Harburg. Seit die Radwege an der Heimfelder Straße weg sind, sollen Radler auf die schmale Straße. Viele trauen sich nicht.
Bislang lehnen die zuständigen Hamburger Fachbehörden – die Verkehrsbehörde und die Polizei – es ab, auf der Heimfelder Straße Tempo 30 anzuordnen, obwohl die Bezirksversammlung dies beschlossen hatte (das Abendblatt berichtete). Mit einer Fahrrad-Demonstration am 10. September wollen der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) und die Anwohner ihrer Forderung nun Nachdruck verleihen, dass dort eine entsprechende Geschwindigkeitsbegrenzung eingerichtet werde.
„Seit 2012 die Fahrradwege entlang der Heimfelder Straße abgebaut wurden, sollen Radfahrer zwischen Heimfelder Platz und Milchgrund auf der Straße fahren“, sagt Hein Diekmann, Anwohner, ADFC-Aktiver und Mitvorbereiter der Demo. „Das ist grundsätzlich auch völlig in Ordnung, aber nur, wenn die Autos langsamer fahren.“
Radfahrerinnen und Radfahrer haben an dieser Stelle Angst
Viele Radfahrerinnen und Radfahrer hätten nämlich Angst, hier auf der Fahrbahn zu radeln – und zu dieser Angst würden schnell fahrende Autos beitragen, so die Organisatoren der Fahrraddemo.
Ob Radfahrer auf die bislang den Autofahrern vorbehaltenen Fahrbahnen gehören, ist eine Debatte, die lange geführt wurde und derzeit entschieden scheint: Wo abseits der Fahrbahn, in den so genannten Nebenflächen, der Platz nicht ausreicht, um Fußgängern und Radfahrern genügend Raum zu bieten, sollen die Radfahrer auf die Straße. Aus Sicht der Planer ist dabei die Ideallösung eine abgetrennte Fahrradspur, Protected Bike Lane genannt, in der Wunschliste folgen darauf Radspuren mit geschlossenen und Radschutzstreifen mit gestrichelten Linien und schließlich das Fahrbahnradeln ohne Markierung.
Die Gedanken, die die Planer das Fahrbahnradeln favorisieren lassen, sind vielfältig. Zum Einen soll eine vernünftige Neuaufteilung des Verkehrsraums mit breiteren Radwegen nicht zu Lasten der Schwächsten – sprich der Fußgänger gehen, zum Anderen sind Radfahrer für Autofahrer so sichtbarer und weniger gefährdet; vor allem in Abbiegesituationen.
An der Heimfelder Straße ist die Fahrbahn zu schmal
An der Heimfelder Straße ist die Fahrbahn zu schmal, um dort Fahrradspuren zu markieren. Vom Alten Postweg – auf dem übrigens wegen der Schule Tempo 30 gilt – kommt eine Fahrradspur an, endet aber – wie die Tempo 30-Strecke – an der komplizierten und schlecht einsehbaren Kreuzung am Heimfelder Platz. Viele Radler in Richtung Heimfelder Straße fahren von hier zunächst auf die Bushaltestelle weiter und dann auf die Fahrbahn, viele andere wechseln verbotenerweise auf den Fußweg. „Es braucht Mut und Selbstbewusstsein, hier im Autoverkehr zu radeln“, sagt Michael Sander, Grünen-Bezirksabgeordneter und Vorsitzender des Mobilitätsausschusses. „Autofahrer, die 50 fahren dürfen, fahren im Schnitt 58 km/h und weil die Fahrbahn schmal ist und der Gegenverkehr häufig, überholen sie Fahrradfahrer meist mit zu geringen Abständen. Eigentlich müssten Radfahrer in der Mitte der Fahrspur fahren, damit sie nur überholt werden, wenn die Gegenspur frei ist. Aber dazu braucht man viel Selbstbewusstsein.“
In der Vergangenheit hatten Polizei und die Hamburger Hochbahn eine Tempo 30-Strecke an der Heimfelder Straße abgelehnt, weil diese als „Bezirksstraße übergeordneter Bedeutung“ – umgangssprachlich: Hauptstraße – gilt und hohe Verkehrslasten bewältigen soll. Die Hochbahn hat zuletzt eingelenkt: Wenn ansonsten für ihre Busse die Fahrbahn hindernisfrei gehalten wird, gäbe es bei Tempo 30 zwischen Heimfelder Platz und Milchgrund kaum Fahrzeitverluste. Nur noch die Polizei lehnt die Tempo-30-Strecke ab, weil sie keine Rechtsgrundlage dafür sieht. Die wäre bei sensiblen Einrichtungen an der Straße oder erhöhten Unfallzahlen gegeben.
- Nach 9-Euro-Ticket: Was der Hamburger Senat plant
- Wie kommen wir künftig über die Elbe?
- Tempo-30-Symbole auf Fahrbahn sind unerwünscht – aber warum?
Heimfeld: Mehrere soziale Einrichtungen in der Nähe
„In diesem Abschnitt der Heimfelder Straße und angrenzend befinden sich mehrere soziale Einrichtungen: ein Kinderspielplatz, eine Schule, eine Kita, eine Seniorenwohnanlage, eine Seniorentagesstätte sowie eine Wohneinrichtung für psychisch erkrankte Menschen; außerdem Einzelhandel für den täglichen Bedarf, Dienstleister und Gastronomie, sowie allgemein eine dichte Wohnbebauung“, sagt Hein Diekmann. „Diese Einrichtungen weisen einen messbaren Zubringerverkehr mit Fahrrädern auf, ebenso das benachbarte Friedrich-Ebert-Gymnasium im Alten Postweg.“
Die Demonstration wird „begleitetes Radfahren“ genannt und dauert von 11 bis 13 Uhr, In kleinen Gruppen wollen die Demonstranten dann vom Heimfelder Platz (vor der Pauluskirche) zum Milchgrund und zurück radeln. Mitstreiter sind ihnen dabei willkommen.