Harburg. An Eißendorfer Pferdeweg und Denickestraße wurde lange gebaut. Nur für Autos und Radfahrer? Das Abendblatt traf Anwohner und Fußgänger.

Es ist gerade ein Jahr her, dass die Kreuzung Denickestraße auf Höhe des Eißendorfer Pferdewegs umgestaltet wurde und monatelang an der neuen Veloroute 11 gebaut wurde. Noch bis April ist ein Teil der Denickestraße zwischen Lühmannstraße und Triftstraße immer noch Baustelle. Dies sorgt für viel Unmut in der Anwohnerschaft, weil mit den Umbauten nicht nur bessere Voraussetzungen für den Fahrradverkehr geschaffen wurden, sondern auf Höhe des Eißendorfer Pferdewegs auch die sprichwörtlich verkehrlich „Eier legende Wollmichsau“ entwickelt werden sollte. Die Fußgänger fühlen sich vergessen und appellieren nun an die Politik.

Zebrastreifen sind verschwunden, um den Busverkehr zu verbessern

Das Teilstück der Denickestraße zwischen Weusthoffstraße und Triftstraße ist wohl einer der meistbefahrenen Straßenabschnitte in Eißendorf. Drei Buslinien werden vom Eißendorfer Pferdeweg über die Denickestraße abgeleitet, dazu der Anwohnerverkehr, Rettungswagen, die zum Krankenhaus eilen, sowie Berufspendler, die von der B73 den schnellsten Weg nach Harburg oder zur Bundesstraße 75 suchen und Elterntaxis, die ihre Kinder absetzen möchten. Dazwischen zahlreiche Fahrradfahrer und Fußgänger.

Doch gerade die sogenannten ungeschützten Verkehrsteilnehmer fühlen sich bei der Neuplanung vernachlässigt. In einem Leserbrief an die Abendblatt-Redaktion schreibt sich Anwohner Ralf Mehnert den Frust von der Seele und spricht offenbar der Nachbarschaft aus der Seele. „Zum einen ist eine erhebliche Anzahl von Parkplätzen durch den Umbau verschwunden, zum anderen gibt es keine Zebrastreifen für Fußgänger mehr“, bilanziert Mehnert. „Gerade für ältere Menschen, Kinder und Menschen mit Handicap wird es zum Spiel um Leben und Tod, die Straße Richtung Krankenhaus zu überqueren.“

Eißendorfer Pferdeweg: Kritik wegen fehlender Zebrastreifen

Mit seiner Befürchtung steht Mehnert nicht allein da. Als sich der Abendblatt-Reporter vor Ort ein Bild macht, kommt eine ältere Dame und beschwert sich: „Vorher gab es eine Verkehrsinsel und zwei Zebrastreifen und bereits da hat man aufpassen müssen.“ Ein Eindruck, der sich beim Ortstermin bestätigt.

Die Kreuzung wurde umgebaut, der Eißendorfer Pferdeweg plangemäß „geweitet“, wie es in den Bauunterlagen heißt. Durch den Wegfall der Querungshilfe in der Mitte des Eißendorfer Pferdewegs und des Zebrastreifens sollen künftig auch 19 Meter lange Gelenkbusse die Kreuzung passieren können.

Eine Querungshilfe gibt es an der fast 13 Meter breiten Straße nicht

An der Stelle, die zur Querung für Fußgänger vorgesehen ist und die nun mit tektonischen Bordsteinen ausgerüstet wurde, ist die Straße nach eigener Messung fast 13 Meter breit. Die Verkehrssituation ist schlecht einsehbar. Eine Straßenquerung für langsam gehende Menschen, beispielsweise mit einem Rollator oder gar für Blinde, die den heranrasenden Verkehr gar nicht mehr beurteilen können, wird zur Lotterie mit ungewissem Ausgang. Von Barrierefreiheit, wie von den Verkehrsplanern beschrieben, kann hier jedenfalls keine Rede sein.

Nach dem Umbau sind an der Kreuzung sogenannte tektonische Bordsteine zu finden.
Nach dem Umbau sind an der Kreuzung sogenannte tektonische Bordsteine zu finden. © LENTHE-MEDIEN | LENTHE-MEDIEN

Außerdem wird die verkehrliche Situation durch parkende Fahrzeuge im Kreuzungsbereich erschwert. Sie sollten dort gar nicht stehen dürfen, wenn man den Planungsunterlagen glaubt. Die Verkehrsberuhigung beziehungsweise die baulich bedingte Temporeduzierung für Fahrzeuge findet hingegen erst nach dem Abbiegen in die Denickestraße statt. Hier staut sich der Verkehr, zumindest in den stark frequentierten Stunden vor allem wochentags.

