Harburg. Neuwiedenthalerin Janine Maimanakos ist neue Chefin im Harburg-Huus. Die größte Aufgabe bleibt: Ein neuer Ort für das beliebte Haus.
Das Harburg-Huus, die Obdachloseneinrichtung des Deutschen Roten Kreuz‘ (DRK) am Außenmühlenweg, hat seit einer Woche eine neue Chefin: Janine Maimanakos. Die 41-jährige Neuwiedenthalerin, übernimmt das Haus von Rosa Borgmann, die es selbst erst vor eineinhalb Jahren vom Gründungsleiter Torben-Göbel-Hansen übernommen hatte. Borgmann beendet ihre Tätigkeit aus privaten Gründen.
Janine Maimanakos war ursprünglich gar nicht in den sozialen Berufen zu Hause. Sie ist Biologin. Ihre Doktorarbeit schrieb sie über bakterielle Enzyme. Während sie promovierte, wurde ihr immer klarer, dass die akademische Laufbahn ihr kein erfülltes Leben bieten würde. Zunächst wechselte sie in den Schuldienst, dann übernahm sie die Leitung des Neuwiedenthaler Nachbarschaftstreffs AHOI. Das steht für „Aktive Hilfe, organisiert und informativ“.
In dem Treff laufen Angebote der Nachbarschaftshilfe, Stadtteilseniorenarbeit, der Stadtteilverein, Gewaltprävention, Elterntreffs und Gesundheitsförderung parallel und müssen koordiniert und vernetzt werden. Träger des AHOI ist ebenfalls das DRK
In die eigentliche Obdachlosenarbeit muss die Biologin hineinwachsen
Mit dem Gesundheitsförderungsprojekt des DRK kam Janine Maimanakos auch schon mit dem Harburg-Huus in Kontakt, denn das Projekt berät auch im Wilstorfer RISE-Stadtteilbüro. „Als man mich dann fragte, ob ich mir vorstellen könnte, das Harburg-Huus von Rosa zu übernehmen, habe ich kurz nachgedacht und dann zugesagt“, sagt Janine Maimanakos.
In die eigentliche Obdachlosenarbeit muss die Mutter zweier Kinder, Dienerin zweier Katzen und Frau eines Mannes nun erst einmal hineinwachsen. „Zum Glück habe ich ein sehr erfahrenes und kompetentes Team hier“, sagt sie. „Was ich einbringen kann, ist die Fähigkeit Projekte zu vernetzen, sei es unser Haus mit den anderen Obdachlosenhilfen im Bezirk oder einzelne Projekte, die wir haben oder gerne angehen wollen mit anderen Angeboten in der Nachbarschaft. Auch in der Zusammenarbeit mit Behörden und der Politik bin ich erfahren.“
Etwa 15 Menschen arbeiten für das Harburg-Huus. Da die meisten ehrenamtlich tätig sind, schwankt die zahl mal etwas darüber, mal etwas darunter. Im Wesentlichen ist das Haus eine Tagesstätte, in der Obdachlose soziale Kontakte pflegen, sich beschäftigen und bilden können und auf Wunsch auch beraten werden. Es gibt hier Mittagessen, Kaffee, Kuchen und Kekse. Die mögliche Zahl der Tagesgäste liegt bei etwas drei Dutzend.
Ungefähr ein Drittel kann hier auch einen Übernachtungsplatz finden. Eine Besonderheit des Harburg-Huus: Auch Hunde sind hier zugelassen. In den meisten anderen Hamburger Übernachtungsstätten geht das nicht. Obwohl es viele Obdachlose gibt, die Hunde haben, sind just diese Menschen oft von Hilfe ausgeschlossen.
Immobilienprojekt bedroht das Gebäude. Ein neuer Standort wird dringend gesucht
Ende des Monats endet das Hamburger Winternotprogramm für Obdachlose. Das bedeutet für die Obdachlosenhilfe im Hamburger Süden einen sprunghaften Anstieg der Arbeit, denn viele Nutzer des Winternotprogramms, dessen Übernachtungsstätten alle nördlich der Elbe liegen, kommen in der kalten Jahreszeit auch tagsüber nicht in den Süden zurück. Nun aber kommen sie wieder. Wie lange sie aber ins Harburg-Huus am Außenmühlenweg zurückkehren können, ist nicht klar.
Dass das DRK das Haus weiterführen will, ist keine Frage. Wo es das kann, ist allerdings offen: Seit ein Investor das ehemalige Fabrikgelände, auf dem das Harburg-Huus steht, erworben hat und hier einen Immobilienkomplex entwickeln will, verhandelt das DRK mit dem neuen Hausherren um eine Möglichkeit unterzukommen – im Neubau oder einem der wenigen Gebäude, die stehen bleiben.
Die Verhandlungen ziehen sich seit Jahren hin. Jedes Mal, wenn eine akzeptable Lösung greifbar scheint, scheitern sie doch wieder. Das DRK sucht nun aktiv nach einem anderen Standort. Leicht ist das nicht.
- Harburg-Huus: Ein Ort für Obdachlose
- Harburgs Obdachlose brauchen Unterstützung
- Traurige Weihnachten? Diese Harburger helfen Menschen in Not
„Wir benötigen mindestens 350 Quadratmeter Fläche im Haus, möglichst noch eine Freifläche am Haus und mehr als zehn Gehminuten vom Bahnhof Harburg sollte der neue Standort auch nicht entfernt sein“, beschreibt Janine Maimanakos die Herausforderungen. „Zu bis zu 600 Quadratmetern würden wir auch nicht nein sagen, denn dann könnten wir sowohl das Tagesangebot als auch die Zahl der Übernachtungsplätze sinnvoll erweitern, ohne dabei den familiären Charakter der Einrichtung aufzugeben.“
Große Aufgaben warten auf Janine Maimanakos. deren Engagement auch nicht nach Feierabend endet. Als Neuwiedenthalerin bleibt sie in ihrem Wohnstadtteil im Stadtteilbeirat aktiv und gärtnert mit anderen Menschen aus dem Quartier im Nachbarschaftsgarten..