Harburg. An der Winsener Straße in Harburg sollen ein Einkaufszentrum und 300 Wohnungen entstehen – Politik fordert Umsetzung des Plans.
Ein Vollsortimenter-Supermarkt, ein Discounter, ein Drogeriemarkt sowie diverse kleine Geschäfte als Basis des Komplexes, darüber eine zweite Landschaftsebene mit 16 Mehrfamilienhäusern – so sieht der Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs für das Bebauungsplangebiet Wilstorf 37 im Bezirk Harburg aus. Im Volksmund wird es „bei Rewe und Aral“ genannt, obschon die Tankstelle bereits abgerissen ist.
Der Plan war beschlossen, ein städtebaulicher Vertrag gezeichnet, die Grundstücke zusammengekauft. Nach dieser Vorarbeit verkaufte Investor Karl Schulte Hubbert das Projekt 2022 an die Revitalis AG, die es umsetzen und vermarkten wollte. Nun ist die Revitalis in finanziellen Schwierigkeiten. Ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung soll die Firma retten. Was dies für die Revitalis-Projekte, darunter auch Wilstorf 37, bedeutet, ist noch völlig offen.
Wilstorf 37: Entwicklung der Baulücke seit der Jahrtausendwende ein Thema
Die Wilstorfer warten schon lange darauf, dass an dieser Stelle etwas geschieht. Entlang der Straße standen einige alte Wohngebäude in schlechtem Zustand, in den Hinterhöfen war Gewerbe angesiedelt – auch zwielichtiges.
Dieses Stück neu zu entwickeln, war seit der Jahrtausendwende Plan des Bezirks. Eine Schwierigkeit dabei war die Tankstelle, die sich ebenfalls auf dem Gelände befand. Um sie hätte herumgebaut werden müssen, und zwar mit Sicherheitsabstand.
Dem Rewe-Markt sieht man die fehlende Modernisierung an
Für den Rewe-Markt sollte erst ein Ersatzbau fertiggestellt werden, bevor das Altgebäude abgerissen wird. Der Pächter wartet seit Jahren auf diesen Moment. Verständlicherweise wurde in eine Modernisierung des alten Marktes nicht mehr viel investiert. Man sieht es ihm an.
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Als der Tankstellenpächter bekannt gab, seinen Vertrag nicht verlängern zu wollen, wurden die Karten neu gemischt: Jetzt konnte man hier ein viel größeres Projekt verwirklichen, auf ganzer Breite bis zur Straße heran und rückwärtig an den höher im Hang gelegenen Eigenheimweg anschließend. Auf dessen Höhe befindet sich die Wohnhaus-Ebene des neuen Blocks. Angefahren werden jedoch auch die Wohnungen über die Winsener Straße und einen Garagenkomplex. Zum Eigenheimweg führt lediglich ein Fußweg.
„Diese Wohnungen sind wichtig für Harburg“
„Wir haben lange gebraucht, um mit den jetzigen Anliegern am Eigenheimweg und den Investoren einen akzeptablen Kompromiss zu finden“, sagt der Bezirksabgeordnete Rainer Bliefernicht (CDU). „Das darf jetzt nicht der Insolvenz zum Opfer fallen und neu verhandelt werden. Wir verlangen Vertragstreue!“
Nun ist Bliefernichts CDU in der Opposition, wo sie viel verlangen, aber wenig durchsetzen kann. Aber auch der Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses Frank Richter (SPD) drängt auf Verwirklichung des Projekts: „Diese Geschäfte sind wichtig für Wilstorf und die Wohnungen wichtig für Harburg“, sagt er. „Vielleicht hat das auch etwas Gutes: Die schwierigen Marktbedingungen machen Sozialwohnungsbau wieder attraktiver. Vielleicht kann man so den Sozialwohnungsanteil erhöhen!“