Harburg. Banner und Fahne an Kindergarten gehen Rechten offenbar gegen den Strich. In einem Faltblatt streichen sie ein Bild des Hauses rot durch.

Das Banner vor der SterniPark-Kita im ehemaligen Harburger Zollamt an der Buxtehuder Straße ist zwei Jahre nach Eröffnung schon etwas ausgeblichen. Fröhlich wirkt es aber noch immer: Kinder aller Haar- und Hautfarben sind darauf abgebildet. Sie lachen und spielen zusammen und haben Spaß. Verärgert über so viel Freude ist allerdings anscheinend die Harburger AfD: In einem Faltblatt der rechtsextremismusverdächtigen Partei wird ein Bild dieser Kita gezeigt. Es ist durchgestrichen, mit zwei dicken roten diagonalen Balken. Ob nun die ganze Kita gemeint ist, oder nur das multikulturelle Banner, steht dabei nicht.

Kita in Harburg als Symbolbild für „extremistische Erziehung“

Das Bild der Kita steht damit als Symbolbild für alles genommen, was die AfD am Bildungssystem ablehnt: Aufklärung über Klimawandel, Geschlechterbilder ohne Rollenklischees, eine Sprache, die das berücksichtigt, „Geschichtsverfälschung“ – was auch immer damit gemeint ist – und Schwächung des Nationalstolzes. All dies wird von der AfD als „extremistisch“ gegeißelt und hat ihrer Meinung nach im Bildungssystem nichts zu suchen, steht neben dem Bild.

Ein Mitarbeiter der Kita, in der rund 130 Kinder betreut werden, fand das Faltblatt in seinem Briefkasten und war entsetzt. Die Kolleginnen und Kollegen ebenso. Nicht nur im gedruckten Faltblatt, sondern auch auf der Nachrichtenplattform „X“ und bei TikTok wurde das Bild der Kita mit dem roten „Muss-weg!“-Kreuz verbreitet. Die Trägergesellschaft der Kita, die SterniPark GmbH, welche 20 Kindertagesstätten in Hamburg betreibt, reagierte und erstattete Strafanzeige.

AfD fühlt sich missverstanden

„SterniPark steht für alles, was die AfD ablehnt“, sagt SterniPark-Geschäftsführerin Leila Moysich. „Bei uns spielen Kinder aller Nationalitäten ohne Vorurteile und Berührungsängste zusammen. Wir nehmen auch und gerade die auf, die zu uns geflüchtet sind, damit sie hier eine Lebensperspektive bekommen. Kinder und die Vielfältigkeit unserer Kita zu missbrauchen, um damit schmutzigen Wahlkampf zu machen, ist einfach nur erbärmlich.“

Die Sternipark-Kita an der Buxtehuder Straße
Die Sternipark-Kita an der Buxtehuder Straße © HA | Katharina Wacker

Die Harburger AfD als Verfasserin des Faltblattes äußert sich nicht, sondern lässt den Hamburger Landespressesprecher Robert Offermann kommunizieren: Die Partei sieht sich missverstanden. Es ginge keineswegs um das Multikulti-Banner, schreibt der Sprecher. „Die AfD kritisiert die Regenbogenfahne an der Kita und die damit verbundene Ideologie der Frühsexualisierung und Frühpolitisierung von Kleinkindern“, so Offermann. Die Anzeige sei bekannt, allerdings verweist Offermann auf die Panoramafreiheit, die es gestatte, im öffentlichen Raum Bilder von Landschaften und Gebäuden zu machen.

Nach Erscheinen des Faltblatts gab es Beschädigungen an der Einfahrt der Kita

Das Bild der Kita ist im Faltblatt etwa briefmarkengroß. Unter dem Kreuz lässt sich das Kinderbanner noch deutlich erkennen. Die Regenbogenfahne, die aus einem Fenster der Kita hängt, allerdings kaum. Ebenso wie der Bundesadler, der das Gebäude ziert, weil es sich bei dem Bau, in dem die Kinder betreut werden, um ein ehemaliges Zollamt handelt. Es ist nur zu vermuten, dass die Fahne über dem Wappentier in rechten Kreisen schon so bekannt ist, dass eine Abbildung des Gebäudes ausreichen könnte, um zu wissen, was Rechtspopulisten damit meinen.

Die Kampagne gegen die angebliche „Frühsexualisierung“ von Kindern hat die AfD vor einigen Jahren aus ultrakonservativen Russlanddeutschenkreisen übernommen. Mit homophoben Parolen werben und warben auch Rechtspopulisten in osteuropäischen Staaten erfolgreich unter der älteren konservativen Wählerschaft in ihren Ländern.

Afd und Rechtsextreme

Mittlerweile hat SterniPark eine weitere Strafanzeige erstattet, diesmal gegen Unbekannt: Am Dienstag wurde das Eingangstor der Kita an der Buxtehuder Straße beschädigt. Mutwillig? Die polizeilichen Ermittlungen laufen.