Hamburg. Bezirkspolitik hatte Verbesserungen für die Bus-Umleitung gefordert, die Hamburger Verkehrsbehörde lehnt die meisten aber ab.

Der Umbau des Harburger Busbahnhofs und des angrenzenden „Doppelknoten“ genannten Kreuzungskomplexes sollte eigentlich schon im vollen Gang sein, verzögert sich allerdings gerade gerade bis ins Frühjahr. Solange wird zumindest auf der Fahrbahn nicht gebaut. In den Nebenflächen haben allerdings bereits Leitungsbauarbeiten begonnen. Die dauern länger, als geplant. Damit hat der Zeitplan der Großbaustelle, die Harburg über Jahre in Atem halten wird, schon jetzt Verspätungen. Einerseits macht das Harburger Verkehrspolitikern Sorgen. Andererseits gibt es ihnen Zeit, ihre Ortskenntnis noch einmal in mögliche Ablaufpläne einzubringen. Ein erster Versuch ist allerdings gescheitert.

Die Bezirksversammlung hatte eine ganze Reihe an Verbesserungsvorschlägen beschlossen und die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) aufgefordert, diese zu prüfen. Das hatte in sofern Erfolg, dass die Behörde tatsächlich prüfen ließ. Allerdings lehnt sie nach der Prüfung fast alle Vorschläge ab.

Busse können nicht mehr zum Bahnhof fahren

Der Harburger Ring rund um die Ausgänge der S-Bahn Harburg Rathaus wird mehrere Jahre der Zentrale Busknotenpunkt - unter laufendem Fußgänger- und Autoverkehr. 
Der Harburger Ring rund um die Ausgänge der S-Bahn Harburg Rathaus wird mehrere Jahre der Zentrale Busknotenpunkt - unter laufendem Fußgänger- und Autoverkehr.  © HA | Lars Hansen

Die meisten betreffen die Umleitung der Busse während der Sperrung des ZOB am Harburger Bahnhof. Die sollte eigentlich ab Mai kommenden Jahres stattfinden, aber der Plan hängt, wie erwähnt, bereits hinterher. Wenn die Busanlage in Harburg gesperrt ist, soll rund um die S-Bahn Harburg Rathaus der Ort sein, an dem alle Buslinien aufeinandertreffen und an dem die Harburger vom Bus in die Bahn umsteigen und umgekehrt. Im Sommer 2024 kommt auch noch der Schienenersatzverkehr zwischen Harburg Rathaus und Neugraben hinzu.

Anders als der derzeitige ZOB ist dieses Areal auch durch starken Durchgangsverkehr von Fußgängern, Radfahrern und Autos geprägt und es ist weitläufiger. So sollen die Busse in Richtung Marmstorf und Appelbüttel vor dem Museum abfahren, während die meisten anderen Linien am Ring halten. Um die Umsteigewege zwischen den Bussen zu verkürzen, hatte die Bezirksversammlung gefordert, die jetzige Abfahrt der Linien vor dem Haus der Kirche beizubehalten.

Bus-Shuttle vom Harburger Ring bis hinter den Fernbahnhof? Abgelehnt

Dort sollen nach den Plänen der Hamburger Hochbahn und damit der Verkehrsbehörde allerdings die Busse aus Marmstorf ankommen, die dann ja nicht mehr zum Bahnhof fahren können. Sie sollen dann dort „überliegen“ – sprich: die Fahrer sollen dort ihre vorgeschriebene Pause machen – und dann wieder zum Museum vorfahren. „Das lässt sich sicherlich auch mit wenig Aufwand anders lösen“, sagt Frank Wiesner (SPD), im Ehrenamt Verkehrspolitiker in der Bezirksversammlung, im Hauptberuf Verkehrsplaner bei einer niedersächsischen Busgesellschaft. „Gerade für Mobilitätseingeschränkte sind diese Wege zu weit!“

Wiesner und seine Kollegen werden noch Überzeugungsarbeit leisten müssen, denn die BVM beharrt in diesem Punkt auf ihren Plänen. Auch einen Bus-Shuttle vom Ring bis hinter den Fernbahnhof lehnt die BVM ab. Wer vom Bus nicht in die S-Bahn umsteigen, sondern mit der Regional- oder Fernbahn weiterfahren möchte, muss bis Anfang 2025 trotzdem zunächst einmal eine Station mit der S-Bahn fahren, von Harburg Rathaus zum Bahnhof Harburg. Den Plan, den provisorischen Umsteigeknoten mit einer Linie zu entlasten, die die Stadtteile von Bostelbek bis Langenbek auf einer äußeren Route verbindet, lehnt die BVM genauso ab: Diese Linie ist bereits in der Vergangenheit vom Bezirk gefordert, von der Hochbahn durchgerechnet und dann als nicht notwendig eingeordnet worden.

„Ich bin ernüchtert“, sagt Verkehrsexperte Frank Wiesner

„Ich bin ernüchtert“, sagt Frank Wiesner. „Die Verkehrswende in Harburg liegt damit während der Bauzeit auf Eis.“

Sein Koalitionskollege Michel Sander (Grüne), Vorsitzender des Mobilitätsausschusses, sieht es nicht ganz so pessimistisch: „Was Radverkehr und Autoverkehrsführung während und nach der Bauzeit angeht, zeigt die Behörde in einigen Punkten Handlungsbereitschaft. Darum sehe ich die Antwort nicht nur negativ.“

In der ersten Bauphase – sie beginnt nun nach der Frostpause – und der darauf folgenden, wird erst einmal nur die Hannoversche Straße vor dem Bahnhof zur Einbahnstraße Richtung Westen. Das betrifft dann aber schon einmal alle Busse des „Korridors Harburg“ zwischen Wilstorf und Eißendorf/Heimfeld. Sie werden dann schon ohne Halt am Bahnhof über die Wilstorfer Straße geführt. Ab Sommer ist der ZOB für alle Busse gesperrt. „Ich befürchte verwirrte Fahrgäste und Chaos am Harburger Ring“, sagt der CDU-Abgeordnete Rainer Bliefernicht. „Die Maßnahmen sollten zeitlich gestreckt sein!“