Hamburg. Täglich 1000 Züge! Stark frequentierte Querung über die Süderelbe muss abgerissen und ersetzt werden. Was das für Pendler bedeutet.
Die Eisenbahnbrücke über die Süderelbe muss abgerissen und neu gebaut werden. Das steht seit einigen Jahren fest. Nun hat die Deutsche Bahn AG ihre Vorplanung abgeschlossen und stellt erste Eckdaten zu dem umfangreichen Bauprojekt der Öffentlichkeit vor. Demnach sollen die Baumaßnahmen 2028 beginnen. Insgesamt sind acht Gleise betroffen: die beiden S-Bahn-Trassen, zwei Schienenstränge für die Personenzüge im Regional- und Fernverkehr sowie vier Gleise für den Güterverkehr.
Was auf dem ersten Blick wie ein einziges Bauwerk wirkt, sind tatsächlich vier Brücken: Stromabwärts betrachtet, liegen hintereinander die Brücken der S-Bahnstrecke, der Güterumgehungsbahn und der Personenbahn mit jeweils einem Mittelfachwerk als Träger sowie auf der westlichen Seite die Brücke des Güterbahnzubringers Richtung Hamburger Hafen mit einem Kastenfachwerk.
Megaprojekt Süderelbbrücke: Neubau startet 2028
Die beiden mittleren Brücken sind 1979 in Betrieb gegangen, die S-Bahn- 1983 und die Hafenbahn-Brücke etwa zehn Jahre später. Insgesamt passieren nach Angaben der Bahn täglich etwa 1000 Züge die knapp 350 Meter langen Brücken – die S-Bahn in den Hauptverkehrszeiten im Fünf-Minuten-Takt je Richtung. Zudem verläuft hier die europäische Eisenbahnmagistrale Malmö – Maschen – Mailand.
- Wie kommen wir künftig über die Elbe?
- So soll es am neuen Fernbahnhof Altona aussehen – die Pläne
- Protest gegen neue Sternbrücke – wegen Baumfällungen
„Die Streckenkapazität kann während der mehrjährigen Bauzeit durch Umfahrungen neben den Bestandsbrücken aufrecht erhalten werden“, versichert die Bahn. Sie hat erste Informationen ins Internet gestellt, zu finden unter elbinselbruecken-hamburg.de. Demnach werden beidseitig der bestehenden Brücken Behelfsbrücken errichtet. Eine zweigleisige Brücke für die S-Bahn wird östlich verlaufen, die anderen provisorischen sechs Gleise zwischen der Bahnquerung und der Europabrücke im Verlauf der B 75.
Die Brücken sind heute gut 40 Jahre alt und dennoch abrissreif
Sämtliche Brücken überqueren auf der Harburger Seite zunächst einen kleinen Arm der Süderelbe, den Diamantgraben. An ihm liegt jeweils links und rechts der heutigen Brücken eine Steganlage. Während die östliche Steganlage mit dem Hausboothafen Hamburg nach der publizierten Planzeichnung unberührt bleiben wird, werden die Stege auf der westlichen Seite inklusive zweier Hallengebäude womöglich weichen müssen. Das Gelände gehört zur Knief-Werft, die ihren Hauptsitz jenseits der Autobrücken östlich der Harburger Hafenschleuse hat.
Die Brücken sind heute gut 40 Jahre alt und dennoch so baufällig, dass sie nicht mehr saniert werden können, sondern nur noch der Abriss bleibt. Das wurde im April 2019 öffentlich. Auf eine Anfrage des Hamburger CDU-Bundestagsabgeordneten Christoph Ploß antwortete des Verkehrsministerium damals: „Bei regelmäßigen Kontrollen der Eisenbahnüberführung Süderelbe hat die DB Netz AG 2018 festgestellt, dass der technische Zustand der Brücke einen Neubau notwendig macht.“ Schuld seien „konstruktive Mängel“, die bereits beim Bau im Jahr 1978 entstanden seien. Die Vorgängerbrücken hielten länger: Die erste, zweigleisige Brücke wurde 1872 erbaut, mit großartigen Portalen an beiden Elbufern. Um 1910 wurde sie im selben Stil durch eine zweite zweigleisige Brücke ergänzt.
Megaprojekt Süderelbbrücke: Neubau startet 2028
Das aktuelle Bauprojekt tritt jetzt in die Entwurfsplanung ein. Dabei geht es vor allem um die Bautechnik sowie um Umwelt- und Lärmschutzaspekte. Ende 2023 könnte das Planfeststellungsverfahren beginnen. Es sollte, so der Zeitplan der DB Netz AG, bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Nach gut einjährigen vorbereitenden Arbeiten ist dann für Anfang 2028 der Baustart anvisiert.