Harburg. Rundgang der Geschichtswerkstatt Harburg widmet sich den historischen Brücken des Binnenhafens. Drei von ihnen sind besonders interessant.
„Über sieben Brücken musst Du gehen“ lautet der Titel einer besonderen Führung der Geschichtswerkstatt Harburg durch den HarburgerBinnenhafen. Seine historischen Brücken gehören zum Hafenbild wie die Kanäle, die Hafenbetriebe und die zahlreichen Kaikanten. Tatsächlich führt der vierstündige Rundgang am Sonntagnachmittag, 18. Juni, über sieben Hafenbrücken. Drei von ihnen sind besonders interessant.
Zwei dieser historischen Brücken sind Teil der Hauptachse Veritaskai durch den Binnenhafen. An seinem Übergang zur Narten- und zur Neuländer Straße führte über Jahrzehnte eine 1935 erbaute Klappbrücke über den Östlichen Bahnhofskanal. Ihr Aussehen unterscheidet sich von vielen anderen Klappbrücken, denn sie war eine Rollklappbrücke, bei der das Brückenelement bei Öffnung über einen riesigen Zahnradkranz bewegt wurde. „Sie ersetzte damals eine Drehbrücke, die 1890/91 errichtet worden war“, sagt Jürgen Apel von der Geschichtswerkstatt.
Harburger Binnenhafen: Die Klappbrücke wurde 2016 für 3,8 Millionen Euro umgebaut
„Die Schiffe wurden größer und passten nicht mehr durch die Drehbrücke. Als 1902 die Straßenbahn in Betrieb ging, verhinderten die starren Oberleitungen zudem, dass Segelschiffe die Brücke passieren konnten.“ Bei der neuen Klappbrücke klappten die Leitungen mit hoch.
Inzwischen ist die Klappbrücke längst erstarrt. „Im Jahr 2000 wurde sie wegen technischer Mängel stillgelegt“, sagt Apel. 2016 wurde das denkmalgeschützte Bauwerk für 3,8 Millionen Euro überarbeitet, die eigentliche Brücke durch einen Neubau ersetzt. „Dabei werden aus Denkmalschutzgründen der Gegengewichtkasten und die Abrollsegmente stahlbautechnisch aufgearbeitet und in das neue Bauwerk integriert, um das historische Erscheinungsbild zu erhalten“, hieß es in einer Projektbeschreibung des Bauunternehmens HC Hagemann, das 2016 die Arbeiten ausführte.
Ein kleiner Elektromotor mit nur 100 PS konnte die riesige Brücke bewegen
„2016 wurde auch das Brückenhaus abgerissen, kurz bevor es unter Denkmalschutz gestellt worden wäre“, sagt Apel. Doch unterhalb des verschwundenen Häuschens gibt es bei Führungen heute noch etwas zu sehen: die riesigen Zahnräder der Brückenmechanik und einen relativ leistungsschwacher Elektromotor (100 PS). Der reichte damals aus, um die große Brücke zu bewegen, denn durch ihr Gegengewicht musste – ähnlich wie bei einer Wippe – nur die Reibung überwunden werden.
Brücke Nummer zwei liegt nur einige hundert Meter entfernt und ist ebenfalls eine Klappbrücke. Sie führt über den Westlichen Bahnhofskanal, ist heute noch in Betrieb, wird aber nur selten geöffnet. „Für den Brückenbau 1954/55 wurde extra die Straßenbahn umgeleitet“, sagt Apel. „Die Schienen führten über den Schellerdamm und Karnapp zur Kreuzung mit der Harburger Schloßstraße/Schloßmühlendamm, wo die eigentliche Trasse verlief – enorm, welche Anstrengungen man damals unternahm, um die Straßenbahnlinie aufrecht zu erhalten.“
Auch diese Klappbrücke ersetzte eine Drehbrücke, erbaut 1846. Doch anders als bei ihrer ungleichen Schwester ist sie weitgehend erhalten, inklusive Brückenwärterhaus. Unter dem Bauwerk befindet sich auch hier die historische Maschinerie zur Anhebung der Brücke, die auf dem Rundgang besichtigt werden kann. Das fast 70 Jahre alte Bauwerk ist in die Jahre gekommen und kann der gewachsenen Belastung des Lkw-Verkehrs kaum noch standhalten. Sie soll in den kommenden Jahren grundsaniert werden.
Durch Vandalismus ist die Klappbrücke zum Holzhafen unpassierbar
Eine weitere besondere Brücke befindet sich am Westrand des Binnenhafens: die Holzhafen-Klappbrücke. Sie verbindet den Lotsekanal mit dem Harburger Holzhafen und landseitig den Lotsekai mit der Konsul-Ritter-Straße. „Die Brücke war die erste in Hamburg, die aus Doppel-T-Trägern konstruiert ist“, sagt Apel. „Das ermöglichte leichteres und schnelleres Bauen.“
Die Brücke am Ende des Hafens ist nach einem Vandalismus-Schaden seit Januar 2022 kontinuierlich für den Schiffsverkehr geöffnet und damit für Fußgänger und Radfahrer gesperrt.
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Bei der nötigen Instandsetzung soll auch die Antriebs- und Steuerungstechnik erneuert werden. Auf eine Anfrage der Harburger CDU zum Start der Arbeiten antwortete die Verkehrsbehörde im Februar: „Der Denkmalschutz erfordert einen 1:1-Austausch der Antriebstechnik. Lediglich dort, wo unbedingt erforderlich, lässt er die Rekonstruktion durch Nachbauten zu. Dies machte außergewöhnlich umfangreiche Recherchen zur Verfügbarkeit von Komponenten und zur Möglichkeit der Nutzung von Nachbauten sowie Abstimmungen mit dem Denkmalschutzamt erforderlich. Aufgrund der komplexen Vorgaben musste die Vorplanung noch einmal umfangreich überarbeitet werden. Mit dem Baubeginn ist erst in der zweiten Jahreshälfte 2024 zu rechnen.“
Die Führung der Geschichtswerkstatt am 18. Juni beginnt um 13 Uhr. Sie ist kostenfrei, um eine Spende wird gebeten. Treffpunkt ist der Parkplatz an der Fischhalle, Kanalplatz 16.