Parkende Autos im Kreuzungsbereich

In der Vergangenheit befand sich auch hier ein Zebrastreifen, um die Denickestraße sicher queren zu können. Nun sollen es Fahrbahnverengungen lösen. Doch diese verengten Stellen werden ebenfalls zugeparkt, ein Begegnungsverkehr ausgeschlossen, die verkehrliche Situation ist schwer zu erfassen „Doch wo sollen die Fahrzeuge auch hin?“, fragt eine andere Anwohnerin, die während des Ortstermins ihr Auto genau an der Stelle im Kreuzungsbereich parkt.

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Offenbar hat sich bei der Planung niemand die Parkplatzsituation vor Ort angeschaut. „Wir werden gnadenlos von Arbeitnehmern des Krankenhauses und Patientenbesuch zugeparkt“, schreibt auch Ralf Mehnert. „Für dieses Problem, gerade auch weil etliche Parkplätze zurückgebaut wurden, muss für die Anwohner eine bewohnerfreundliche Lösung gefunden werden.“

CDU fordert, die Anordnung eines Zebrastreifens zu prüfen

Er und zahlreiche Anwohnerinnen und Anwohner der Denickestraße appellieren an die Verkehrspolitiker in Harburg, die Planung noch einmal zu überdenken. Gabriele Evers, ebenfalls eine direkte Anwohnerin, nach eigener Darstellung eine Seniorin mit Einschränkung, hat bereits die Fraktionen der Bezirksversammlung angeschrieben und in der CDU eine Verbündete gefunden.

Die Kreuzung am Eißendorfer Pferdeweg mit einem HVV-Bus und einem Taxi. Im Hintergrund das AK Harburg.
Die Kreuzung am Eißendorfer Pferdeweg mit einem HVV-Bus und einem Taxi. Im Hintergrund das AK Harburg. © LENTHE-MEDIEN | LENTHE-MEDIEN

Deren Verkehrsexperte Rainer Bliefernicht hat gemeinsam mit seiner Fraktion einen Antrag eingebracht, in dem er fordert zu prüfen, ob „die Einrichtung des Zebrastreifens an bisheriger Stelle aufgrund der unmittelbaren Nähe zur Schule und zum Krankenhaus und dem damit begründeten besonders schutzbedürftigen Fußgängerklientel im Rahmen einer Ausnahmeregelung wieder angeordnet werden kann.“ Der Antrag steht kommenden Dienstag auf der Tagesordnung der Harburger Bezirksversammlung.

Frustrierende Parkplatz-Situation in der benachbarten Lühmannstraße

Für weiteren Verkehrszoff sorgt die Parkplatzsituation in der westlichen Lühmannstraße. Hier wird eine langgezogene Kurve oftmals so zugeparkt, dass Müllwagen nicht mehr einfahren können. „Ich hoffe, es brennt hier niemals“, so ein Anwohner zum Abendblatt. Doch genau an dieser Stelle gab es erst im Januar einen piependen Rauchwarnmelder. Damals fuhr die Drehleiter nicht durch, relativ frühzeitig war klar, dass es ein Fehlalarm ist. Aber der Fahrzeugführer sagte damals: „Wir hätten abschleppen lassen müssen, um hier wieder rauszukommen.“

Nadelöhr Kurve: Wegen der Baustelle und des Krankenhauspersonals ist die Lühmannstraße so dicht geparkt, dass die Müllabfuhr bereits umdrehen musste. Die Polizei verhängt regelmäßig Bußgelder.
Nadelöhr Kurve: Wegen der Baustelle und des Krankenhauspersonals ist die Lühmannstraße so dicht geparkt, dass die Müllabfuhr bereits umdrehen musste. Die Polizei verhängt regelmäßig Bußgelder. © LENTHE-MEDIEN | LENTHE-MEDIEN

Die Polizei messe gemäß Anwohnern mit zweierlei Maß. Während man die Fahrzeuge in der Kurve gewähren lasse, würden Fahrzeuge auf dem breiten Gehweg regelmäßig abgezettelt, so die Beobachtungen der Anwohner. „Selbst im Bereich der östlichen Lühmannstraße vor der ehemaligen Bücherhalle werden nie Strafzettel geschrieben, obwohl die Fahrzeuge quer zur Fahrtrichtung in einer Parkbucht stehen. Teilweise einen halben Meter auf der Straße, wenn es Lieferwagen sind“, ergänzt der Anwohner.

Anwohnerschaft kritisiert die Polizei: sie messe mit zweierlei Maß

„Das behindert den Verkehr, die Parkbucht sei eindeutig entlang der Fahrtrichtung ausgerichtet.“ Der bürgernahe Beamte sei darüber informiert, unternehme allerdings nichts, schließt der erboste Anwohner. „Hier stehen fast eh nur noch Firmenfahrzeuge und Krankenhauspersonal, dafür muss eine dauerhafte Lösung gefunden werden.“