Hausbruch. Seit sechs Jahren steht der imposante Bau Hausbruch leer. Nun wird ein Käufer gesucht, der die Pläne der Stadt umsetzt.

Jahrzehnte lang waren die Villa Jägerhof und ihre Nebengebäude am Ehestorfer Heuweg 20 mit Leben gefüllt. Das Kulturhaus Süderelbe veranstaltete im Hauptgebäude 32 Jahre lang Kunst- und Kulturkurse sowie Workshops und Feste.

Im Nebengebäude tobte der Nachwuchs im Bewegungskindergarten des TV Fischbek. Zum Januar 2012 zog das Kulturhaus aus, seit Oktober 2013 steht auch das Nebengebäude leer. Nun will die Stadt die Immobilie verkaufen.

„Aktuell wird die Ausschreibung vorbereitet“, sagt Christopher Harms, Pressesprecher der Finanzbehörde. Dabei wird dem potenziellen Investor vorgeschrieben, was aus dem Jägerhof werden soll: „Die Ausschreibung sieht die Nutzung als Kindergarten, Vorschule oder Kita vor.“

Damit sind die in der Vergangenheit diskutierten Alternativen, dort eine öffentlich-rechtliche Unterbringung (freiheitsentziehende Unterbringung psychisch kranker Menschen) oder ein Therapie- und Schulungszentrum unterzubringen, offenbar vom Tisch.

Seit 2014 wird über die Villa verhandelt

Manch Harburger ärgert sich über den jahrelangen Leerstand der städtischen Immobilie, erst recht vor dem Hintergrund der Wohnungs- und sonstiger Raumnot in Hamburg. Doch hinter den Kulissen wurde seit 2014 verhandelt.

Der Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik Harburg wollte den Jägerhof übernehmen, um den Kindergarten der Rudolf Steiner Schule am Ehestorfer Heuweg 82 zu erweitern. Doch im November 2017 waren die Verhandlungen endgültig wegen zu hoher Sanierungskosten gescheitert. Auch das Deutsche Rote Kreuz hatte sich eine Zeit lang für die alte Villa interessiert, wollte dort ein Hospiz einrichten. Aber die Räumlichkeiten waren dafür nicht gut genug geeignet.

Der Auszug des Kulturhauses Süderelbe vor gut sechs Jahren war unfreiwillig. Das Bezirksamt wollte damals die Kulturschaffenden im neuen BGZ (Bildungs- und Gemeinschaftszentrum) Süderelbe in Neugraben unterbringen.

Dörte Ellerbrock, die vor 38 Jahren das Kulturhaus mit gegründet hatte, weint dem alten Standort noch immer eine Träne nach: „Es gab 2011 etliche Sitzungen mit dem Bezirk. Immer ging es offiziell darum, das Kulturhaus zukunftssicher zu machen. Und das war angeblich in dem alten Gebäude nicht mehr möglich. Zum Beispiel waren die Treppen, über die 100 Jahre lang Leute gelaufen sind, nun nicht mehr sicher.“

Bei den Parkfesten kamen mehr als 1200 Gäste

Natürlich habe der neue Standort im BGZ Süderelbe auch Vorteile, räumt Ellerbrock ein: „Wir können hier größere Ausstellungen machen, überhaupt große Veranstaltungen im Gebäude durchführen. Das war im Jägerhof nicht möglich. Dafür hatten wir bei unseren Parkfesten bis zu 1200 Gäste – die würden wir hier im BGZ natürlich nicht unterbekommen. Außerdem sitzen wir hier in der ersten Etage. Anders als im Jägerhof lassen es diese Räumlichkeiten nicht zu, dass wir gleichzeitig laute und leise Kurse geben.“

Auch der Bewegungskindergarten hätte im September 2013 gerne einen langfristigen Mietvertrag abgeschlossen, um weiterhin das Jägerhof-Ensemble nutzen zu können. Stattdessen wurde der renommierte Kindergarten geschlossen.

Vorerst bleibt die städtische Immobilie Alter Jägerhof – nicht zu verwechseln mit dem Restaurant Landhaus Jägerhof nebenan – ungenutzt, bis die Ausschreibung am Markt und anschließend ein Investor gefunden ist. Immerhin ist dafür gesorgt, dass der Jägerhof nicht verfällt. Er wurde vom LIG (Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen) mittels Generalmietvertrag an die städtische Immobiliengesellschaft Sprinkenhof übertragen.

„Seit dem Auszug des letzten Mieters wird der Leerstand verwaltet, und es werden Maßnahmen zur Gefahrenabwehr durchgeführt“, sagt Behördensprecher Harms. Die Gebäude werden beheizt und zweimal in der Woche nachts von einem Sicherheitsdienst kontrolliert, so Harms. Bleibt abzuwarten, wann ein Käufer den Jägerhof von seinem Dornröschenschlaf befreit und im Park wieder Kinder spielen.