Harburg. Zahlreiche Aktionen für Kinder, preiswertes Essen und wenig Kommerz überzeugen die Besucher in Harburg.
Ein Hafenfest ohne große Bühnen mit Schaustellern, Rockspektakel und Alkoholausschank. Stattdessen nahezu familiäre Atmosphäre, ein maritimes Treffen unter – einigen Tausenden – Freunden. So präsentierte sich das runderneuerte Harburger Binnenhafenfest am Wochenende den Besuchern. „Das Schönste, was passieren konnte, ist eingetreten“, schwärmt Martina Siebert, Sprecherin des Organisatorenteams aus Kulturwerkstatt Harburg, MuseumsHafen Harburg (MuHaHar) und Yachtclub Hansa Harburg. Nur ihr Sonnenbrand machte der Festleiterin Sorgen.
Eine Nummer kleiner nach zwei Jahren Corona-Abstinenz
Nach zwei Jahren Corona-Abstinenz haben die Organisatoren das traditionelle Hafenfest eine Nummer kleiner geplant. Schließlich konnten sie im Februar/März, als die endgültige Entscheidung zum Format fiel, nicht wissen, ob und welche Corona-Regeln im Juni gelten würden. Doch inzwischen sind (fast) alle Regeln gefallen, und Veranstalter wie Besucher konnten unbeschwert auf den Kais des Lotsekanals flanieren und einen Abstecher zu Bühne und Café im Yachtclub Hansa machen.
Wer den kurzen Weg zum Clubgelände hinter der Jöhnk Werft und der Weiterbildungseinrichtung Jugend in Arbeit nicht zu Fuß gehen wollte, konnte sich vom kostenlosen Shuttle-Dienst um die Hafenecke schippern lassen. Die Skipper fuhren meist noch eine Extra-Schleife. Wer Glück hatte, erhielt dabei eine kleine Hafenführung; ein Boot verkaufte an Bord kühle Getränke. Weitere Schiffe starteten gegen eine Spende zu „echten“ Hafenrundfahrten.
An zwei Festtagen spielten insgesamt 13 Bands
An Land spielten an den beiden Festtagen insgesamt 13 Bands, organisiert vom Musiker und Fischhallen-Betreiber Werner Pfeifer. Zu hören war viel Folk, aber natürlich auch Seemannslieder, Hamburgisches und Pop-Klassiker. Mit dabei waren auch die Ukraine Allstars, eine Gruppe aus geflüchteten Profi-Musikern aus der Ukraine. Sie spielten internationalen Pop und Lieder aus ihrer Heimat. Die größte der drei Bühnen, die mobile Containerbühne vom Verein Moorburg Art, hatte ihre Premiere in Harburg, im Bereich des „Wilden Wäldchens“ auf dem mittleren Kanalplatz.
Im Schatten der liebevoll „Wäldchen“ genannten Baumgruppe vergnügten sich Kinder mit ihren Eltern. Sie malten, bastelten, hielten ihre Stockbrote ins Lagerfeuer. Meli Kashokarvy, Josephine Fromm und Lukas Büsch von der Freiwilligen Feuerwehr Harburg passten auf, dass aus dem Feuer kein Wäldchenbrand wurde. Das Kinderprogramm lag in Händen von Martina Siebert. Sie freute sich darüber, dass mehr als 20 Harburger Vereine am Start waren und die meisten von ihnen Angebote für Kinder machten. Alles gratis. „Es kamen Eltern zu mir und bedankten sich für das Fest. Sie fragten, wo sie eine kleine Spende leisten können. Wir hatten die Vereine gebeten, keine Spendendosen aufzustellen, um die Besucher nicht in Zugzwang zu setzen“, so Siebert.
Zivile Preise der angebotenen Speisen gehörten zum Konzept
Auch die zivilen Preise der angebotenen Speisen gehörten zum Festkonzept. Schließlich führt die Inflation dazu, dass noch mehr Menschen wenig Geld zur Verfügung haben. Sie konnten dennoch ihren Hunger stillen, mit einer Portion aus der Champignonpfanne des Kooperationspartners Harburger Turnerbund zum Selbstkostenpreis von 2,50 Euro oder einem Crêpe, einem Stück Pizza oder einem Nudelauflauf für zwei Euro.
Diese waren in der „Backstube“ von geflüchteten Ukrainerinnen unweit des Flüchtlings-Rettungsschiffes „Sea Eye I“ erhältlich. Sie verkauften die Speisen und Getränke zugunsten ihrer geflüchteten Landsleute. Fast schon in guter Tradition: Bis Januar 2020 lag hier am Kanalplatz das Flüchtlings-Wohnschiff „Transit“. Auch damals war die Flüchtlingshilfe auf dem Binnenhafenfest präsent.
Elbewer „White Angel“ von 1907 geht einmal im Jahr auf Reisen
An der gegenüber liegenden Kaikante erwarteten die Schiffe des MuHaHar sowie auswärtige Boote die Besucher. Marcel Klovert, der auf dem ehemaligen Schüttgutfrachter „Lydios“ das Hotelschiff Kanal 77 betreibt, berichtete den Besuchern von seinem neuen Projekt einer schwimmenden Ferienwohnung auf einem ehemaligen Frachtensegler.
Auch Katharina Pscheidt empfing Schaulustige auf ihrem 1907 erbauten Elbewer „White Angel“. Sie habe sich mit dem Schiff einen Traum erfüllt, sagt sie, verbringe viel Zeit auf der gemütlich eingerichteten „Angel“. Seit 2012 liegt der Zweimaster am Lotsekai. „Einmal im Jahr sind wir unterwegs“, sagt Pscheidt. „Dann suche ich mir eine Crew zusammen, und wir sind ein bis zwei Wochen auf See.“
Katharina Pscheidt gehört dem Vorstand des MuHaHar an und stellt sich häufig als Hafenmeisterin zur Verfügung. Manche Harburger kennen sie auch aus der Kultkneipe „Bei Rosi“, wo sie öfters aushilft. Während sie von sich erzählt, beginnt der Sänger und Kabarettist Johannes Kirchberg auf der Waggonbühne am Lotsekai zu musizieren. „Nur handgemachte Musik – ist das nicht schön?“, kommentiert sie die ersten Klänge.