Harburg. Bierfalle? Kaffeesatz? Tipps gegen Nacktschnecken gibt es zuhauf. Diese Methode mag anecken – aber sie klappt zu 100 Prozent.
- Es ist der Schreckmoment aller Hobbygärtner: Gerade lagen die zart geröteten Erdbeeren noch vielversprechend im Beet
- Doch am nächsten Morgen sind nur noch Reste übrig – Schnecken haben sich darüber hergemacht
- Wer es nicht so weit kommen lassen will, kann einfach diesen todsicheren Tipp befolgen
Nicht nur in Gärtnereien, auch in Harburgs Haus- und Kleingärten reifen jetzt Erdbeeren und wächst Gemüse heran. Durch den regelmäßigen Regen gedeihen die Pflanzen prächtig. Aber ebenso ihre ärgsten Feinde: Nacktschnecken verderben vielen Hobbygärtnern gerade den Spaß. Nur wie lassen sich die kleinen Schleimer am besten im Zaume halten?
Spanische Wegschnecke kommt besser mit Trockenheit zurecht als die heimischen Arten
Der Naturschutzbund (NABU) setzt auf die natürliche Nahrungskette und rät, Nützlinge wie Laufkäfer, Blindschleiche, Kröten und Igel durch die Anlage von Stein-, Laub- und Holzhaufen zu fördern. Sie alle fressen Nackt- und auch Gehäuseschnecken. Ebenso Singvögel, zum Beispiel Drosseln. Allerdings mag die Tierwelt nicht alle Arten.
Seit einigen Jahren hat sich die Spanische Wegschnecke in den Gärten breit gemacht. Sie verdrängt die heimische Gemeine Wegschnecke, weil sie zwei überlegene Eigenschaften hat: Durch ihre starke Schleimabsonderung schmeckt sie ihren Fressfeinden nicht. Und sie kommt besser mit Trockenheit zurecht. Laien können die Spanierin nicht von den heimischen Nacktschnecken unterscheiden. Nur die Jungtiere sehen anders aus, tragen kontrastreiche Streifen.
Kaffeesatz ist ein wirksames Mittel gegen Schnecken – bis zum nächsten Regen
Hobbygärtner versuchen mit mehr oder weniger umweltfreundlichen Methoden, der Plage Herr zu werden. Sie streuen Kaffeesatz, dessen abschreckende Wirkung gegen Schnecken wissenschaftlich nachgewiesen ist. Sie umranden die zarten Pflänzchen mit Sägemehl und Kalk. Allerdings: „Diese Streumittel versagen, wenn es erneut geregnet hat und sie feucht geworden sind. Dann kriechen die Schnecken darüber hinweg, auch über Kaffeesatz“, sagt Matthias Schuh, Gärtner des Freilichtmuseums am Kiekeberg.
Manche Gartenfreunde kaufen in Baumärkten Schneckenzäune, Schutzringe aus Plastik, Bänder aus Kupfer oder pinseln Kübel mit dem transparenten Antihaftanstrich Schnexagon ein. Letzteres empfiehlt Museumsgärtner Schuh für Hochbeete oder Töpfe. Allerdings sei wichtig, dass vor dem Anstrich Hochbeet und Kübel von Schnecken befreit werden. „Ansonsten schließt der Anstrich die Schnecken im Hochbeet ein.“
Schneckenkorn oder Bierfalle? Zwei weitere Möglichkeiten im Check
Ein beliebtes Abwehrmittel ist Schneckenkorn. Hier gibt es zwei Wirkstoffe. Metaldehyd ist stärker und tötet deshalb in geringeren Mengen. Es ist umstritten, denn dieses Gift kann auch andere Tiere töten oder schädigen. Ökologisch sinnvoller ist Schneckenkorn auf Basis von Eisen-III-Phosphat, einem natürlichen Mineral.
