Finkenwerder. Hamburger Geschichtswerkstätten forschten zu Zwangsarbeit. Sammelausstellung macht in Finkenwerder Station.

Hinterher wollte sich jahrzehntelang lieber niemand daran erinnern, aber in der Nazi-Zeit war Zwangsarbeit in Hamburg allgegenwärtig, ob auf den Feldern oder in den Fabriken, beim Trümmerräumen und beim Bunkerbauen kamen fast 500.000 Menschen zum Einsatz, die als Kriegsgefangene oder einfach als eine Art Sklaven-Beute hierher verschleppt wurden. Der Hamburger Süden ist da keine Ausnahme. Eine Ausstellung in der Finkenwerder Geschichtswerkstatt erinnert an diese Menschen.

Neben einigen Kriegsgefangenen bei den Obstbauern, waren die meisten Zwangsarbeiter in Finkenwerder bei der Deutschen Werft im Einsatz. Dort nieteten sie U-Boot um U-Boot zusammen, denn die Boote gingen schneller verloren, als sie nachproduziert werden konnten. Es war eine harte Knochenarbeit, die die Männer bis zum Tod erschöpfen sollte. „Vernichtung durch Arbeit“ war das zynische Motto des KZ-Systems und die Werft war ein Außenlager des KZ Neuengamme.

Nur wenige Arbeiter überlebten Finkenwerder

„Lange haben wir vermutet, dass niemand das Außenlager Deutsche Werft überlebt hatte“, sagt Peter Kaufner von der Geschichtswerkstatt Finkenwerder. „Heute wissen wir: Einige sehr junge und sehr kräftige Menschen haben die Zeit im KZ-Außenlager lebend überstanden, so der damals 16-jährige Russe Iwan Iwanowitsch Chitajlow oder der 20-jährige dänische Widerständler Ernst Nielsen. Sie standen uns später als Zeitzeugen zur Verfügung.“

Gemeinschaftswerk von zehn Stadtteilgeschichtswerkstätten

Die Ausstellung in der ehemaligen Finkenwerder Friedhofskapelle ist ein Gemeinschaftswerk von zehn Stadtteilgeschichtswerkstätten. Aus dem Hamburger Süden hat sich auch noch das Süderelbe-Archiv und die Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg beteiligt.

Das Süderelbe-Archiv, in dessen Bereich auch das mittlerweile bekannte Frauen-Außenlager am Falkenbergsweg befindet forscht derzeit nach einem zweiten Lager, unweit davon: An der Francoper Straße, ungefähr beim Bahnübergang, soll ein Lager für männliche Zwangsarbeiter existiert haben. Wo genau, möchten die Stadtteilhistoriker gerne herausfinden, finden bislang aber keine Zeugen mehr.

Die Wilhelmsburger Werkstatt beschäftigt sich mit dem Arbeits- und Erziehungslager „Langer Morgen“. Es lag am Reiherstieg.

Die Ausstellung war bereits im Sankt-Nicolai-Mahnmal zu sehen und ist noch bis zum September in Finkenwerder. Die Kapelle hat dienstags von 16 bis 19 Uhr geöffnet.