Harburg. Nach den Absagen von Discomove und Beach-Club sollen Harburgs andere Sommerpartys steigen. Allerdings: Wie groß eigentlich noch?

Corona ist 2023 mehr oder weniger für beendet erklärt worden. Da müsste man doch wieder feiern können, oder? Die bitteren Absagen von Discomove und Beach-Club für diesen Sommer sprechen eine andere Sprache: Mit dem Rückgang des Infektionsgeschehens und der Abmilderung der Krankheitsverläufe sind die Feste eben nicht automatisch zurück.

Die Veranstaltungsbranche hat ihre eigene Art von Long Covid und muss erst einmal wieder auf die Beine kommen. Alles ist teurer geworden, aber Fördergelder werden wieder knapper, und das Personal ist erst einmal weg. Binnenhafenfest, Vogelschießen und Außenmühlenfest sind dabei, sich neu zu erfinden. Der „Sommer im Park“, der erst in der Pandemie ins Leben gerufen wurde, muss sein Programm komprimieren.

Veranstaltungen in Harburg: Neustart für Schützengilde ohne Zelt

Am radikalsten umdenken muss die Harburger Schützengilde – mal wieder. Nachdem ihr Volksfestplatz auf dem Schwarzenberg bereits 2015 mit einer Geflüchtetenunterkunft belegt wurde, zog die Gilde für das Vogelschießen mit einem Festzelt und einigen wenigen Karussells auf den Harburger Rathausplatz. 2019 fand dort das bislang letzte große Fest statt. Die Karussells waren da schon weggeschrumpft. Dann kam Corona.

Spargelessen im Festzelt beim Vogelschießen 2015. 2023 fällt das Festzelt aus.
Spargelessen im Festzelt beim Vogelschießen 2015. 2023 fällt das Festzelt aus. © HA | Lars hansen

Der Neustart 2023 findet jetzt sogar ohne Zelt statt. Geplant war das nicht. „Unser langjähriger Zeltwirt hat uns relativ kurzfristig informiert, dass er das Zelt lediglich für das Spargelessen zu Beginn der Festwoche stellen könnte“, sagt Gilde-Pressesprecher Nico Ehlers. „Für eine lediglich vierstündige Veranstaltung Zeltmiete sowie Auf- und Abbau zu bezahlen, können wir uns nicht leisten.“

Für 2024 verhandelt Schützengilde mit einer Event-Firma

In den Jahren vor der Pandemie hatte das Zelt während der ganzen Festwoche auf dem Rathausplatz gestanden. Nach dem Spargelessen für geladene Gäste fand hier öffentliches Programm statt, während die Schützen auf dem Schießstand am Schwarzenberg ihren neuen Gildekönig unter sich ausmachten. Auch zum Aus- und Ummarsch sowie zum Zapfenstreich kehrten die Gildeschützen hier ein. 2023 nicht. Das Spargelessen ist ins Hotel Lindtner verlegt und die Gästezahl auf 200 halbiert. Der Ausmarsch ist ohne Einkehr, befreundete Vereine werden im kleinen Rahmen auf dem Schießstand-Parkplatz bewirtet.

„Das ist dann kein Volksfest, aber es geht in diesem Jahr nicht“, sagt Ehlers. „Wir haben von keinem Zeltwirt verlässliche Zusagen einholen können und verzichten lieber, als doch noch zu scheitern. Für 2024 sieht es schon wieder anders aus. Wir verhandeln mit einer Event-Firma, die uns ein modernes Traditionsfest organisieren kann.“

Harburg: Außenmühlenfest bleibt so klein wie schon 2022

Notbremse und Neustart mit längerem Vorlauf exerziert auch das Außenmühlenfest derzeit durch. Allerdings ist Festchef Heiko Hornbacher schon ein Jahr weiter: 2022 sagte er das „kleine Fest am großen Teich“ mangels Schaustellern kurzfristig ab. Jetzt hat er mit pb-Concepts – die gerade den Disco-Move abgesagt haben – Partner ins Boot geholt. „Wir sprechen uns Mitte März ab, wie das Fest nun aussehen soll, aber stattfinden wird es ziemlich sicher. Wir hatten es ja schon vor der Corona-Krise etwas kleiner und familiärer gestaltet und sind damit gut gefahren“, sagt Hornbacher. „In dieser Größe wird es auch im August 2023 stattfinden.“

2022: Hafenkultur ohne Remmidemmi beim Binnenhafenfest. 2023 soll auch die Party-Komponente wieder hinzukommen.
2022: Hafenkultur ohne Remmidemmi beim Binnenhafenfest. 2023 soll auch die Party-Komponente wieder hinzukommen. © Hillmer/HA | Angelika Hillmer

Sehr familiär hatte auch das Harburger Binnenhafenfest 2022 den Neustart gewagt. Etwas zu familiär, hatten so manche Harburger gefunden, die Bier, Wurst und Remmidemmirock vermissten und diese Kritik auch laut geäußert hatten. Die Veranstalter – Kulturwerkstatt, Museumshafen und einige weitere Binnenhafenakteure – hatten sich das zu Herzen genommen: Auf dem Kanalplatz sollen Bierstände, Wurstbuden und Rock’n’Roll das Bild beherrschen und den Ton angeben; auf dem Lotsekai soll das Familienfest wie im Vorjahr stattfinden – mit leiseren Tönen, unkommerziellen Getränkepreisen, allerdings auch ohne Alkohohl sowie Eltern-Kind-tauglichen Aktivitäten und einem Schwerpunkt auf Hafenkultur.

Harburger Stadtpark: „Sommer im Park“ kehrt auf die Freilichtbühne zurück

Bei vielen Gästen kam auch diese Festgestaltung gut an. Für die Erweiterung auf den Kanalplatz benötigen die Fest-Macher eine mittelgroße Summe aus Bezirksmitteln. Beantragt ist das Geld. Ob es bewilligt wird, und in welcher Höhe, entscheiden Harburgs Bezirkspolitiker am Donnerstagabend im nichtöffentlichen Teil der Kulturausschusssitzung. „Ich gehe davon aus, dass wir die Erweiterung irgendwie organisieren können“, sagt Martina Siebert von der Organisationsgruppe. Gefeiert wird am ersten Juni-Wochenende.

Im Juli geht auch 2023 der „Sommer im Park“ über die Freilichtbühne am Nordhang des Rabenstein im Harburger Stadtparks. Zehn Tage, wie 2022, wird er aber nicht mehr dauern. Bezirksamt und Citymanagement als Veranstalter scheitern an den selbst erarbeiteten Lärmschutzregeln und müssen auf sechs Tage verkürzen. Verloren gehen soll dabei nichts: „Die 60 Stunden Kulturprogramm, die wir 2022 in zehn Tagen veranstaltet haben, finden jetzt an sechs Tagen statt“, verspricht Eventmanagerin Louisa Knipschild.