Harburg. Die Brücke macht Schiffen den Westlichen Bahnhofskanal zugänglich. Behörde prüft, ob Bauwerk langfristig festgesetzt wird.

Soll sie auch in Zukunft aufklappen können und damit Schiffen Liegeplätze im Westlichen Bahnhofskanal ermöglichen, oder ist der Erhalt der in die Jahre gekommenen beweglichen Brücke zwischen dem Veritaskai und dem Kanalplatz zu teuer? Diese Frage ist seit Jahren aktuell. Nun haben Korrosionsschäden am Tragwerk Fakten geschaffen: Sie verhindern derzeit das Klappen der Brücke. In der Nacht vom 14. auf den 15. Mai will der Landesbetrieb Brücken, Straßen und Gewässer (LSBG) das Bauwerk wieder instand setzen und damit Schiffen wieder den Zugang in den Bahnhofskanal schaffen.

Befürchtungen der maritimen Binnenhafen-Szene, die 1955 erbaute Brücke könnte aus Kostengründen endgültig festgesetzt und der Westliche Bahnhofskanal mit seiner historischen Bebauung (Fleethaus, Silo) zum leblosen Gewässer werden, sind damit vorläufig vom Tisch. Sie sind nicht neu. So hatte die Harburger Bezirksversammlung bereits im Januar 2015 beschlossen, dass „bei der Instandsetzung der Straßenbrücke keine Billiglösung ohne Öffnungsmöglichkeit in Betracht kommen kann“.

Eine Grundinstandsetzung ist 2021 bis 2024 geplant

Im Januar diesen Jahres hatte die SPD-Fraktion noch einmal nachgelegt und gefordert, dass vorhandene Schäden möglichst zügig zu beseitigen sind, auch um Folgeschäden an Brücke und anliegenden Gebäuden aufgrund der unebenen Fahrbahn zu vermeiden. Die Behörde für Wirtschaft und Verkehr mit dem LSBG hatte in ihrer Stellungnahme zum SPD-Antrag im Februar darauf verwiesen, dass gerade die turnusmäßige Bauwerksprüfung laufe und dass eine Grundinstandsetzung der Brücke in den kommenden Jahren geplant sei. Diese solle im Jahr 2021 beginnen und voraussichtlich 2024 abgeschlossen sein. Auch ein Neubau sei „angedacht“, heißt es in der behördlichen Stellungnahme. Deshalb werde jetzt nur nach Bedarf ausgebessert – größere Eingriffe seien wirtschaftlich nicht zu vertreten.

Das Ergebnis der aktuellen Brückenprüfung hat offenbar dazu geführt, dass nun zunächst Schweißarbeiten am Tragwerk auszuführen sind. Als Folge wird die Klappbrücke wieder bewegt werden können. Ob dies jedoch zukünftig so bleibt, steht noch nicht fest. „Wir prüfen derzeit mehrere Varianten der Instandsetzung. Noch wissen wir nicht, ob die Brücke mittelfristig fest, halbfest oder beweglich sein wird“, sagt Susanne Meinecke, Sprecherin der Wirtschaftsbehörde. Alternativ zur aufwendig zu erhaltenden Klappfunktion könnte die Brücke als Kompromiss womöglich so umgebaut werden, dass sie mit Hilfe von Kränen aus- und wieder eingehängt werden kann, um (in seltenen Fällen) Schiffe in den Kanal hinein oder heraus fahren zu lassen.

Ein Umbau, der die Brücke komplett fest setzt, könne nur im Einvernehmen mit dem Bezirk vorgenommen werden, sagt Bezirksamts-Sprecher Lukas Steinbrink. Von dort ist für diese Baumaßnahme kein grünes Licht zu erwarten. Steinbrink: „Das Bezirksamt orientiert sich an den Beschlüssen der Bezirksversammlung. Und die sagen: Die Schiffbarkeit soll erhalten bleiben.“

Klappbrücke über Östlichen Bahnhofskanal sitzt schon fest

Erst 2016 war die denkmalgeschützte „Schwester“, die Klappbrücke über den Östlichen Bahnhofskanal, aufwendig saniert worden. Die 1933/34 erbaute Brücke war 2016 bereits seit mehreren Jahren unbeweglich. Aufgrund von Auflagen des Denkmalschutzes behielt sie aber ihren stählernen Gegengewichtkasten und die Abroll­segmente, die sich noch heute über den Veritaskai erheben und gewissermaßen das Tor zum Binnenhafen bilden. Der Östliche Bahnhofskanal ist also längst ein stillgelegtes Hafengewässer.

Dagegen könnte es im Westlichen Bahnhofskanal durchaus wieder Schiffsverkehr geben – in Maßen: Meist hatte sich die Klappbrücke erhoben, wenn ein größeres Schiff eine Zeit lang in dem Kanal „geparkt“ werden sollte, etwa die „Seute Deern“. Auch Reinhard Knoche würde sein Salonschiff „Wappen von Harburg“ dort gern hinlegen, wenn es nicht gebucht ist. „Um die Verkehrsfähigkeit des Hafens zu erhalten, macht es Sinn, den Dauerliegeplatz nicht im Lotsekanal, sondern im Westlichen Bahnhofskanal zu haben“, sagt er.