Hausbruch. Erst der alte Jägerhof, nun das „Berghotel Hamburg-Blick“. Repräsentative Bauten in Hausbrucher Villengebiet sind nicht zu retten
Einst waren sie repräsentative Gebäude im Stadtteil Hausbruch: Der „Alte Jägerhof“ und das „Berghotel Hamburg-Blick“, auch als „Alte Sennhütte“ oder „Große Sennhütte“ bekannt. Schon länger sind beide „Lost Places“: vergessene, verwunschene Orte. Nun sind beide auch noch Brandruinen; das Berghotel seit Dezember, der Alte Jägerhof seit 2020. In beiden Fällen wird wegen Brandstiftung ermittelt. Täter und Motiv: unklar. Klar ist die Zukunft des Alten Jägerhofs: Er soll abgerissen werden – irgendwann. Was mit dem Berghotel passiert, weiß noch niemand. Die Harburger CDU fordert einen schnellen Abriss für den Jägerhof und schnelle Klarheit für das Hotel.
Zumindest der lange Leerstand des Alten Jägerhofs ist ein wenig auch ein Kind der CDU
Der Hausbrucher Villenwald zwischen Ehestorfer Heuweg und Neugrabener Heide: Der Jägerhof im Norden und das Berghotel im Süden bilden so etwas wie eine Klammer um das Villenquartier. Der CDU-Wahlkreisabgeordnete für Süderelbe, André Trepoll hat in einer Anfrage an den Senat den Sachstand bezüglich der beiden Häuser erbeten und formuliert daraus Forderungen. Diese nimmt die Bezirks.-CDU auf und stellt sie auch an die Bezirksversammlung.
Dabei ist zumindest der lange Leerstand des Alten Jägerhofs ein wenig auch ein Kind der CDU: Der Beschluss, dass das Kulturhaus Süderelbe vom Jägerhof in das neue Prestigeobjekt „Bürger- und Gemeinschaftszentrum Neugraben“ umziehen sollte, stammt aus Zeiten der Schwarz-Grünen Koalition im Harburger Rathaus.
Der „Alte Jägerhof“ hieß schon „Alter Jägerhof“, als er ganz neu war: 1876 erbaut war die Gründerzeitvilla zunächst ein Hotel und der Name „Alter Jägerhof“ ein dem heimatromantischen Zeitgeist geschuldeter Marketingschachzug. Über die 1880 eröffnete Unterelbebahn und den Bahnhof Hausbruch war es aus den urbanen Ballungsräumen Harburg und Hamburg bequem für erholungssuchende Städter zu erreichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog das Ortsamt Süderelbe in die Villa und nachdem das Ortsamt 1979 an den Neugrabener Markt umgezogen war, wurde hier das Kulturhaus Süderelbe gegründet und wuchs in das Gebäude hinein, bis es dies ganz ausfüllte. Seit 2012 steht das Haus leer.
Im Jägerhof brachen zwei Feuer gleichzeitig aus
Es gab diverse Ideen für die Weiternutzung und auch nicht wenige Interessenten. So hatte die benachbarte Rudolf-Steiner-Schule Interesse und auch der Betreuungsverein „Leben mit Behinderung“. Nur einig wurden sich Bezirk und potenzielle Nutzer nie. Das Haus stand, notdürftig gesichert, leer. Ab und an feierten Jugendliche aus dem Stadtteil hier Partys, ohne das zu dürfen. Im August 2020 brachen gleichzeitig zwei Feuer im Alten Jägerhof aus. Die Polizei geht daher von Brandstiftung aus. Die Brand- und Löschwasserschäden wurden nur provisorisch beseitigt. Eine Sanierung erfolgte nicht. Zwei Jahre später befand die Finanzbehörde: Ein Wiederaufbau lohnt sich nicht. Das Haus soll abgerissen werden.
André Trepoll kritisiert: „Obwohl der Alte Jägerhof bereits im August 2020 abgebrannt ist, lässt ein vollständiger Abriss weiterhin auf sich warten. Der rot-grüne Senat verweist auf die gesicherten Zugänge und hält die Sicherheitsbedenken daher für übertrieben.“
Auf das Gelände könnte man weiterhin mit nur wenig Aufwand gelangen
Das Grundstück Alter Jägerhof ist durch einen mobilen Bauzaun mit Toranlage verschlossen. Auf das Gelände kann man weiterhin mit nur wenig Aufwand gelangen, ins Gebäude müsste man schon mit schwerem Werkzeug einbrechen. Der Senat antwortet Trepoll, dass der Abbruch derzeit vorbereitet würde. Derzeit findet die Gefahrstoffermittlung statt. Erst danach kann ein Abbruchantrag gestellt und Angebote eingeholt werden. Die Planungen zur zukünftigen Nutzung der Fläche sind noch nicht abgeschlossen.
„Damit verschwindet ein Gebäude, das eng mit seinem Stadtteil verwoben ist“, beklagt Trepoll. „Im Ortsamt Süderelbe, gab es auch ein Standesamt. Viele Hausbrucher und Neugrabener haben sich im Jägerhof ihr Ja-Wort gegeben.“
Das „Berghotel Hamburg-Blick“ war Ende der 1960er-Jahre als firmeninternes Schulungs- und Tagungshotel der Hamburger Iduna-Versicherungsgruppe an den Wulmsberg gebaut worden. Einige Konzernfusionen und betriebswirtschaftlichen Säuberungen später trennte sich die Versicherung von der Immobilie. Private Unternehmer stiegen ein. „Berghotel Hamburg-Blick“ oder auch „Große Sennhütte“ waren Namen, die die Herberge nun trug. Dabei ist sowohl der Hamburg-Blick zwar theoretisch gegeben, praktisch aber ernüchternd langweilig, und der nicht ganz 80 Meter hohe Wulmsberg auch schon zu zwei Dritteln „erklommen“, wenn man vor dem Gebäude steht. Von alpiner Architektur und bimmelnden Kühen, wie in einer echten Sennerei war hier auch nie etwas zu bemerken.
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Der Name „Sennhütte“ war auch der Geschichte entlehnt: Bevor die Versicherung hier ihre damals hochmoderne Betonkasten-Architektur in den Wald setzte, hatte es hier ein Ausflugshotel mit diesem Namen gegeben. Nicht wirklich in der Stadt und nicht wirklich in der Natur und erst recht nicht wirklich auf einem Berg gelegen – obwohl die Zufahrt zum Wulmsberg tatsächlich Serpentinen hat – hatten kommerzielle Hotelbetreiber es schwer, hier eine passende Zielkundschaft zu finden. Pseudoromantische Dekoelemente wogen die Bausündenarchitektur der 1960er-Jahre auch nicht mehr auf. 2015 war der Gebäudekomplex auch als Flüchtlingsunterkunft im Gespräch. Zuletzt wollte ein Hamburger Unternehmer hier viel Geld investieren und ein Luxus-Ressort aufbauen. Das war vor Corona.
Im Dezember brach im leerstehenden Hotel Feuer aus. Auch hier glaubt die Polizei an Brandstiftung und ermittelt in diese Richtung. Was mit dem Komplex geschehen soll, kann der Senat nicht beantworten, denn Grundstück und Gebäude sind in privater Hand. Wer das Hotel komplett abreißen möchte, dürfte allerdings Schwierigkeiten haben, hier einen Neubau genehmigt zu bekommen. Mittlerweile ist der Wulmsberg Landschaftsschutzgebiet.