Heimfeld. Straße durch das südliche Heimfeld soll Tempo-30-Zone werden. Was das für Folgen hat – und wer schon jetzt dagegen protestiert.

Schnurgerade und neun Meter breit zieht sich die Straße durch das südliche Heimfeld – über 1,2 Kilometer lang. Links und rechts davon stehen Mehrfamilienhäuser aus der Gründer- und Nachkriegszeit, im letzten Fünftel auch Villen, ein Altenheim und eine Kirche.

Die Haakestraße verläuft im Abstand von lediglich etwa 200 Metern parallel zur Heimfelder Straße, die in diesem Viertel die Hauptstraße ist. Doch auch die Haakestraße ist nahezu durchgehend vorfahrtsberechtigt und hat bis auf wenige Stellen kein anderes Tempolimit als die allgemeinen innerörtlichen 50 km/h. Ein anachronistisches Relikt vergangener, autoverliebter Zeiten, das die Bezirkspolitik schon längst hatte ändern wollen.

Straße in Heimfeld muss aus psychologischen Gründen umgebaut werden

Bereits vor zehn Jahren beschloss die Bezirksversammlung deshalb, dass hier Tempo 30 vorgeschrieben werden soll. Jetzt nähert sich tatsächlich die Umsetzung des Beschlusses, doch ohne Umbauten der Straße wäre das Tempolimit wirkungslos.

Ein erster Entwurf des Bezirksamts liegt vor. Der sieht eine generelle Verengung der Fahrbahn und zusätzliche Verengungen durch Querungshilfen an fast allen Kreuzungen vor. Von etwa 300 Parkplätzen würden dabei gut 150 entfallen. Das finden bislang nur die Grünen gut. Alle anderen Parteien haben Bedenken oder laufen Sturm.

Ein Straßenumbau kostet Geld – das hat der Bezirk nur begrenzt

Verändert werden muss die Straße, wenn dort Tempo 30 gelten soll, da sind sich alle einig. Breit und gerade, wie sie ist, lädt sie zu viele Autofahrer dazu ein, das Tempolimit zu ignorieren. Dies ist auch der Grund, warum es vom Beschluss zur Anordnung der neuen Höchstgeschwindigkeit zehn Jahre dauert.

So ein Straßenumbau kostet Geld, und das hat der Bezirk nur begrenzt. Und das Geld, das schon für die Haakestraße reserviert war, wurde fix woanders investiert: Auf Druck einer gut vernetzten Anwohnerlobby wurde die Verkehrsberuhigung der Jägerstraße in Wilstorf vorgezogen.

Die Fahrbahn wird schmaler, der Fußweg breiter

Jetzt muss die Haakestraße saniert werden, weil ihr Abnutzungszustand es gebietet. Im Zuge dessen wird auch der Umbau zur Tempo-30-Zone geplant. Eine „erste Verschickung“ liegt den Fraktionen der Bezirksversammlung und anderen „Trägern öffentlicher Belange“ – wie Polizei, Behindertenvertretern, Hochbahn und dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub – vor.

Der Entwurf sieht vor, die Fahrbahn von derzeit mindestens 8,8 Metern auf 5,5 Meter Breite zu reduzieren und auf einer Seite einen Parkstreifen anzulegen. Unter dem Strich würden dadurch 60 Zentimeter für die Fußwege hinzugewonnen werden.

Mir fallen hier viel zu viel Parkplätze weg, deshalb würde ich für eine Überarbeitung plädieren.
Frank Wiesner, Verkehrsexperte der SPD-Bezirksfraktion

Derzeit wird aber an beiden Seiten der Haakestraße geparkt. Eine Seite würde nach dem Entwurf als Stellfläche für Autos wegfallen. Zirka 150 Stellplätze in einem Gebiet mit hohem Parkdruck wären abgeschafft. Zwar ist in anderen Zusammenhängen geplant, das Gebiet Heimfeld/Eißendorf mit „Quartiersgaragen“ auszustatten. Aber just im Bereich der Haakestraße ist dafür kein möglicher Standort definiert.

Kritik auch an Betonsteinpflaster: Lauter als Asphalt

Die Bezirks-Grünen haben bereits eine Stellungnahme veröffentlicht. Sie befürworten die Planungen ausdrücklich, inklusive des nur noch einseitigen Parkens. Sie schlagen lediglich Detailverbesserungen vor, um den raserhemmenden psychologischen Effekt der Fahrbahnschikanen zu erhöhen und um zu gewährleisten, dass niemand freie Stellen am Straßenrand als illegalen Parkplatz nutzt. Dafür schlagen sie beispielsweise Fahrradbügel vor.

Die SPD arbeitet noch an ihrer Stellungnahme. Sie wird wahrscheinlich kritischer ausfallen als die ihres grünen Koalitionspartners. „Mir fallen hier viel zu viel Parkplätze weg“, sagt Frank Wiesner, Verkehrsexperte der Fraktion, „deshalb würde ich für eine Überarbeitung plädieren, bei der möglichst viele Plätze erhalten bleiben.“ Den Plan, die Straße durchgängig mit Betonpflaster zu belegen, halte er auch nicht für gut: „Die Arbeiten werden dadurch stark in die Länge gezogen. Außerdem wird das Fahren darauf lauter.“

Die CDU hingegen lehnt die Pläne kategorisch ab: „Diesen Parkplatzabbau machen wir nicht mit!“, sagt der frischgebackene Spitzenkandidat der Christdemokraten für die Bezirkswahl im Sommer, Rainer Bliefernicht.