„Es wird im Boden durch Mikroorganismen und organische Säuren in die für Pflanzen wichtigen Nährsalze Eisen und Phosphat umgewandelt“, ist auf dem Portal „Mein schöner Garten“ zu lesen. Vom Schneckenkorn mit Eisen-III-Phosphat müssen die Weichtiere allerdings eine relativ hohe Dosis fressen, damit es wirkt. Deshalb muss das Mittel häufig nachgestreut werden.
Im Internet finden sich zudem allerlei Schneckenfallen aus Plastik. Als alternatives Hausmittel sind Bierfallen besonders beliebt. Möglicherweise macht es jedoch mehr Sinn, das Bier selbst zu trinken: „Der Biergeruch zieht Schnecken aus der Nachbarschaft in den Garten. Auf dem Weg zur Falle fressen die natürlich auch Pflanzen ab“, gibt Schuh zu bedenken.
Tierschutzorganisation Peta: „Schnecken sind tolle Tiere!“
Bei starkem Schneckenbefall helfe regelmäßiges Absammeln der Tiere, rät Schuh. „Das Sammeln empfiehlt sich bei Dämmerung, in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden. Da die Tage im Juni lang sind, kann man aber auch Bretter, Zeitungen oder Rhabarberblätter auf den Rasen legen. Sie dienen den Schnecken als Verstecke, sodass man sie tagsüber einsammeln kann.“ Doch was dann?
Die Tierschutzorganisation Peta appelliert an die Nächstenliebe: Schnecken seien „tolle Tiere“, sie erfüllen „als Aasfresser eine wichtige Funktion im Ökosystem, um Überreste anderer Tiere, verrottendes Holz, welke Pflanzen, Pilze und Fallobst aus dem Garten zu entfernen“.
Deshalb rät Peta, eingesammelte Schnecken wegzutragen: „Bringen Sie die Schnecken am besten weit weg von Ihrem Garten und lassen Sie sie vorsichtig an einem sicheren Ort wie beispielsweise einer Wiese frei.“
Diese Methode ist vielleicht nichts für Feinschmecker – aber sie wirkt
Wer sich diese Mühe nicht machen und die Pflanzenfresser doch lieber um die Ecke bringen will, sollte die in einem Topf oder Eimer gesammelten Schnecken mit kochendem Wasser übergießen. Die Methode sorgt für einen schnellen Tod. Der Nacktschneckenbrei sollte vergraben werden, damit er nicht andere Schnecken anlockt, die ihn als Mahlzeit sehen.
- Der mühsame Kampf gegen Buchsbaumzünsler: Was Experten raten
- Einblick in Privatparadies: Dieses Paar lädt Fremde in eigenen Garten ein
- Rasenmähen im Sommer: Warum man möglichst darauf verzichten sollte
Als Vorbeugemaßnahme hilft, feuchte Orte, an denen sich Schnecken gerne tagsüber aufhalten, abzusuchen und dann zu beseitigen. Dazu zählen hochgewachsene Graskanten. Auch das unter Ökogärtnern empfohlene Mulchen, also das Abdecken von Beeten mit Rasenschnitt und ähnlichem zum Halten von Feuchtigkeit, ist in regenreichen Jahren kontraproduktiv. „Das ökologische Ziel, keinen nackten Boden zu haben, schafft optimale Bedingungen für Schnecken“, sagt Schuh.
Museumsgärtner setzt im eigenen Garten auf Laufenten
Der Museumsgärtner betont, dass nicht alle Schneckenarten Schäden anrichten: „Tigerschnecken fressen keine lebenden Pflanzen, aber Schneckeneier. Auch Weinbergschnecken fressen die Gelege.“ Er selbst setzt in seinem (großen) Garten auf Laufenten. „Die lasse ich abends eine Runde durch den Garten drehen. Aber nicht zu spät. Denn dann kommen die Tigerschnecken raus. Und die sollen sie nicht fressen.“