Marmstorf. Zins- und Kostenexplosion bremst Pläne für drei der vier Baufelder in Marmstorf – nur ein einziges Projekt trotzt dem Trend.

Jahrelang gab es Streit um die Bebauung der Elfenwiese in Marmstorf. Zunächst protestierten Anwohner gegen den geplanten Wohnungsbau an der Zuwegung zum Harburger Stadtpark hinter der Marmstorfer Kirche. Dann gab es einen Kompromiss und grünes Licht für den Baustart. Wenig später ging jedoch eine „Normenkontrollklage“ gegen den Bebauungsplan ein, so dass ein Gericht entscheiden musste, ob der Plan rechtskonform erstellt wurde.

Diese Klage ist entschieden, aber großflächig gebaut wird jetzt trotzdem nicht. Nur an einer Stelle geht es los: Das Mehrgenerationenhaus-Projekt „Wohnen hoch 3“ (W3) hat dieser Tage mit Bauvorbereitungen begonnen.

Auf den drei weiteren Baufeldern des Bebauungsplanbetriebs wird sich aber auch demnächst wohl nichts tun. Das erfuhr die Harburger CDU anlässlich einer Anfrage, die ihre Bezirksfraktion an die Hamburger Finanzbehörde gestellt hatte.

Klage gegen Bebauungsplan kostete Zeit und Fördermittel

Die Finanzbehörde wusste zum Zeitpunkt der Antwort noch nicht, dass W3 auf dem Baufeld mittlerweile loslegt, sondern vermeldet auch für dieses Feld noch Stillstand. In der Tat hatte für das Projekt die Finanzierung gewackelt, nicht nur aufgrund der allgemeinen Kostenexplosion der vergangenen Monate, sondern auch, weil durch die Verzögerung, die die Normenkontrollklage mit sich brachte, Fördermöglichkeiten – etwa für energieeffizientes Bauen – verpasst wurden.

„Gleiches gilt für die Baufelder 2 und 3“, heißt es aus dem zur Finanzbehörde gehörenden Landesbetrieb Immobilien und Grundvermögen (LIG). „Die Ausschreibung des Hochbaus hat zu einem Ergebnis geführt, das wirtschaftlich nicht abbildbar ist. Aus diesem Grund finden in dieser Sache derzeit Verhandlungen mit dem Bauherren statt.“

Baugebiet an der Elfenwiese: Feld 4 wird noch geplant

Die Baufelder 2 und 3 sind verkauft worden, Baufeld 1 wurde in Erbpacht an die W3-Genossenschaft vergeben. Auch Baufeld 4 soll im Erbbaurecht vergeben werden. „Aktuell wird eine Entscheidung des Bezirksamtes hinsichtlich der Anzahl und Art der Bauplätze – Einzel-, Doppel- oder Reihenhäuser oder aber eine Mischung der Formen – abgewartet.“

Der Marmstorfer CDU-Bezirksabgeordnete Rainer Bliefernicht ist unzufrieden mit der Antwort: „Wir haben jahrelang einen Kompromiss ausgehandelt und in einen Bürgervertrag gegossen“, sagt er. „Das Ergebnis ist gut für die Stadt und den Stadtteil. Wenn jetzt nicht gebaut wird, war das alles umsonst. Und wenn die Bauherren auf den Baufeldern zwei und drei jetzt mehr Wohnungen errichten wollen, machen wir das nicht mit!“

Bolzplatz hätte noch weiter genutzt werden können

Eine Mehrheit hat die CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung freilich nicht. Allerdings wäre eine höhere und dichtere Bebauung ein Bruch des Bürgervertrags und hätte weitere Klagen und Proteste zur Folge. Entlang des Bebauungsplangebiets hat das Bezirksamt mittlerweile einen neuen Weg zum Stadtpark anlegen lassen.

Was Bliefernicht besonders ärgert: „Jahrelang hatten wir hier eine eingezäunte Baubrache, wo vorher ein Jedermann-Sportplatz und eine Hundeauslauffläche waren“, sagt er. „Gerade der Bolzplatz war für das Marmstorfer Gemeinschaftsgefühl sehr wichtig. Beide Flächen hätte man in der Zwischenzeit noch weiter nutzen können!“

Schon im August wurde Optimismus verbreitet

Auch der Vorsitzende des Harburger Stadtentwicklungsausschusses, Frank Richter (SPD) ist nicht glücklich mit der Entwicklung „Leider ist das aber ein allgemeiner Trend, der nicht nur dieses Baugebiet betrifft“, sagt er.

So hatten sich die Architekten das Wohnprojekt in Marmstorf vorgestellt.
So hatten sich die Architekten das Wohnprojekt in Marmstorf vorgestellt. © Architekten Limbrock Tubbesing.

Ganz gegen den Trend geht „Wohnen hoch 3“ jetzt in die aktive Bauphase über. Schon im August wurde auf der Projekt-Homepage Optimismus verbreitet: „Es gibt positive Signale von der Investitions- und Förderbank für die Finanzierung, dass wir unser Projekt im Rahmen des uns möglichen Eigenkapitals realisieren können“, hieß es vor vier Wochen. „Wir befinden uns aktuell in der detaillierten Abstimmung zu den Krediten, Fördermitteln und den Verträgen mit den Baufirmen.“

Diese Gespräche scheinen positiv verlaufen zu sein, denn auf Abendblatt-Anfrage bestätigte ein Vorstandsmitglied, dass der Baubeginn erfolgt sei.

Die Projekt-Genossen verbindet der Wunsch nach einem Leben in Gemeinschaft, das sowohl naturnah ist, als auch die Vorteile der Stadt bietet. Marmstorf ist dafür ideal. Geplant sind zwei Mehrfamilienhäuser mit 24 abgeschlossenen Wohneinheiten.