Harburg. Schon 2014 war Ulf Schröder König der Harburger Gilde – nun hat er es wieder geschafft. Sein Lebensgefährte reagierte emotional.

Ulf Schröder heißt der neue Gildekönig der Harburger Schützengilde von 1528. Am Sonnabendnachmittag, um 17:53 Uhr und mit dem 1453. Schuss, holte er den Rumpf des Holzvogels beim diesjährigen Vogelschießen herunter und wurde damit neuer Gildekönig und Nachfolger von Borhen Azzouz.

Schröder hatte sich dabei mit Jörg Nolting einen spannenden Wettkampf um die Königswürde geliefert. Er ist ein Wiederholungskönig – bereits 2014 sicherte er sich der Wahlmünchner Ulf Schröder die Königskette.

Neuer Schützenkönig Harburg: Warum Schröder Mitglied in neun Vereinen ist

„Die Harburger Schützengilde ist seit meinem 16. Lebensjahr mein Zuhause. Drei Jahre war ich jetzt König in Moorburg, da wurde es mal wieder Zeit, Gildekönig zu werden“, sagt Schröder zu seiner Motivation. Er ist ein Überzeugungsschütze – allein in Norddeutschland ist Ulf Schröder Mitglied in neun Schützenvereinen. „Ich liebe das Schützenwesen, 2014 war ich der erste schwule Gildekönig und habe einiges aufgewirbelt. Das hat Spaß gemacht“, so Schröder. Sein Lebensgefährte war so begeistert, dass er zur Feier des Tages ebenfalls in die Gilde eintrat.

Zapfenstreich für Gildekönig Borhen Azzouz am Freitag auf dem Harburger Rathausplatz. Der Fahnenjunker der Schützen aus Bayrisch-Schwaben schwenkte seine Fahne sensationell – und bekam Applaus. Nur wenige Bürger wohnten der Veranstaltung bei.
Zapfenstreich für Gildekönig Borhen Azzouz am Freitag auf dem Harburger Rathausplatz. Der Fahnenjunker der Schützen aus Bayrisch-Schwaben schwenkte seine Fahne sensationell – und bekam Applaus. Nur wenige Bürger wohnten der Veranstaltung bei. © Lenthe-Medien | Lenthe-Medien

Bereits am Freitagabend fand mit dem traditionellen Zapfenstreich auf dem Harburger Rathausplatz die Corona-Rekord-Regentschaft von Borhen Azzouz ein Ende. Vier Jahre war der Harburger Unterhaltungsunternehmer im Amt und genoss jede Minute. Das ist Nachkriegsrekord, zumindest was die Amtszeit anbelangt.

Enttäuschung bei den Schützen: Harburgs Lokalpolitik blieb dem Zapfenstreich fern

Ganz und gar nicht rekordverdächtig war die Teilnahme der Harburger Bevölkerung am Zapfenstreich. Kamen in den Vor-Corona-Jahren noch mehrere hundert Menschen zum Zapfenstreich auf den Harburger Rathausplatz, waren diesmal nur knapp 50 Zuschauerinnen und Zuschauer vor Ort.

Zapfenstreich für Gildekönig Borhen Azzouz auf dem Harburger Rathausplatz. Nur wenige Zuschauer wohnten der Veranstaltung bei.
Zapfenstreich für Gildekönig Borhen Azzouz auf dem Harburger Rathausplatz. Nur wenige Zuschauer wohnten der Veranstaltung bei. © Lenthe-Medien | Lenthe-Medien

Gar nicht vertreten waren in diesem Jahr Harburgs Lokalpolitik und Amtsträger des Bezirksamtes. Die Rathaustür war während der gesamten Veranstaltung verschlossen, das Licht ausgeschaltet, und auf der Rathaustreppe stand in diesem Jahr keine Harburg-Prominenz, sondern ausschließlich Gildeschützen.

Sogar aus dem bayerischen Schwaben waren befreundete Schützen angereist

Um 20 Uhr marschierten die Gildeschützen, gemeinsam mit Abordnungen verschiedener Schützenvereine aus Harburg, der Schützengilde Buxtehude und aus Harburg im bayrischen Schwaben auf.

Besonders letztere hätten deutlich mehr Besucher verdient – denn es war nicht nur der erste Besuch der Schützenbrüder aus Harburg an der Wörnitz in Harburg-Elbe. Auch der Fähnrich schwenkte sehenswert die riesige Traditionsfahne auf dem Rathausplatz und holte sich den verdienten Applaus der Zuschauer ab.

Vor dem Zapfenstreich feierten die Schützen bereits am Nachmittag in der Königsburg die diesmal in der Feuer- und Rettungswache Eißendorf errichtet wurde. Gemeinsam mit Freunden, Feuerwehrkameraden und Schützen beging Azzouz die letzten Stunden seiner Regentschaft. Am Abend fand der Kommers nicht wie üblich im Rathaus statt, sondern im Festzelt auf dem Schwarzenberg.