Harburg. Alte Lagerhallen im Binnenhafen sollen zukünftig für Kultur oder Sport genutzt werden. Der mögliche Betreiber ist kein Unbekannter.

Der Binnenhafen bezieht seinen Charme aus den alten Industrie- und Hafengebäuden, die sich mit moderner Architektur mischen. Ganz im Westen, am Lotsekai/Ecke Dampfschiffsweg stehen zwei alte Lagerschuppen, deren Schicksal zunächst besiegelt schien: Sie sollten bis zu fünfgeschossigen Neubauten weichen. Doch bereits 2020 wurde beschlossen, den älteren, um 1898 erbauten, mit heller Farbe angestrichenen Lagerschuppen V zu erhalten. Nun wird auch der östlich benachbarte Backsteinschuppen IV im typischen Baustil der 1920er Jahre im Hafen Bestand haben.

„Die Planungen für das Grundstück Lotsekai 1 sind noch nicht abgeschlossen. In beiden Hallen sollen zukünftig handwerkliche, sportliche und kulturelle Nutzungen mit öffentlichen Veranstaltungen ermöglicht und angeboten werden. Entsprechende Ausschreibungen werden derzeit vorbereitet“, antwortet der LIG (Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen) auf Abendblatt-Anfrage.

Binnenhafen: Seit Jahren stehen die Schuppen weitgehend leer

Derzeit stehen die Schuppen weitgehend leer. Nur die westliche Lagerhalle wird zum Teil von der Ruderabteilung des SV Grün-Weiß Harburg genutzt, mit Wasseranbindung an den Harburger Holzhafen. Im Backsteinbau residierte vom Juni 2011 an die Freiwillige Feuerwehr Harburg. Sie bezog zum April 2020 ihr neues Feuerwehrhaus am Helmsweg.

Seit Jahren engagiert sich die Geschichtswerkstatt Harburg für den Erhalt der beiden historischen Gebäude und zählt sie zu den „Kostbarkeiten im Harburger Binnenhafen“. In dem gleichnamigen Büchlein wird dies begründet: „Die ehemaligen Schuppen am Lotsekai stellen in Verbindung mit der Schienen führenden, beweglichen Holzhafenbrücke von 1929/30 und dem gepflasterten Kai mit den noch erhaltenen Gleissträngen ein reizvolles Ensemble dar, an dem sich die Arbeitsabläufe im Hafen auch heute noch (...) nachvollziehen lassen.“

Interessent mit weit gediehenem Nutzungskonzept

Für den kleineren Schuppen V gibt es bereits einen Interessenten mit weit gediehenem Nutzungskonzept: Der Musiker und Journalist Werner Pfeifer, Eigentümer und Betreiber der Fischhalle Harburg auf der anderen Seite des Lotsekanals, möchte dort das Kreativzentrum des Binnenhafens entwickeln: Ateliers und Werkstätten für Künstler schaffen, ein kleines Hafenkino und eine Tanzschule ansiedeln. Die Harburger Politik hat ihm Unterstützung signalisiert. Nun wartet Pfeifer seit gut zwei Jahren auf die Ausschreibung des LIG. „Ich werde mich mit meinem Konzept auf jeden Fall um die Nutzung des Schuppens bewerben“, sagt der Binnenhafen-Fan, der selbst auf einem Schiff im Hafen wohnt.

„Ich war jetzt zwei Jahre nicht mehr in der Halle, denke aber, dass unsere Planungen weiter Bestand haben.“ Erste, im Dezember 2019 präsentierte Zeichnungen zeigen ein offenes Raumkonzept mit abgeteilten Bereichen für die Ateliers und andere Nutzungen. Der potenzielle Bauherr will das Gebäude nicht so aufwendig sanieren wie seine Fischhalle. Eine Gastronomie ist nicht vorgesehen, um dem Fischhallen-Bistro keine Konkurrenz zu machen.

Ob die rund 100 Jahre alte Backsteinhalle ebenfalls öffentlich ausgeschrieben werden wird, ist noch nicht abschließend geklärt. Hier ist die Hamburger Wirtschaftsförderung derzeit mit einem förderwürdigen Betrieb im Gespräch, der Interesse an der gut 1000 Quadratmeter großen Halle und am Standort Harburger Binnenhafen hat. Da noch unklar ist, ob die Ansiedlung erfolgen wird, werden noch keine Namen genannt.