Harburg. Zeitplan für die Bauarbeiten am Harburger ZOB und am angrenzenden Kreuzungskomplex gerät durcheinander

Die einen freut es, weil sie als Autofahrer einige Zeit länger auf gewohnten Wegen durch Harburg fahren können. Die anderen sind besorgt oder verärgert, denn der „Doppelknoten“ genannte Kreuzungskomplex westlich des Harburger Bahnhofs und der Busbahnhof selbst müssen saniert werden um leistungsfähiger zu werden beziehungsweise leistungsfähig zu bleiben. Die Sanierung ist eigentlich minuziös von den beiden Bauträgern Hamburger Hochbahn (HHA, Busanlage) und Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG, Kreuzungen) in mehreren Phasen durchgeplant.

Doch noch bevor überhaupt richtig angefangen wird, ist eines klar: Der vor einem Jahr vorgestellte Zeitplan kann gar nicht mehr eingehalten werden. Nach diesem Zeitplan müsste nämlich seit Herbst gebaut werden. Nun soll die erste Bauphase erst im Juni starten. Während die HHA mit dem Umbau der Busanlage weiterhin bis 2025 fertig sein will, geht der (LSBG) mittlerweile von einem Bau-Ende am Doppelknoten im Jahr 2026 aus.

Seit 2016 wird die Sanierung der extrem verkehrsreichen Kreuzung geplant

Seit 2016 wird die Sanierung der Kreuzung geplant. 2017 meldete die Hochbahn erstmals an, dass sie den an der Kreuzung gelegenen Harburger ZOB sanieren und in den Kreuzungskomplex erweitern muss, wenn das Nahverkehrsangebot in Harburg wachsen können soll. Politik und Verwaltung beschlossen, beide Maßnahmen zu koordinieren. Mittlerweile ist noch eine dritte geplante Baustelle hinzugekommen: Die 1000 Fahrräder fassende unterirdische Rad-Station neben der Walter-Dudek-Brücke. Ihr genauer Standort wurde vom Bezirk Harburg erst spät beschlossen. Schon Jahre vorher hielt der Doppelknoten-Umbau die Straßenbauer in Atem: Großprojekte im Umfeld sollten vorher abgeschlossen sein, um Ausweichverkehre aufnehmen zu können: Die Sanierung der Harburger Hochstraße und die Erneuerung der Neuländer Straße. Beide verzögerten sich und damit den Start am Doppelknoten. Verzögert wird damit auch der Umbau der Moorstraße direkt nach dem Doppelknoten-Umbau.

Alle drei Maßnahmen am Knoten wurden zu einem Bündel zusammengefasst und in neun Bauphasen aufgeteilt, damit die wichtige Kreuzung immer nur teilweise gesperrt ist und sich in einem verbleibenden Teil der Fahrbeziehungen weiter nutzen lässt. Grob kann man sagen, dass die Baufelder dabei gegen den Uhrzeigersinn um den Doppelknoten wandern. Bauphase 1, die erste Hälfte der Sanierung der Hannoverschen Straße vor dem Harburger Bahnhof, sollte im Herbst 2022 starten. Vorher sollten noch Leitungsarbeiten in den Nebenflächen stattfinden. Stromnetz Hamburg und die städtische IT-Firma Dataport fingen mit ihren Leitungen an und brauchten länger, als sie dachten. Der nächste Bautrupp wäre der von Hamburg Wasser gewesen. Da war es aber schon Dezember und die Wasserwerker hätten auch in der Hauptzufahrt zum Phoenix-Center graben müssen. Das wollte man in der Vorweihnachtszeit nicht mehr. Dennoch war man beim LSBG noch im Herbst zuversichtlich, die Verzögerung wieder herausholen zu können.

„Ziel ist es, den ZOB zum 4. Juli 2025 wieder in Betrieb zu nehmen.“

Das stellt sich mittlerweile anders dar: „Der LSBG beginnt mit dem Straßenbau Anfang Juli 2023. Diese Arbeiten dauern bis voraussichtlich März 2026“, heißt es aus dem Landesbetrieb. „Aktuell wird das EU-weite Ausschreibungsverfahren im LSBG auf den Weg gebracht.“

Der zweite Satz bedeutet: Auch wenn die Leitungsarbeiten rechtzeitig beendet worden wären, hätte der LSBG noch keine Baufirma gehabt, um pünktlich zu beginnen. Und während der LSBG seinen Kreuzungsumbau nun bis 2026 veranschlagt, hat es die Hochbahn eiliger, und das nicht nur, weil sie erst mit einem erweiterten ZOB auch ihr Angebot deutlich ausbauen kann. Im Sommer 2025 muss der Harburger ZOB soweit sein, das er einen großen Schienersatzverkehr schultern kann, weil die S-Bahn in Wilhelmsburg Weichen erneuert. „Ziel ist es, den ZOB zum 4. Juli 2025 wieder in Betrieb zu nehmen, damit Anfang August 2025 der Schienenersatzverkehr für die Sperrung der S3/S31 gestartet werden kann“, sagt HHA-Sprecher Christoph Kreienbaum.

Die Frage, wie ein fertiger ZOB dem Schienenersatzverkehr nützlich sein kann, wenn ringsherum die Straßen gesperrt sind, beantwortet er gleich mit: „In dieser Zeit legt der Straßenbau eine Pause ein. Der Doppelknoten wird erst nach dem Schienenersatzverkehr fertiggestellt.“

Auch die Moorstraße wird umgestaltet.
Auch die Moorstraße wird umgestaltet. © xl | Lars Hansen

Schon im Juli werden Bus-Nutzer, die von der Harburger Innenstadt in Richtung Wilstorf und weiter fahren, sich umgewöhnen müssen: Die Hannoversche Straße wird Einbahnstraße. Busse fahren dann durch die Wilstorfer Straße. Ab Herbst 2023 wird der ZOB komplett gesperrt. Auch die Busse aus Wilstorf fahren dann durch die Wilstorfer Straße. Haupt-Umsteigebahnhof von Bus zu S-Bahn wird die Station Harburg Rathaus. Für Fahrgäste, die zum Fernbahnhof möchten, wird eine Extra-Haltestelle in der Wilstorfer Straße eingerichtet. Trotz der Verzögerung des Baustarts an der Hannoverschen Straße ist Kreienbaum optimistisch, dass der ZOB rechtzeitig fertig wird: „Wir können unsere Maßnahme in eine andere Bauphase des LSBG integrieren. Die Außerbetriebnahme des ZOB wird voraussichtlich wie geplant im Herbst 2023 mit dem Abbruch starten.“