nichts – bis zur Pause gingen die Gäste mit drei Toren in Folge mit 10:7 in Führung.

In der Spitze führen die Handball-Luchse mit sechs Toren

Nach dem Seitenwechsel legten die Luchse nach, führten in der Spitze mit sechs Toren (14:8, 18:12). Buxtehude kämpfte, probierte es mit einer unorthodoxen 4:2-Deckung und teilweise mit einer offenen Manndeckung. Dichter als auf drei Toren (15:18, 19:22) kamen die Gastgeberinnen nicht mehr heran.

Auch die letzten zehn Minuten, in denen den Luchsen im Pokalfinale die Puste ausgegangen war, überstanden sie, angeführt von einer überragende Regisseurin Kim Berndt, unbeschadet. Der Rest war ein kurzer Blick auf den Liveticker, um den Zwischenstand von Bietigheim gegen Göppingen zu erfahren, und ausgelassener Jubel. Die Handball-Luchse haben sich zwei weitere Endspiele in dieser so fordernden Handballsaison 2020/2021 verdient.

Hohe Hinspielniederlage gegen Buxtehude als Wende zum Guten

„Ich bin überglücklich und sehr zufrieden. Die Mädels haben alles gegeben, was sie noch an Kraft hatten. Es war der erste von drei wichtigen Schritten“, sagte Trainer Dubravko Prelcec emotional sichtlich berührt. In der Pressekonferenz bezeichnete er ausgerechnet die hohe Hinspielniederlage gegen Buxtehude (15:30) als Wendepunkt in dieser Saison.

„Danach haben wir ein paar Sachen geändert und viel mit unserer Mentaltrainerin gearbeitet. Der Pokalsieg in Leverkusen war das erste Mal, das die Mädels gemerkt haben, dass sie auch gegen bessere Mannschaften etwas reißen können“, so Prelcec. Mit vielen guten Leistungen seit Februar hätten die Luchse den Klassenerhalt längst perfekt machen können, gaben in den Schlussminuten aber mehrfach Punkte aus der Hand. Nicht so an diesem Sonnabendabend in Buxtehude.

Alexia Hauf zieht sich vermutlich einen Muskelfaserriss in der Wade zu

Ohne Wermutstropfen ging es aber auch diesmal nicht. In der letzten Szene der ersten Halbzeit verletzte sich Alexia Hauf beim Zurücklaufen. Die Linksaußen hat sich aller Voraussicht nach einen Muskelfaserriss in der linken Wade zugezogen und wird gegen die Füchse Berlin ausfallen.

Tore für Buxtehude: Lone Fischer (5), Lynn Schneider (4/2), Meret Ossenkopp (3), Johanna Heldmann, Liv Süchting (je 2), Isabelle Dölle, Paulina Golla, Paula Prior und Luisa Scherer (alle 1)

Tore für Buchholz: Kim Berndt (8/2), Julia Herbst (4), Marleen Kadenbach (4/1), Alexia Hauf, Sarah Lamp (je 3), Melissa Luschnat, Maj Nielsen und Evelyn Schulz (je 1)